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DEL: Der gewachsene Trainer

Früher war Don Jackson oft aufbrausend - nun ist er zurückhaltend und erfolgreich. Mit den Eisbären spielt er ab heute im Halbfinale um die Meisterschaft.

Sir Slapshot meinte es nicht gut mit Don Jackson. Das Maskottchen der Atlanta Knights trieb hinter der Spielerbank der Cincinnati Cyclones Schabernack – bis es Jackson zu bunt wurde. Der Trainer der Gäste kletterte über die zwei Meter hohe Plexiglasscheibe hinter der Bank und hatte handfeste Argumente für den Riesen im grauen Schaumstoffkostüm. Ein rechter Haken landete am aufblasbaren Kopf von Sir Slapshot. „Was hätte ich machen sollen“, sagte Jackson. Der 2,70 Meter große „Fettjunge“ habe ihn genervt. Einmal sei Jackson sogar auf seine Spieler gestürzt, weil sich das Maskottchen in die Scheibe hinter der Bank habe fallen lassen. Bei der International Hockey League fanden sie den Rechfertigungsversuch wenig einleuchtend. Jackson wurde für zehn Spiele gesperrt.

Der skurrilen Episode aus dem Februar 1995 kann Jackson nicht mehr viel abgewinnen. In den Anfangszeiten seiner Laufbahn als Coach hat er vielleicht noch zu viel von dem robusten Verteidiger gehabt, der im Kultteam der Edmonton Oilers in den Achtzigern für das Grobe zuständig war. Jackson hat nach einem schweren Autounfall sogar mal ein Team für drei Monate aus dem Rollstuhl heraus betreut. Doch der Trainer Jackson hat sich weiterentwickelt. Mit nunmehr 51 Jahren ist er nicht für gewagte Töne zu haben. Dabei könnte er sich ein wenig herauslehnen, schließlich hat er Erfolg, seit er in der Deutschen Eishockey-Liga ist. 2005 wurde er als Kotrainer Meister mit den Eisbären, 2006 als Cheftrainer Zweiter mit der DEG. Und nun steht er mit den Berlinern im Halbfinale um die Meisterschaft – gegen Düsseldorf.

Düsseldorf? Der große Mann schmunzelt. „Ich kenne die Leute dort“, sagt Jackson. „Ist doch normal, nach zwei Jahren. Aber wenn der Puck aufs Eis fällt, ist es ein Spiel wie jedes andere.“ Das mag man kaum glauben. Schließlich gab es in Düsseldorf am Ende seiner Zeit auch Misstöne. Manager Lance Nethery wollte seinen erfolgreichen Trainer unbedingt halten, doch der zögerte die Vertragsverhandlungen hinaus. Jackson wollte nach Berlin und gab den Eisbären dann den Zuschlag – obwohl er sich angeblich gut mit Nethery verstanden hat. Beide Männer kannten sich schon jahrzehntelang, seit ihrer Zeit bei den Wichita Wild. Anfang der Achtziger war Nethery der beste Stürmer, Jackson der beste Verteidiger des Klubs aus der Colonial Hockey League.

Ab heute stehen sich der US-Amerikaner Jackson und der Kanadier Nethery als Trainerkollegen in der „Best-of-five“-Serie gegenüber. Nethery hatte als Nachfolger des von ihm geschassten Tschechen Slavomir Lener viel Erfolg: Er hat die DEG nach mäßiger Hauptrunde noch in die Play-offs geführt und im Viertelfinale den Tabellenersten Nürnberg aus dem Wettbewerb befördert. Trotzdem sieht Nethery sein Team schon heute im ersten Spiel der Serie im Sportforum (Beginn 19.30 Uhr, live auf Premiere) in der Nebenrolle. Der Trainermanager sagt: „Don hat in Berlin hervorragende Arbeit geleistet, wir sind krasser Außenseiter.“

Jackson dagegen sagt am liebsten gar nichts während der Play-offs. Immerhin deutete er an, dass seine angeschlagene Riege von erfahrenen Stars – Walker, Pederson und Felski – spielen könnte. „Aber wenn ich jetzt mehr sagen würde, könnte ich es auch den Düsseldorfern direkt sagen.“ Zurückhaltung ist viel wert für Jackson, er hat gelernt seit jenem merkwürdigen Auftritt von Atlanta, bei dem sich Sir Slapshot übrigens nicht ernsthaft verletzt hat: Nach der Trainerattacke turnte das Maskottchen zur Belustigung der Fans mit einem Riesenkopfverband über die Tribünen im Omni-Center von Atlanta.

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