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Immer montags werfen wir hier einen Blick auf den Berliner Fußball.

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Berliner Fußball: Toreflut und Trainerverschleiß - Verrücktes aus den Amateurligen

Immer montags berichten wir über den Berliner Fußball. Heute: Fünf Trainer in einer Saison, fünf Platzverweise in einem Spiel und ein furioses 5:5 im Spitzenspiel der Landesliga. Die unteren Ligen bieten mal wieder einiges an Unterhaltungswert.

Aus den unteren Berliner Spielklassen gibt es mal wieder Interessantes zu berichten, zunächst eine erfreuliche Nachricht vorweg: Das Bezirksliga-Spiel zwischen dem SV Galatasaray und Eintracht Südring, das im Februar aufgrund eines brisanten Zwischenfalls abgebrochen wurde, konnte vergangene Woche nachgeholt werden und verlief rundum friedlich. Damals beendete die Schiedsrichterin die Partie vorzeitig, nachdem mehrere Zuschauer, einer davon mit Machete bewaffnet, auf das Spielfeld gerannt waren und Spieler von Galatasaray bedroht hatten. Das Rückspiel wurde daraufhin aus Sicherheitsbedenken zunächst abgesagt, vor dem Nachholspiel am letzten Donnerstag trafen sich Vertreter beider Vereine sowie des Berliner Fußballverbands um über die Sicherheitsvorkehrungen zu beraten.

Offenbar mit Erfolg, denn außer einem ordentlichen und fairem Fußball-Spiel und einem 2:0-Sieg von Eintracht Südring gab es nichts weiter zu vermelden. Die Angelegenheit hat dennoch spuren hinterlassen, wie Galatasaray-Geschäftsführer Kenan Isikli mitteilt: „Für uns war das schon eine schwierige Sache. Vier Spieler hatten nach diesem schlimmen Vorfall keine Lust mehr auf Fußball und haben die Mannschaft verlassen. Inzwischen ist die Sache aber abgehakt.“

Der Neuköllner Klub wartet dann auch gleich mit der nächsten Kuriosität auf und zeigt, dass auch Berliner Bezirksligisten durchaus mit dem aktuellen Trainerwechsel-Irsinn in der Bundesliga mithalten können. Denn mit Recep Er wurde in der letzten Woche bereits der fünfte Galatasaray-Trainer in dieser Saison vorgestellt. Der Verein selbst trägt laut Iskili jedoch nur eine Teilschuld an diesem enormen Verschleiß. „Wir hatten einfach viel Pech mit den Trainern in diesem Jahr“, so der Geschäftsführer und Gründer des Klubs.

Der erste Trainer habe demnach nach einer Niederlage das Handtuch geworfen, der Zweite, an dessen Namen sich Isikli nicht mal mehr auf Anhieb erinnert, hatte ein Angebot von einem anderen Verein. Der nächste habe erst voller Tatendrang zugesagt und die Verpflichtung mehrerer neuer Spieler veranlasst, um dann nur wenig später „aus persönlichen Gründen“ hinzuschmeißen. Lediglich die Zusammenarbeit mit dem letzten Coach sei von Seiten des Vereins beendet worden, da es in der Mannschaft viel Unmut über dessen Personalentscheidungen gegeben habe und die abstiegsbedrohte Mannschaft zudem drei Mal in Folge verloren hatte. Nun soll also die Nummer Fünf diese chaotische Saison zu Ende bringen und am besten auch noch den Klassenerhalt schaffen.

Die Zahl Fünf spielte auch auf anderen Plätzen an diesem Wochenende eine größere Rolle. Im Marzahner Derby in der Bezirksliga zwischen dem FC Nordost und dem BSC Marzahn schickte der Unparteiische gleich fünf Spieler vorzeitig vom Feld, zwei davon mit glatt Rot. Fünf Tore dagegen fielen im Spitzenspiel der Landesliga – und zwar auf beiden Seiten. Im Duell Erster gegen Zweiter in der ersten Abteilung trafen die beiden türkischen Klubs Hürriyet-Burgund und BSV Hürtürkel aufeinander und lieferten sich vor über 200 Zuschauern an der Stralsunder Straße in Wedding einen spektakulären Schlagabtausch, der mit dem umjubelten 5:5-Ausgleichstreffer der Hausherren in der 93. Minute endete.

Eine beachtliche Leistung, vor allem der Gäste vom Columbiadamm, die sich zwei Platzverweise einhandelten und in den letzten 25. Minuten nur noch zu neunt auf dem Feld standen. „Das war ein Riesenspiel von beiden Seiten, uns steckt die Partie heute noch ganz schön in den Knochen“ teilt Hürtürkel-Coach Zafer Külekci mit. Dabei hätte seine junge Truppe den Sieg durchaus verdient gehabt, wie auch Gürbüz Aydin von Hürriyet-Burgund bestätigt: „Wir waren am Sonntag nicht so stark wie sonst und konnten am Ende glücklich sein, den einen Punkt noch geholt zu haben.“ Die fünf Treffer der Gäste sind umso bemerkenswerter, da der Spitzenreiter Hürriyet-Burgund zuvor in neun Spielen auf dem heimischen Platz erst sieben Tore kassiert hatte. Das Aufstiegsrennen in der Landesliga wird damit auch nach diesem denkwürdigen Spiel, das der Hürtürkel-Trainer als „Werbung für den Fußball" bezeichnete, weiter spannend bleiben. Und auch auf weitere Kuriositäten aus den unteren Berliner Ligen darf man gespannt sein.

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