zum Hauptinhalt
Mit 2:0 siegte der Berliner AK am Sonnabend gegen den VfL Auerbach. In der Regel fallen deutlich weniger Tore.

© Ian Stenhouse

Berliner AK 07: Spektakel war gestern

0,9 zu 0,5 – so lautet das durchschnittliche Ergebnis bei Spielen des Regionalligaklubs Berliner AK. Attraktiv geht anders. Und mangelndes Zuschauerinteresse ist das Hauptproblem der aktuellen Nummer drei im Berliner Fußball.

Es ist noch gar nicht so lange her, dass der Berliner AK mit einem wahren Tor-Festival auf sich aufmerksam machte. Keinem geringeren als Bundesliga-Klub Hoffenheim schenkte der Viertligist aus Berlin Moabit in der ersten DFB-Pokalrunde vier Treffer ein, ganz Deutschland lachte über die Blamage der Kraichgauer und rieb sich verwundert die Augen über die bis dahin weitestgehend unbekannten Berliner.

Mittlerweile hat der Klub seinen Weg erfolgreich fortgesetzt und sich in der Tabelle der Regionalliga Nordost im oberen Tabellendrittel etabliert. Eine sportliche Erfolgsstory die jedoch kaum jemand mitbekommt, was auch daran liegen könnte, dass die Ergebnisse, die aus Moabit regelmäßig vermeldet werden, eher zum Gähnen als zur Planung eines Stadionbesuchs einladen.

19:10 lautet das kuriose Torverhältnis, und das nach 21 Spielen. Man könnte auch sagen: Ein durchschnittliche BAK-Spiel endet 0,9 zu 0,5. Das jüngste 2:0 gegen den VfL Auerbach vom Sonnabend – so gesehen ein regelrechtes Schützenfest.

In mehr als der Hälfte der BAK-Spiele in dieser Saison fiel nicht mehr als ein Tor, schon sechs Mal gab es ein 0:0. Nur das abgeschlagene Schlusslicht Torgelow hat weniger Treffer erzielt. Eine bessere Defensive hat freilich auch niemand, nicht mal der meilenweit enteilte Spitzenreiter RB Leipzig.

„Ich hab nichts gegen Spektakel, aber wir leben davon, dass wir ein gutes Abwehrverhalten haben“, sagt BAK-Trainer Jens Härtel. „Und am Ende zählen im Fußball immer die Punkte“.

Der Zweck heiligt die Mittel, so ist es im Ergebnis- und Tabellenorientierten Fußball. Doch eine mögliche Folge des Ergebnis-Minimalismus und gleichzeitig das größte Problem des ambitionierten Viertligisten lässt sich in einer weiteren Zahl vom Heimspiel gegen Auerbach erkennen: Ganze 196 Zuschauer verirrten sich laut Fußball-Woche an diesem Sonnabend ins Poststadion.

Für die aktuelle Nummer Drei in Berlin ist das erschreckend wenig. Und soll die Lücke zu Hertha und Union irgendwann kleiner werden, dann liegt die wohl wichtigste Aufgabe darin, eine größere Fanbasis zu generieren. Mehr Tore wären da möglicherweise hilfreich.

Doch natürlich ist es nicht fair, nur anhand der bloßen Ergebnisse auf die Attraktivität zu schließen. Jens Härtel jedenfalls appelliert, auch mal genauer hinzuschauen. „Wer zu uns ins Stadium kommt sieht packenden Fußball mit vielen Offensivszenen. Nur unsere Chancenverwertung ist leider nicht sonderlich gut“, erzählt der BAK-Coach, der am Saisonende Berlin verlassen und die U19 von RB Leipzig übernehmen wird.

Und überhaupt will Härtel die mangelnde Tor-Ausbeute nicht als Grund für das niedrige Zuschauerinteresse gelten lassen. „ Wir hatten das Hoffenheim-Spiel und gleich danach ein Wahnsinnsmatch gegen Zwickau, mehr Spektakel geht eigentlich nicht.“ Mehr Zuschauer seien dadurch allerdings nicht gekommen. Für Härtel ein klares Zeichen: „Wenn selbst nach solchen Spielen nichts passiert, dann ist es wohl so“.

Dass die Spielweise irgendwann geändert wird und der BAK in Zukunft lieber mit voller Offensivpower auf ein 4:3 als auf ein 1:0 spielt, ist also nicht zu erwarten. Vielleicht, wenn das nächste Mal ein Bundesligist zu Gast ist.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false