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Sport: Das Altstar-Team

Yesilyurt setzte bislang auf die Jugend – nun sollen einstige Profis wie Marco Sejna dem Oberligisten helfen

„Ein Verein startet durch.“ So lautet der Slogan des Berliner Fußball-Oberligisten SV Yesilyurt. Und bisher ging es seit der Gründung fast nur aufwärts. Noch vor 14 Jahren spielten die Grün-Gelben in der achten Liga. Zum 30-jährigen Vereinsjubiläum sollte in dieser Saison Liga drei und damit die Regionalliga in Angriff genommen werden. Doch nach dem Abgang von Coach Bülent Gündogdu zum Ende der vergangenen Saison – er wechselte als Sportlicher Leiter zum Lokalrivalen Berliner AK – ist alles anders. Denn mit Ramazan Yildiz, der zu Hertha Zehlendorf ging, verlor Yesilyurt auch seinen Spielmacher. Ein Dutzend weiterer Spieler ging ebenfalls.

„Jetzt soll die Mannschaft neu aufgebaut werden“, sagt Teammanager Frank Berton. Er hat sich prominente Hilfe geholt: Hermann Andreew konnte als Trainer verpflichtet werden. Er führte 2001 den SV Babelsberg in die Zweite Bundesliga. „Ein Glücksfall für uns“, findet Berton. Vergangene Saison scheiterte Andreew aber daran, den als Aufstiegskandidaten in der Oberliga Nordost/Süd eingeschätzten Halleschen FC zum Ziel zu führen. Andreew musste im November 2004 vorzeitig gehen. Auch Almedin Civa, damals Kapitän in Halle, wurde suspendiert. Der Verein kam am Ende auf Platz vier, 17 Punkte hinter Staffelsieger Jena.

Das Saisonende in Halle erleben durfte der ehemalige Babelsberger Mentor Miftari. Nun steht der 34-Jährige wie sein alter Coach Andreew in Diensten von Yesilyurt, wo er auf ein vertrautes Spielerumfeld trifft. Neben Civa, 33, spielen mit Martino Gatti, 33, und dem 27-jährigen Cem Efe zwei weitere frührere Babelsberger bei den Berlinern. Mit einem solchen Altstar-Team den Neuaufbau zu betreiben, ist für Yesilyurt eher ungewöhnlich. Vielmehr war der Klub bislang als Ausbildungsverein der türkischen Jugendfußballer bekannt. Dafür bekam Yesilyurt 2004 vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) den Sepp-Herberger-Preis.

Auch jetzt wurden fünf Jugendspieler in den Kader der ersten Mannschaft berufen. Doch ungewöhnlich sind die vielen Neuen, die im Berliner Fußball längst bekannt sind. Der berühmteste ist der frühere Bundesligaspieler Marco Sejna. Der Torwart, 1991/92 sechsmal für Hertha BSC in der höchsten Spielklasse aktiv, kam vom Regionalliga-Absteiger 1. FC Union. Sein Vertrag wurde nicht verlängert. „Ich habe den Weg in die Oberliga nicht bereut“, sagt der 33-Jährige. „Yesilyurt ist ein kleiner, ambitionierter Verein.“ Aufsteigen möchte Sejna auch mit seinem neuen Team. „Ich will noch drei bis vier Jahre spielen. Am liebsten bald in der Regionalliga.“ Dass dies schon diese Saison bei Yesilyurt klappen könnte, hält er nicht für abwegig. „Der 1. FC Union ist klarer Favorit. Aber man kann ja träumen.“ Mit Neuruppin hätte im vergangenen Jahr auch niemand gerechnet.

Berton sieht dies ähnlich wie Sejna. „Der Aufstieg ist kein Thema. Wir verlieren ihn aber nicht aus den Augen“, sagt der Teammanager. Zunächst möchte er aber die „selbst ernannten Favoriten“ wie den 1. FC Union, Babelsberg, Tennis Borussia und Neuruppin ärgern. „Unser Ziel ist es, besser abzuschneiden als Platz fünf in der vergangenen Saison.“

Bei einem Staffelsieg könnte Yesilyurt direkt aufsteigen. Voraussetzung: Der DFB muss die bei seinem Krisengipfel zum Ost-Fußball für diese Saison geplante Regeländerung einführen. Danach darf der Sieger der zwei Oberligastaffeln direkt aufsteigen. Finanziell wäre das Unternehmen Regionalliga kein Problem für Yesilyurt, denn der aktuelle Etat von 250 000 Euro, der auch für die Regionalliga vorgesehen wäre, ist gedeckt. „Wirtschaftlich sind wir völlig gesund. Hasardeurspiele machen wir nicht“, sagt Teammanager Berton. Das gilt auch für die namhaften Neuverpflichtungen. „Alle bekommen eine Aufwandsentschädigung, haben aber nebenbei noch einen Job.“ Sejna ist derzeit auf der Suche.

Seinem Traum, in die Regionalliga aufzusteigen, steht also zumindest wirtschaftlich nichts im Wege. Denn bereits in der vergangenen Saison hatte Yesilyurt die nötigen Unterlagen vorlegen können und die Regionalliga-Lizenz erhalten. Auch wenn der Aufstieg am Ende mit dem fünften Rang klar verpasst wurde.

Felix Gaber

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