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Bodenwischerei. Torhüter Silvio Heinevetter konnte nicht an seine zuletzt überragenden Leistungen anknüpfen. Foto: dpa

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Auch nach Niederlage: Füchse sind Kandidaten für die Meisterschaft

Die Niederlage in Hamburg zeigt den Handballern der Füchse ihre Grenzen auf – aber auch ihre Stärken.

Als die Schlacht geschlagen war, ging Hans Robert Hanning, genannt Bob, auf Kuschelkurs. Der Geschäftsführer der Füchse Berlin suchte das Gespräch mit Christian Fitzek, dem Sportdirektor des HSV Hamburg. Es ging ihm darum, seine provozierende Behauptung vor dem Spitzenduell in der Handball-Bundesliga, er wäre mit den Millionen des HSV-Mäzens längst Meister geworden, etwas zu relativieren. „Mensch, Bob“, entgegnete Fitzek väterlich-versöhnlich, „du weißt doch, dass du so etwas nicht sagen solltest.“ Andererseits hätten diese Zitate, sagte Fitzek später, noch ein wenig mehr Aufmerksamkeit für den Handball generiert.

Dass der HSV Hamburg viel Nachsicht zeigte, lag selbstverständlich auch an dem 31:27-Sieg, den er vor mehr als 13 000 Fans am Sonntag gegen die bis dahin unbesiegten Füchse gefeiert hatte. Schließlich ist die Lage nun, da der THW Kiel, der HSV, die Füchse und die Rhein-Neckar Löwen gleichauf mit 14:2 Punkten das Spitzenquartett bilden, wieder völlig offen.

Aber auch die Füchse gingen keineswegs niedergeschlagen vom Feld. „Ich finde nicht, dass wir schlechter waren“, sagte Silvio Heinevetter. Der Nationaltorhüter konnte allerdings nicht an seine Glanzform der vergangenen Wochen anknüpfen. Überhaupt konnten einige Leistungsträger der Berliner das spektakulär hohe Niveau aus den Siegen gegen Kiel und in Flensburg nicht bestätigen. Alexander Petersson war auf der Linkshänder-Position ein Totalausfall und auch Füchse-Regisseur Bartlomiej Jaszka und Sven-Sören Christophersen benötigten eine zu lange Anlaufzeit, um ins Spiel zu kommen. „Wir haben einfach schlecht gespielt“, sagte Christophersen. Zudem fehlte es den Füchsen an Substanz, um in den Schlussminuten noch einmal entscheidend zuzulegen. „Da fehlten uns einfach auch die Kräfte“, meinte Hanning.

Umso bemerkenswerter, dass die Füchse trotz dieser eklatanten Probleme in der Offensive lange mit einer Spitzenmannschaft wie dem HSV mithalten konnten. Das bürgt einerseits für die Qualität der 6:0-Abwehr, die dem Gastgeber hart zusetzte. Und andererseits dokumentiert es das Selbstvertrauen, das die Berliner mit den sieben Siegen in Folge aufgebaut haben. „Die Füchse sind hier sehr selbstbewusst aufgetreten“, sagte HSV-Trainer Martin Schwalb.

Diese mentale Stabilität ist ein Merkmal großer Handballmannschaften. Insofern wäre es keine Überraschung, sollten die Berliner auch das nächste Spitzenteam in große Probleme stürzen. Heute treten sie im DHB-Pokal noch beim vermeintlich leichten Gegner DHfK Leipzig an (20.15 Uhr, live bei Sport 1), am Sonntag kommen dann aber die Rhein-Neckar Löwen nach Berlin, die als Teilnehmer in der Champions League eine hohe Belastung in den Knochen haben.

Geschäftsführer Hanning ist bis dahin wieder in sein Lieblingsfach zurückgewechselt: das Understatement. Nun blieben ihm die Fragen zu Meisterschaftsambitionen hoffentlich erspart, sagte Hanning – solange die Klubs aus Kiel, Hamburg und Mannheim über den zwei- bis dreifachen Etat der Füchse verfügten, sei das kein Thema. Andererseits weiß er am besten, dass ein Sieg gegen die Löwen genau das bedeuten würde. Denn dann liegen die drei Topfavoriten und die Flensburger schon hinter den Berlinern. Dann wären die Füchse tatsächlich ein Kandidat für die Meisterschaft.

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