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Sport: Besser als früher

Der größte Etat, die besten Verstärkungen: Anders als in der DDR-Oberliga ist der 1. FC Union Favorit

Von Karsten Doneck, dpa

Zuletzt ließ sich auch der Präsident noch breitschlagen. Ende Juli stieg Dirk Zingler mit seiner Betonfirma als Exklusivsponsor beim 1. FC Union ein. Großer Überredungskünste bedurfte es nicht. Zinglers Einstandsgeschenk an Union fiel großzügig aus: Er spendierte erst einmal drei neue Mannschaftsbusse, gestylt in den Vereinsfarben Rot und Weiß, verziert mit dem Union-Emblem.

Es sind seltsame Zeiten im Fußball. Da hat der 1. FC Union zwar bei seinem Gönner (Michael Kölmel) seit Jahren rund neun Millionen Euro Schulden, ein Betrag, der andere Vereine aus der Oberliga längst zur Insolvenz gezwungen hätte, aber der Klub aus Köpenick stellt aktuell mit rund 1,6 Millionen Euro einen für die vierte Liga geradezu gigantischen Etat auf. Kölmel, der Geldgeber, hat ein Stillhalteabkommen vereinbart – bis 2010. Bis dahin muss Union weder Rückzahlungen leisten noch Zinsen überweisen. Für die Zeit danach wurde ein für Union recht günstiges Tilgungsverfahren vereinbart. Kölmel weiß: Wenn er sein Geld jetzt zurückfordern würde, wäre Union schnell von der Bildfläche verschwunden, er ginge völlig leer aus.

Um finanziell überhaupt wieder festen Boden unter die Füße zu bekommen, ist sportlicher Erfolg vonnöten. Alles andere als der Wiederaufstieg am Ende der kommenden Saison wäre eine riesige Enttäuschung. Mit Jörg Heinrich, Jörg Schwanke und Daniel Teixeira hat sich der Klub namhafter als alle anderen Oberligisten verstärkt. „Das zeigt doch, dass wir es mit dem Aufstieg sehr ernst meinen“, sagt Trainer Frank Lieberam. Allerdings sind Heinrich, Schwanke und Teixeira schon alle Mitte 30, in dem Alter also, in dem die fußballerische Leistungskurve langsam, aber unaufhaltsam abwärts zeigt.

„Die machen nicht so einen auf alten Sack“, sagt Dirk Zingler dennoch über die Neuen. Insgesamt habe sich die Mannschaft nach Ansicht des Präsidenten „schneller gefunden als im letzten Jahr, weil mehr Achtung untereinander da ist“. Die Oberliga-Saison wird indes für den 1. FC Union alles andere als gemütlich und schon gar nicht zum Selbstläufer. Da leben die emotionsgeladenen Duelle aus grauer DDR-Vergangenheit gegen den BFC Dynamo wieder auf, diesmal allerdings unter umgekehrten Vorzeichen – mit Union als Favorit. Auch der Erzrivale TeBe gehört zu den Gegnern.

Motivationsprobleme bei den eigenen Spielern braucht deshalb bei Union niemand zu fürchten. Auch Jörg Heinrich, der auf 37 Länderspiele zurückblicken kann, scheint davor gefeit. Beim Training zumindest geht der frühere Dortmunder stets mit gutem Beispiel voran. „Der kommt als Erster und geht als Letzter“, beobachtete Dirk Zingler voller Zufriedenheit.

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