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Mit der Sonne um die Wette gestrahlt: Aberu Kebede siegt beim Marathon der Frauen.

© dapd

Berlin-Marathon 2012: Kebede ist Äthiopiens Schnellste

Aberu Kebede gewinnt den Berlin-Marathon bei den Frauen. Anna Hahner verpasst knapp ihre eigene Bestzeit.

30 Meter vor dem Ziel warf Anna Hahner Kusshändchen ins Publikum, ihr Dank an die Fans, die für „eine atemberaubende Stimmung“ gesorgt hatten. Vor ihr, direkt über der Ziellinie, lief eine digitale Uhr. Und jeder konnte sehen, dass die 22-Jährige länger als 2:30:14 Stunden unterwegs sein würde. Nach 2:30:37 Stunden lief sie durchs Ziel, ihre Bestzeit hatte sie damit um 23 Sekunden verpasst. Ein kleiner Schönheitsfehler, höchstens. Anna Hahner hatte gerade ihren zweiten Marathon überhaupt beendet, die Zeit ist deshalb ein gutes Resultat für sie; Platz acht bedeutete das am Sonntag. Schon die 2:30:14 war für eine Debütantin aus Deutschland eine enorm gute Zeit gewesen. Sie ist Deutschlands große Marathon-Hoffnung, gestern hat sie bewiesen, dass von ihr noch einiges zu erwarten ist.

Rund zehn Minuten vor Anna Hahner, nach 2:20:30 Stunden, hatte Aberu Kebede das Zielband durchlaufen, die Äthiopierin, die Berlin-Siegerin von 2010; damals hatte sie noch im strömenden Regen gewonnen. Die 23-Jährige steigerte damit ihre persönliche Bestzeit um drei Sekunden. Ihre Landsfrau und Trainingspartnerin Tirfi Tsegaye belegte in 2:21:19 Stunden Platz zwei.

Aberu Kebede wäre noch schneller gewesen, wenn sie auf den letzten Kilometern nicht noch Probleme mit ihrem Fuß bekommen hätte. Das Tempo war am Anfang eher verhalten, deshalb verschärfte es Kebede nach fünf Kilometern erheblich. „Dadurch sind wir in den Rhythmus gekommen.“ Das Tempo war zwischenzeitlich so hoch, dass es auf eine Endzeit von 2:17 Stunden hindeutete. Doch diese Geschwindigkeit war nicht zu halten.

Bildergalerie: So lief der Berlin-Marathon 2012

Kebede hatte damit keine Probleme. „Ich bin zufrieden“, sagte sie. Immerhin kassierte sie durch ihren Erfolg eine Prämie von 40.000 Euro. Und sie hat ihre Stellung innerhalb der äthiopischen Marathon-Szene weiter gefestigt. Denn dort herrscht ein enormer Konkurrenzdruck. Im Januar 2012 lief Aberu Kebede in Dubai 2:20,33 Stunden, damit hatte sie den äthiopischen Landesrekord um neun Sekunden unterboten. Dumm nur, dass drei andere Äthiopierinnen vor ihr ins Ziel gekommen waren. Gewonnen hatte ihre Landsfrau Aselefech Mergia – sie war noch eine knappe Minute schneller. Tiki Gelana, auch eine Landsfrau von Aberu Kebede, lief bald darauf in Rotterdam sogar 2:18:58 Stunden.

Anna Hahner verpasst ihre Bestzeit

Zwei männliche Tempomacher zogen Aberu Kebede in Berlin, schließlich hat sie ihr ganz persönliches Ziel: Sie möchte unter 2:20 Stunden laufen. Ihr Vorbild ist Berhane Adere, die Äthiopierin, die 2002 Weltmeisterin im Halbmarathon und 2003 Weltmeisterin über 10.000 Meter wurde und zweimal den Chicago- und einmal den Dubai-Marathon gewann.

Die 15-jährige Kebede sah ihr späteres Vorbild erstmals, als sie zur Schule ging. Denn neben der Schule parkte eine junge Frau ihr Auto und rannte los, es war Berhane Adere. Aberu Kebede erzählte ihrer Mutter davon, bald darauf verfolgte die ganze Familie die sportlichen Auftritte von Berhane Adere am Transistorradio. Die Bestzeit ihres Vorbilds hatte Aberu Kebede allerdings schon in Dubai unterboten. Berhane Adere ist in ihrem schnellsten Rennen 2:20:42 Stunden gelaufen.

Eine sportliche Dimension, von der Anna Hahner derzeit nur träumen kann. Aber sie ist noch jung, ihr fehlt noch die Erfahrung auf dieser langen Strecke. Immerhin „wusste ich jetzt wenigstens, was auf mich zukommt, vor dem ersten Marathon wusste ich das ja noch nicht“.

Jetzt weiß sie auch, dass es auf den letzten Kilometern zu motivierenden Duellen kommen kann. Ab Kilometer 40 lieferte sich die Deutsche einen Zweikampf mit der Kenianerin Caroline Chepkwony. „Wir haben uns gegenseitig überholt“, sagte Hahner, „damit haben wir uns gegenseitig gezogen. Das hat ein paar Sekunden gebracht.“ Auf die Uhr habe sie allerdings nun nicht mehr geblickt. Auf der letzten Geraden war das auch nicht nötig. Da genügte ein Blick zum Ziel, um zu erkennen, dass es für eine persönliche Bestzeit nicht mehr reichen würde.

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