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Alba Berlin: Staiger schiebt Sonderschichten für den Durchbruch

Lucca Staiger will bei Alba Berlin raus aus der Reservistenrolle. Die Leistung gegen Bremerhaven könnte ein Fingerzeig sein.

Berlin - Wenn man an Weihnachten nicht zur Familie kann, muss eben manchmal die Familie zu einem kommen. Zumindest war dies bei Lucca Staiger der Fall, als seine Angehörigen am zweiten Weihnachtstag nach Berlin kamen und zusahen, wie er mit 15 Punkten eine Bestleistung in seiner Profi-Basketball-Karriere hinlegte. „Es war schön, dass meine Eltern und mein Bruder heute in der Halle waren“, sagte der Schwabe nach dem 85:59-Sieg gegen die Eisbären Bremerhaven. „Das hat mich motiviert.“

Beim heutigen Heimspiel gegen die BG Göttingen (Arena am Ostbahnhof, 20 Uhr) wird Staiger solch eine Motivationshilfe nicht mehr benötigen. Eine andere Aussicht treibt ihn an: Seit gut einem Jahr ist er in Berlin, doch nun könnte der 22-Jährige erstmals unverzichtbar für das Team werden. Denn der Nationalspieler ist so etwas wie der Gewinner der jüngsten Alba-Krise.

Schon in Samara durfte der Minutenmann plötzlich fast durchspielen. In Russland erzielte er 13 Punkte in 36 Minuten. „Spielzeit tut immer gut“, sagte Staiger. Gegen Bremerhaven dann warf Staiger acht Mal von der Dreipunktelinie, traf fünf Mal – beides Bestmarken in der Bundesliga für ihn. Dabei profitiert er auch davon, dass Alba sein Offensivspiel wiedergefunden hat. „Es war zuletzt das Problem der Mannschaft, dass wir den Ball nicht gut bewegt haben. Das haben wir heute richtig gut gemacht“, sagte Staiger. „Den Dreier reinzumachen, wenn man frei ist, ist dann fast das Einfachste.“ Dabei war genau das in der Vergangenheit Staigers Problem. In den Systemen von Trainer Luka Pavicevic war er selten als Schütze vorgesehen. Hatte er doch den Ball, warf er oft zu hektisch.

Der Publikumsliebling schien ein weiteres deutsches Talent zu sein, das bei Alba den Durchbruch nicht schafft. Wie Philip Zwiener, der im Sommer nach Trier ging und nun mit 14,4 Punkten im Schnitt der beste deutsche Werfer der Liga ist. Während Kritiker dies als Beleg dafür nehmen, dass Pavicevic keine deutschen Talente entwickelt, nehmen Albas Verantwortliche eher die Spieler in die Pflicht. „Viele deutsche Nationalspieler pochen nur auf ihren Status und arbeiten zu wenig an sich“, bemängelte Geschäftsführer Marco Baldi vor einiger Zeit.

Doch am Fleiß lag Staigers fehlender Durchbruch bestimmt nicht. Nach Ende der vergangenen Saison absolvierte er Einzeltraining mit Pavicevic, mittlerweile legt er mit dem neuen Assistenztrainer Boban Markow Sonderschichten ein. Vor allem am Defensivverhalten arbeiten sie. „In der Verteidigung muss ich noch erheblich stärker werden“, sagt Staiger. Denn ein zweiter Zwiener will er nicht werden, er will den Durchbruch bereits in Berlin schaffen. „Vielleicht klappt es ja, dass ich bei Alba eine Rolle spielen kann wie Philip in Trier.“ Doch dafür muss Staiger noch viele Sonderschichten einlegen. Dominik Bardow

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