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Sport: Berlin ist nicht Istanbul

Türkiyemspor präsentiert sich als fairer Verlierer

Es gibt Dinge, die Armagan Sahin schade findet. Das eine ist, dass türkischer Fußball vergangene Woche negativ in die Schlagzeilen geraten ist, weil Nationalspieler und Funktionäre nach dem WM-Qualifikationsspiel in Istanbul gegen die Schweiz um sich prügelten. Und das andere ist, dass er in seiner Funktion als Vertreter eines deutsch-türkischen Fußballvereins damit konfrontiert wird. Armagan Sahin ist Sicherheitsbeauftragter und Stadionsprecher bei Türkiyemspor in der Oberliga, und er will über Fußball reden, über die Integration von Jugendlichen in das Team, gerne auch über das Wetter. Über die türkische Nationalmannschaft aber nicht. „Es ist wirklich schade, dass es in Istanbul so weit gekommen ist“, sagt er, „aber wir sind ein Berliner Verein.“

Der Berliner Verein Türkiyemspor hat 0:2 gegen Motor Eberswalde verloren. Das ist noch eine Sache, die Sahin schade findet, zumal nach einer hübschen Heimserie mit Siegen gegen Babelsberg und Tennis Borussia nun das zweite Heimspiel in Folge verloren gegangen ist. Vor zwei Wochen unterlag Türkiyemspor dem Tabellenletzten SV Falkensee-Finkenkrug 0:3. Aber über sportliche Niederlagen redet Sahin gerne und ausführlich. Es habe, sagt er, an der Zweikampfschwäche in der ersten Halbzeit gelegen. „Wir müssen auch bei schlechtem Wetter und auf weichen Plätzen 90 Minuten körperlich mithalten.“ Als die junge Mannschaft aber begann, konsequent dagegenzuhalten und auch nach vorne zu spielen, war das Spiel schon entschieden. In der 24. und der 39. Minute hatte Rafet Ates für Eberswalde getroffen. Zuerst brauchte er nach einer Unsicherheit in der Berliner Abwehr nur einzuschieben, dann verwandelte er eine Flanke mit dem Kopf.

Als die Teams in die Pause gingen, verließ der erste von 82 Zuschauern das Katzbachstadion. „Das wird nichts heute“, sagte er. „Für uns wäre es gut, wenn die Liga bis Mai aussetzen würde. Immer im Winter brechen die türkischen Vereine ein.“ Dann lachte er selbstironisch und ging. Es war ihm zu kalt.

Er verpasste eine engagierte zweite Halbzeit von Türkiyemspor, die seine These widerlegte, die Kreuzberger seien Schönwetterfußballer. Ergün Pinarbasi schoss in der 52. Minute zum ersten Mal im Spiel gefährlich aufs Eberswalder Tor. Lutuf Dinc, Bayram Rexhaj und Cemal Can hatten nach ihm Chancen. Zwingend aber waren nur die beiden von Can.

Trainer Thomas Herbst machte seinen Spielern, die trotz der Niederlage Tabellenfünfter blieben, nur einen Vorwurf: „dass sie das Anschlusstor nicht gemacht haben“. Ergün Pinarbasi war kritischer: „Wir haben bei den Gegentoren geschlafen, und dann war es zu spät. Die haben verdient gewonnen.“ Man kann sagen, dass es sich bei Türkiyemspor um faire Verlierer handelt.

Klaus Raab

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