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Alba: Sieg als Farce

Alba schlägt die insolventen, geschwächten Kölner 89:56 und will dem Konkurrenten zwei Spieler abkaufen.

Berlin - Die Mannschaftsaufstellung in der Hallenzeitung „Albatros“ war bei Spielbeginn schon überholt. Die Rückennummern 8 und 23 der Köln 99ers wurden gestern Abend im Pokal-Achtelfinale bei Alba Berlin nicht vergeben. Kölns Spitzenspieler Aleksandar Nadjfeji und Immanuel McElroy hatten dem insolventen Basketball-Bundesligisten, dessen Zukunft sich am 18. Februar entscheidet, am Dienstagabend mitgeteilt, dass sie Köln verlassen und „lukrativen Angeboten aus dem In- und Ausland nachgehen“ werden. Gegen die ohne ihre Stars stark geschwächten Kölner siegte Alba in der Max-Schmeling-Halle in einem Spiel, das zur Farce wurde, 89:56 (46:33). Beste Berliner Werfer waren Patrick Femerling und Goran Nikolic (beide 15 Punkte).

Damit rehabilitierten sich die Gastgeber für die Heimniederlage im Bundesliga-Spitzenspiel gegen die Artland Dragons Quakenbrück am Sonntag. Die Stimmung in der Halle war allerdings bis zur Pause verhalten. 4290 Zuschauer waren gekommen – wenige für ein Spiel gegen den großen Rivalen Köln. Erst am späten Montagnachmittag stand fest, dass die Kölner überhaupt noch antreten würden.

Möglicherweise wird zumindest einer der scheidenden Kölner, Nadjfeji oder McElroy, künftig das Trikot von Alba Berlin tragen – vielleicht sogar beide. McElroy, der in der Bundesliga 15 Punkte im Schnitt machte, könnte Julius Jenkins entlasten, der mangels Alternative gegen Quakenbrück 40 Minuten spielen musste. Nadjfeji (13,7 Punkte im Schnitt) wäre eine Ergänzung zu Dragan Dojcin, der nach einer Verletzungspause noch nicht in Form ist, und zu Goran Nikolic, der mit Meniskuseinriss spielt. „Dass die zwei zu uns passen würden, ist kein Geheimnis“, sagte Alba-Geschäftsführer Marco Baldi. „Ob wir das hinkriegen, ist die Frage. Wir arbeiten daran.“

Seit drei Monaten hat der Pokalsieger von 2007, der im Gegensatz zu Alba die nächste Uleb-Cup-Runde erreicht hat, in der Bundesliga kein Auswärtsspiel verloren und zudem acht der letzten neun Bundesligaspiele gewonnen, zuletzt 99:77 gegen Ludwigsburg.

Das gestrige Spiel aber war eine eindeutige Angelegenheit – für Alba. Die Berliner führten 12:0, als die Kölner durch Toby Bailey nach sechs Minuten die ersten Punkte machten. Bailey war Kölns Alleinunterhalter, er trieb die Mannschaft nach vorn, die zwischenzeitlich mit 20 Punkten zurücklag, und verhinderte in der ersten Halbzeit mit 17 Punkten ein Debakel. Die Berliner, bei denen Julius Jenkins Ende des ersten Viertels schon zwei Fouls hatte, spielten zunächst so aggressiv, wie sie es sich vorgenommen hatten und kamen bis zur Pause bei Würfen in unmittelbarer Korbnähe auf eine Erfolgsquote von 93 Prozent (Köln: 33 Prozent). Dass Alba angesichts der hohen Führung nachlässiger wurde, blieb ohne Folgen.

In der zweiten Halbzeit gab Köln sich endgültig auf, Topscorer Bailey machte keinen Punkt mehr, im dritten Viertel gelangen den Gästen nur neun Punkte. Fünf Minuten vor dem Ende hatte Alba 35 Punkte Vorsprung. Am Applaus gemessen war der Höhepunkt des Spiels das 76:44 durch Philip Zwiener, der erstmals seit mehreren Wochen überhaupt wieder eingesetzt und frenetisch gefeiert wurde. Kölns Trainer Obradovic hingegen war nicht zum Lachen. Die Hände in den Hosentaschen, verfolgte er schweigend das Spiel. Er wartete auf das Ende – des Spiels, vielleicht aber auch des Vereins.

Helen Ruwald

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