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Auf Julius Jenkins kommt es im vierten Spiel gegen Frankfurt an.

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Alba vor Spiel vier in Frankfurt: Julius Jenkins: Phrasen lieben und leben

Albas Kapitän Julius Jenkins wurde zum wertvollsten Spieler der Basketball-Bundesliga gewählt. Im Play-off-Viertelfinale gegen Frankfurt war von ihm lange wenig zu sehen, bis er in Spiel drei doch noch rechtzeitig zu seiner Stärke zurückfand.

Berlin - Julius Jenkins liebt Phrasen. Nach dem Spiel ist vor dem Spiel, Niederlagen müssen schnell abgehakt werden, die Mannschaft muss nach vorne schauen. Man gewinnt, man verliert, das ist Basketball. So oder so ähnlich äußert sich Alba Berlins Kapitän vorzugsweise. Der 29-Jährige lebt diese Phrasen aber auch – mit Erfolg. Lange Grübeleien sind nicht sein Ding, er hadert nicht, sondern macht weiter wie gewohnt, bis der Erfolg zurückkommt. So wie am Sonntag: Da trieb der lange Zeit wirkungslose US-Amerikaner sein Team gemeinsam mit Rashad Wright im dritten Play-off-Viertelfinale in der Verlängerung zum Sieg gegen Frankfurt und verhinderte das frühe Saison-Aus. Am gleichen Tag wurde er als wertvollster Spieler der Basketball-Bundesliga ausgezeichnet. Heute (19 Uhr, live bei Sport 1) will er mit Alba in Frankfurt zum 2:2 in der Best-of-five-Serie ausgleichen und ein fünftes Spiel am Freitag in Berlin erzwingen.

So unaufgeregt sich Jenkins in seinem vierten Alba-Jahr neben dem Feld gibt, so auffällig erlebt man ihn meistens im Trikot mit der Nummer elf. Die vergangenen Wochen, in denen er nach überstandener Gehirnerschütterung seinen Rhythmus suchte, bildeten eine Ausnahme: Ende März hatte er sich im Eurocupspiel bei Hapoel Jerusalem verletzt, danach stoppten ihn Schwindelgefühl und Übelkeit. Beim Sieg im Eurocup-Halbfinale gegen Bilbao war er überraschend wieder dabei und verblüffte ohne Training mit einer Top-Leistung – die er danach jedoch nicht mehr abrufen konnte. Jenkins kommt seit der Verletzungspause nur noch von der Bank, Derrick Byars hat ihn aus der Startaufstellung verdrängt.

Als es darauf ankam, riss Jenkins das Spiel an sich

Bei der Niederlage im zweiten Viertelfinalspiel in Frankfurt kamen von Jenkins genauso wenig Impulse wie von den meisten seiner Teamkollegen, mit nur sechs Punkten blieb er blass. Auch am Sonntag, beim dramatischen 87:76 im dritten Spiel, war er lange nicht die bestimmende Figur – bis es darauf ankam. In der Verlängerung riss er das Spiel wieder ganz selbstverständlich an sich und erzielte die ersten fünf Punkte für Alba, darunter einen Dreipunktewurf. Mit 22 Punkten war er bester Werfer der Berliner. Dass er die Wochen zuvor Probleme mit seinen Würfen gehabt habe, wies Jenkins anschließend zurück. Die Bälle seien halt nicht reingegangen, ließ er wissen. Vorübergehende Schwächen zu ignorieren, bis sie von selber verschwinden, ist Teil seiner Erfolgsphilosophie. Keiner trifft öfter bei Alba, keiner wirft häufiger auf den Korb, keiner kommt auf so gute Dreier- und Freiwurfquoten. 100 Dreier hat Jenkins in der Bundesliga diese Saison getroffen – fast jeder zweite Versuch saß.

Das begeistert die Fans, die lauter jubeln als bei allen anderen Berliner Profis, wenn Jenkins zur Teamvorstellung aufs Feld läuft. Doch wenn Trainer Luka Pavicevic Einfluss aufs Spiel nehmen möchte, nimmt er eher Rashad Wright zur Seite als Jenkins. Wright ist der Lenker, Jenkins der Vollstrecker. Nach dem Sieg am Sonntag war es denn auch Wright, der auf seine Mitspieler einredete, als sie sich nach der Schlusssirene im Mittelkreis versammelten. Aber es fällt auf, dass Julius Jenkins in letzter Zeit seine Teamkollegen immer wieder motivierend abklatscht, wenn sie zu einer Auszeit zusammenkommen. Bei aller Unaufgeregtheit tun Emotionen eben doch gut. Auch der Kapitän lernt noch dazu.

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