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Frischer als Pepsi. Tadeja Dragicevic (mit Ball) setzt sich gegen Casertas Holländer Aaron Doornekamp durch.

© Camera4

Basketball: Alba Berlin: Vielseitig am Vesuv

Die Berliner sind variabler geworden. Alba stellt beim Eurocupsieg in Italien seine neue Flexibilität in der Offensive unter Beweis – und trifft viele alte Bekannte.

Berlin - Manchmal ist es doch schön, vertraute Gesichter zu sehen. Vor allem in der bisweilen etwas anonymen Basketball-Europapokalwelt, wo man auch einmal in Wloclawek, Vrsac oder Samara antreten darf. In Caserta war es anders für Alba, auch wenn die Basketballhochburg bei Neapel nicht weltweit berühmt ist. Doch Forward Sven Schultze bekam in der Halle Besuch von seinem früheren Mailänder Kollegen Dante Calabria, und Team-Manager Mithat Demirel freute sich über ein Wiedersehen mit einem früheren Mitspieler und einem Restaurantbesitzer, die er aus seiner Zeit bei Scafati kennt, als er im Schatten des Vesuv auf Korbjagd ging.

Doch viel Zeit, um über alte Zeiten zu plaudern, blieb nicht; man hätte ohnehin nichts gehört. Trotz spärlichen Besuchs konnte man in der hitzigen Hallenatmosphäre „sein eigenes Wort nicht verstehen“, berichtet Demirel. Zudem war Alba in sportlicher Mission angereist und reiste mit einem 79:73-Auswärtssieg im Gepäck erfolgreich zurück – bevor das Team beim Rückweg am Flughafen München im Schneechaos stecken blieb. Die Heimfahrt musste Alba per Zug fortsetzen.

Doch das konnte die Laune nach dem dritten Sieg im dritten Eurocup-Spiel nur bedingt trüben. Ein Sieg nächste Woche Dienstag im Rückspiel gegen Caserta (20 Uhr) oder zwei Wochen später in Samara würde reichen, um sich für die Zwischenrunde zu qualifizieren. „Ich bin glücklich“, sagte Trainer Luka Pavicevic, „wenn man bedenkt, dass wir vor zwei Tagen einen großen Kampf gegen Frankfurt hatten und gestern erst angereist sind – die Spieler hätten durchaus müde sein können.“

Doch stattdessen demonstrierte Alba gegen die Italiener eine neue Stärke des Teams: Die Berliner sind variabler geworden, vor allem in der Offensive. Setzten die Berliner zu Beginn des Spiels noch auf ihre Wurfstärke von außen und vor allem auf Julius Jenkins, der im ersten Viertel jeden Wurf traf, stellten sie um, als Caserta außen aggressiver verteidigte, und spielten verstärkt durch die Mitte. Patrick Femerling und Yassin Idbihi glänzten dort auf einmal mit gemeinsam 18 Punkten und entlasteten unter dem Brett Derrick Allen, der diesmal nur vier Punkte erzielte. „Da sieht man, wie reichhaltig und vielseitig unsere Offensive ist“, sagt Demirel, wendet aber ein: „Variabel war unser System schon immer – aber diese Saison haben wir Spieler, die die Freiheiten, die es bietet, besser nutzen.“

Dazu bringt das Team in jedem Spiel neue Leistungsträger hervor. Idbihi ist das beste Beispiel: Gegen Frankfurt durfte er gar nicht aufs Feld, in Caserta steuerte er dann in zwölf Minuten acht Punkte bei. Und als Jenkins kaum noch zum Wurf kam, sprang Tadija Dragicevic als Scorer ein und erzielte 16 Punkte. Spielmacher Marko Marinovic machte auf einmal mit neun Rebounds von sich reden. Und Trainer Pavicevic setzte alle elf Spieler bereits im ersten Viertel ein, ohne Qualitätsverlust. Dank der neuen Allroundqualitäten des Teams hat Alba nun sieben Spiele in Folge gewonnen und weist seit der frühen Enttäuschung in der Europaliga-Qualifikation eine Bilanz von 11:1 Siegen auf.

Dennoch hat das Team noch Schwächen, die Caserta offenlegte: Alba hat immer noch Probleme gegen aggressive Gegner und bisweilen mit den Nerven, 20 Ballverluste und nur 60 Prozent Trefferquote von der Freiwurflinie zeugten davon. Doch mittlerweile versteht es Alba auch, sich durch die Defensive zurück ins Spiel zu kämpfen. Eine Qualität, die schon Bundesliga-Gegner Braunschweig am Samstag (19 Uhr, live auf Sport1) spüren soll.

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