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Bob Hanning, 41, ist seit 2005 Manager der Füchse Berlin, mit denen er 2007 in die Bundesliga aufstieg. Zuvor hatte er den HSV Hamburg als Trainer zum Supercupsieg geführt.

© dpa

Bob Hanning: „Kiel ist mir sympathisch“

Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning über das heutige Spitzenspiel gegen den Favoriten THW Kiel, seine Fehlerbilanz und seine ehrgeizigen Ziele für die laufende Handball-Saison.

Am fünften Spieltag der Handball-Bundesliga treffen am heutigen Sonntag die Füchse Berlin in der Max-Schmeling-Halle um 17.30 Uhr auf den THW Kiel. Nur diese beiden Teams sind noch verlustpunktfrei, wobei die Gäste über ein Plus von 34 Toren verfügen. Aber nicht nur deshalb liegen zwischen den Berlinern und dem sechsmaligen Meister in Folge und viermaligen Champions-League-Finalisten der letzten Jahre noch Welten.

Herr Hanning, die Kieler haben kurzfristig Jerome Fernandez verpflichtet, den Kapitän des französischen Olympiasieger-, Weltmeister- und Europameister-Teams. Sind Sie neidisch?

Quatsch, das ist doch toll. Ich gönne dem THW solch einen Coup.

Das hört sich ja an, als seien Sie ein Kiel-Fan.

Ich bin Füchse-Fan, aber der Meister ist mir sympathisch. Das Team ist die beste Mannschaft der Welt, nie arrogant und respektiert die Gegner. Der THW ist der Maßstab im Seniorenbereich.

Wie fällt ein Vergleich zwischen dem THW Kiel und den Füchsen aus?

Vergleichen Sie mal Hertha BSC und Real Madrid, der Unterschied ist galaktisch. Kiels Etat ist mit über zehn Millionen Euro etwa zweieinhalb Mal so hoch wie unserer. Zu den Heimspielen kommen 10.500 Zuschauer, der THW hat eine Ausnahmestellung in der Stadt. Hinzu kommen natürlich die großen Erfolge.

Hat es Sie jemals gereizt, dort zu arbeiten?

Nein. Mich reizen einzigartige Projekte, ich gestalte lieber von Anfang an selbst. Das ist in Berlin möglich.

Und plötzlich stehen Sie gemeinsam mit Kiel an der Tabellenspitze ....

Das ist nur eine Momentaufnahme. Aber so eine schnelle Entwicklung, wie sie die Füchse in den zurückliegenden fünf Jahren hingelegt haben, ist selbst dem THW Kiel anfangs nicht gelungen. Die Füchse waren praktisch insolvent und zum Ende der letzten Saison bereits Neunter mit 14 Punkten Vorsprung auf den Zehnten. Das nenne ich auch galaktisch.

Wie weit haben Ihnen die Erfahrungen aus Ihrer Zeit beim HSV geholfen?

Sehr. Ich hatte dort einen hoch verschuldeten Verein in den Europacup geführt. Jetzt bin ich aber gelassener, nicht mehr fernsteuerbar, denke in Lösungen und nicht in Problemen. Mein Leitspruch lautet: Hinterfrage dich täglich, aber stelle dich nicht in Frage.

Auf wie viele Fehler kommen Sie bei sich in den letzten fünf Jahren?

Auf nicht einen einzigen. Ich hätte bestimmt einige gemacht, wenn ich nicht das Team um mich herum gehabt hätte, angefangen vom Präsidenten bis hin zu den Sponsoren. Ich bin doch nur das Gesicht nach außen.

Welchen Fehler haben Sie denn gemeinsam vermieden?

Dass wir nicht in Berlins Großarena gegangen sind. Das wäre der größte gewesen und hätte uns das Genick gebrochen.

Hinterfragen Sie auch, warum die Füchse derzeit im Angriff keine Top-Leistung bringen?

Ja, aber da ist die Antwort einfacher. Die kleinen Beziehungen im Team müssen erst wachsen, die neuen Spieler völlig integriert sein. Das braucht Zeit.

Sind Sie mit der Arbeit von Trainer Dagur Sigurdsson in dieser Frage zufrieden?

Natürlich ist auch er gefordert. Aber das ändert nichts daran, dass wir den Vertrag mit ihm verlängern werden.

Und was passiert, wenn die Füchse zum Saisonende den angestrebten Platz im Europacup erneut verpassen?

Ich möchte da auch hin, ganz klar. Andererseits sage ich auch, den Europacup streben wir nicht auf Kosten der Jugendarbeit und unserer sozialen Projekte an. Letzteres ist mir wichtiger.

Aber haben Sie nicht ein sportlich hochwertiges Ziel, mit dem es schon in dieser Saison klappen soll?

Das ist schon der Europacup, aber ich träume vom Pokal-Final-Four. Dazu brauchen wir allerdings auch ein wenig Losglück. Wenn wir vorher auf den THW Kiel treffen, ist das eher Pech.

Das Gespräch führte Hartmut Moheit.

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