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Da kommt was ins Rollen. In diesem Jahr wollen die Veranstalter wieder mehr Zuschauer ins Velodrom locken.

© dapd

Berliner Sechstagerennen: "Alles soll kurzweiliger werden"

Am Donnerstag startet das 102. Berliner Sechstagerennen. Veranstalter Heinz Seesing spricht im Interview mit dem Tagesspiegel über Fanliebling Robert Bartko und neue Reize für das Publikum.

Herr Seesing, am Donnerstag startet das 102. Berliner Sechstagerennen. Sie haben angekündigt, dass dies Ihr Abschied als Organisator wird...

Moment mal! So habe ich das nie angekündigt. Aber ich habe den warnenden Finger gehoben. Die Zeit ist da, dass ich rechtzeitig den Stab weiterreichen möchte. Aber es liegt sehr nahe, dass es mein letztes Rennen ist.

Es heißt, Sie würden Reiner Schnorfeil, Ihren jetzigen Partner, gern als Nachfolger sehen?

Das stimmt, ich habe ihm den Posten angeboten, aber er zögert noch. Das ist auch sein gutes Recht. Ich würde allerdings nicht zögern.

Warum nicht?

Ich glaube an das Format. Ich vertraue dem Inhalt dieser Veranstaltung. Die Symbiose aus Sport und Show, dazu die europaweit schönste Sporthalle. Ich bescheinige dem Sechstagerennen eine lange Zukunft in dieser Stadt.

Im vergangenen Jahr deutete sich das Gegenteil an. Leere Plätze, viel Kritik...

Die Zahlen waren in der Tat nicht so, wie wir uns das vorgestellt hatten. Über die Jahre lag unser Schnitt bei insgesamt 75 000 Zuschauern. Im vergangenen Jahr waren es nur 68 000.

Wie erklären Sie sich diesen Rückgang?

Es war ja nur der Freitag, der unsere Bilanz so verschlechterte. Wir haben dafür nur Ansatzpunkte: Der starke Schneefall etwa. Oder unsere Webseite, die gehackt wurde. Dort war ja vier Tage lang zu lesen, dass das Sechstagerennen ausfällt. Das sind alles Dinge, die mit rein gespielt haben könnten.

Oder lag es vielleicht am Programm?

Nein, das glaube ich nicht. An den anderen Tagen waren die Zahlen ja konstant gut. Allerdings ist es tatsächlich an der Zeit, neue Reize zu setzen.

Wie meinen Sie das?

Wir fragten uns: Sind 60-Minutenrennen noch interessant? Wir stellen das also in Frage und haben die Rennzeiten auf 30 und 45 Minuten reduziert. Alles soll kurzweiliger werden. Die Besucher sollen gar nicht spüren, dass sie fünf oder sechs Stunden in der Halle zugebracht haben.

"Die Sponsoren überdenken ihre Engagements jetzt ausführlicher"

Ein anderer Grund, für den Sie kritisiert wurden, war, dass man sich mit dem Berliner Fanliebling Robert Bartko nicht über ein Engagement einigen konnte.

Das war unbestritten ein Fehler, den wir in diesem Jahr haben bereinigen können. Bartko ist wieder dabei.

Einige Besucher monierten die angeblich zu hohen Ticketpreise, bis zu 54 Euro mussten die Zuschauer zahlen.

Die teureren Plätze haben wir ja immer als erstes verkauft. Auf der anderen Seite gibt es am Sonntag Familienkarten, wo die ganze Familie für wenig Geld das Rennen besuchen kann. Wir müssen das immer im Kontext sehen.

Vergangene Woche hat Lance Armstrong Doping zugegeben. Inwiefern das eine Veranstaltung wie das Sechstagerennen?

Sein Geständnis tut nicht mehr weh. Es ist ja nur die Fortsetzung, von dem, was schon bekannt ist. Die Verbandsvertreter müssen jetzt noch mehr in die Pflicht genommen werden im Bezug auf Dopingbetrug. Hinter jedem Betrug steht ein korruptes System. Die Auswirkungen auf das Sechstagerennen sind aber marginal.

Glauben Sie, der Radsport ist sauberer geworden?

Ich würde sagen, ja. Vor allem im Jugendbereich herrscht jetzt eine höhere Sensibilisierung. Eine natürliche Skepsis sollte aber erhalten bleiben. Es geht ja weiterhin um Geld, Siege, Anerkennung.

Der Radsport hat inzwischen ein schlechtes Image. Macht sich das für Sie etwa bei der Suche nach Sponsoren bemerkbar?

Die Sponsoren überdenken ihre Engagements jetzt ausführlicher. Aber wir konnten in diesem Jahr auch neue hinzugewinnen. Das ist doch ein gutes Zeichen.

Inzwischen gibt es in Deutschland nur noch in Bremen und Berlin Sechstagerennen. Beunruhigt Sie das?

Die Situation ist sicher hinderlich. Wir haben dadurch weniger Nachwuchskräfte. In diesem Jahr werden wir wieder ein Spitzenfeld präsentieren können. Dabei nimmt Robert Bartko eine wichtige Rolle ein, was die Popularität angeht.

Heinz Seesing, 75, veranstaltete 1965 das erste Sechstagerennen in Bremen. 1996 kam er dann nach Berlin und belebte das hiesige Rennen nach siebenjähriger Pause neu.

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