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Alte Bekannte im Berliner Fußball (6): Einheit Pankow: Der Name ist Programm

Nach dem Mauerfall fanden die Fußballvereine Einheit Pankow und VfB Pankow als erste zusammen und gingen im VfB Einheit zu Pankow auf.

Nur eine dicke Sandschicht macht das Ganze erträglich. Sie wirkt wie ein dickes Polster über dem stumpfen Kunstrasen auf einem Fußballfeld in Spandau. Ohne sie würde jeder Sturz wohl mit einer offenen Wunde enden. Nicht viel mehr als 50 Zuschauer haben sich hinter der Barriere versammelt, sie sind gekommen, um das Relegations-Rückspiel um den Verbleib in der Landesliga zwischen Galatasaray Spandau und VfB Einheit zu Pankow anzuschauen. Galatasaray setzt sich am Ende durch, Pankow muss absteigen.

Es ist nicht der erste Abstieg, den die Pankower in ihrer Vereinsgeschichte verkraften müssen. Zwischen 1945 und 1989 waren sie so etwas wie Experten im Auf- und Absteigen. Vor allem in den Siebzigern pendelten die Pankower als BSG Einheit zwischen der DDR-Liga und der Bezirksliga. Das waren damals die zweit- und dritthöchsten Spielklassen.

„Wir hatten als kleiner Verein keine Chance, dauerhaft in der DDR-Liga zu bleiben, weil wir an keinen großen Trägerbetrieb angeschlossen waren“, sagt Jörg Milack. Er war ab 1975 zehn Jahre lang Trainer bei den Nordberlinern und ist heute der 1. Vorsitzende des Vereins.

Im zentralistischen Sportsystem der DDR kam Trägerbetrieben eine ähnliche Funktion zu wie heutzutage Sponsoren. Oft waren es große Werke, bei denen die Spieler als Angestellte firmierten. Offiziell gab es in der DDR keinen Profisport, die Spieler galten als Amateure. Je höher die Spielklasse, desto weniger hielt diese Vorgabe der Realität stand. „Ab der DDR-Liga haben viele Vereine mindestens einmal pro Tag trainiert“, sagt Milack. „Die Fußballer genossen Sonderrechte. Sie haben am Vormittag im besten Fall zwei, drei Stunden gearbeitet und wurden anschließend zum Training freigestellt.“

Bei Einheit war der Stadtbezirk Pankow Träger, „und die waren immer pleite“, sagt Milack. Zeit für Training blieb kaum, nur dienstags und donnerstags wurde geübt.

Dabei hatte die Sportführung der DDR Anfang der fünfziger Jahre noch versucht, Pankow krampfhaft in der höchsten Spielklasse zu halten. Die Saison 1950/51 beendete Einheit abgeschlagen als Letzter, durfte zur kommenden Spielzeit aber trotzdem in der Oberliga spielen, weil sonst kein Berliner Klub dort vertreten gewesen wäre.

Die Folgesaison erlebten einige Vereinsmitglieder nicht mehr mit. Sie gründeten in Reinickendorf den VfB Pankow. Unter diesem Namen wurde der Klub 1893 ins Leben gerufen und gehörte später zu den Gründungsmitgliedern des Deutschen Fußball Bundes (DFB). Eines blieb den Klubs auch in Zeiten der Teilung gemein: ihr mäßiger Erfolg. Nach dem Fall der Mauer fanden VfB Pankow und Einheit Pankow wieder als VfB Einheit zu Pankow zusammen. „Wir waren die Ersten, die das gemacht haben“, sagt Jörg Milack. Dann muss er lachen. „Einheit ist bei uns eben Programm.“

Mit Hertha BSC und dem 1. FC Union sind derzeit zwei Berliner Vereine im großen Fußball vertreten – allerdings nur in der Zweiten Liga. Das war nicht immer so, Tradition ist bei vielen Vereinen der Stadt reichlich vorhanden. Wir blicken in einer Serie auf Berliner Klubs mit ruhmreicher Vergangenheit und beschreiben ihre Gegenwart. Hier finden Sie alle Folgen der Serie!

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