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Berliner HC: Schneeschieben für Europa

Der Berliner HC reist zum Finalturnier der Euro Hockey League. Wegen des langen Winters in Berlin litt die Vorbereitung auf Amsterdam beim BHC beträchtlich.

Für Amsterdam ist kein Schnee vorhergesagt. Zum Glück, wird Friedel Stupp, der Trainer des Berliner Hockey Clubs (BHC), denken. Am Samstag tritt sein Team nämlich beim Final-Turnier der Euro Hockey League in der niederländischen Hauptstadt an. Und Schnee gab es in Berlin zuletzt schon genug.

Eine gute Vorbereitung auf den Europpokal-Wettbewerb sei durch den Berliner Winter bisher „übertrieben gesagt, gar nicht möglich“ gewesen. An Stocktraining auf dem heimischen Platz in der Wilskistraße ist noch immer nicht zu denken. Immerhin konnte das Team einige Trainingseinheiten auf dem Hockeyfeld der Zehlendorfer Wespen absolvieren. Beziehungsweise auf einer Seite des Feldes, die andere nutzen die Wespen selbst. Teilweise wurden die Einheiten auch auf den Vormittag verlegt, was den Kader erheblich reduziert, schließlich sind die meisten Spieler berufstätig. So bittet der Trainer die verbliebenen Spieler, in der Mehrzahl Studenten, regelmäßig in die Halle zum Athletiktraining – oder zum Schneeschieben. „Das ist dann wenigstens gutes Krafttraining“, sagt der 48-Jährige. Von Spielpraxis kann beim BHC also keine Rede sein. Zumal auch die Bundesligaspiele gegen Vizemeister Rot-Weiß Köln und den SC Frankfurt 1880 am vergangenen Wochenende wegen Unbespielbarkeit des Feldes abgesagt worden sind. Seit Mitte März konnten die Berliner nur zwei Trainingsspiele absolvieren. Zu wenig, findet der Trainer. „Pflichtspiele unter Wettkampfbedingungen sind etwas komplett anderes als Freundschaftsspiele“, sagt Stupp.

Der verlängerte Winter kommt für das Team also zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Weil die Bundesliga nach einer halbjährigen Pause eigentlich wieder hätte beginnen müssen und der BHC einiges aufzuholen hat. Und weil in der Euro Hockey League mit dem belgischen Meister Waterloo Ducks ein internationales Spitzenteam auf Stupp und seine Mannen wartet. Naturgemäß bieten sich beim belgischen Gegner einige Untergangs-Metaphern an. Doch diese will der amtierende Deutsche Meister gar nicht erst heraufbeschwören – obwohl er in der Bundesliga nur auf dem neunten Platz und damit 17 Punkte hinter Tabellenführer Harvestehuder THC liegt. Das Turnier bietet schließlich die Chance, einiges wieder gutzumachen und dem Trainer einen würdigen Abschied zu gewähren. Stupp wird den Klub am Saisonende nach 15 Jahren verlassen. „Ich bin durch die Doppelbelastung an die Grenzen meiner Belastbarkeit geraten“, sagt der Coach, der neben seiner Tätigkeit beim BHC hauptberuflich als Landestrainer beim Landesportbund Berlin aktiv ist.

An diese Belastungsgrenze muss er nun auch sein Team führen. „Wir werden alles tun, uns den Arsch aufreißen und alles raushauen“, verspricht Stupp. Schließlich läuft die Saison für den Gegner normal, die Belgier haben seit Februar schon sieben Meisterschaftsspiele absolviert und in der heimischen Liga bereits 15 Punkte Vorsprung. Stupp erwartet daher eine „sehr spiel- und laufstarke Truppe“. Sollte man diese schlagen, würde am Montag das Viertelfinale folgen – entweder gegen den spanischen Rekordmeister Atlètic Terrassa oder den Vorjahresfinalisten A&BC Amsterdam.

Sebastian Schuldt

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