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Sport: Der teure Weg nach oben

Die Reinickendorfer Füchse träumen von einer großen Zukunft – in der Handball-Bundesliga

Die etwa 600 tobenden Fans der Reinickendorfer Füchse auf der Tribüne werden aufgefordert, sich zu erheben. Auf dem Spielfeld des Horst-Korber-Zentrum laufen bereits die letzten Sekunden. Die Handballer der Reinickendorfer Füchse traben erhobenen Hauptes über den Platz und beklatschen sich selbst. „Wir hatten nichts zu verlieren und haben durch die Bank gut gespielt“, sagt Carsten Ohle. Der 36-jährige Torwart war einer der Matchwinner beim sensationellen 34:25-Sieg seines Teams gegen den HV Stralsund, dem Spitzenreiter der Zweiten Bundesliga.

Der ehemalige Europapokal-Halbfinalist besitzt mit jetzt elf Spielern, davon zwei Torhüter, den kleinsten Kader der gesamten Liga. Und trotz des Sensationssieges gegen Stralsund – den Füchsen, momentan Tabellensiebter, geht es vorrangig um den Klassenerhalt. Zu Beginn der Saison riss Sascha Detlof, der sich die ersten Spiele stark verbessert hatte, das Kreuzband. Bis Saisonende fällt er aus. Verletzt sich noch ein Spieler, wird der Substanzverlust zum Ende der Saison wohl deutlich zu spüren sein. Bisher konnten die Füchse diese hohe Belastung in eigener Halle mit Hilfe der Zuschauer und viel Einsatz kompensieren – in sechs Heimspielen sind sie ungeschlagen. Aber auswärts spielt das Team zu inkonstant.

Bis auf den Spanier Jonathan Rivera Vieco arbeiten alle Spieler oder stecken noch in der Ausbildung. Profibedingungen sind das nicht. Trotzdem ist Manager Mike Männel bisher zufrieden. Nachdem die Füchse in der vergangenen Saison als 14. nur knapp dem Abstieg entronnen waren, heißt das Ziel diesmal: Platzierung verbessern, wenn möglich einstellig. Mittelfristig will der Verein aber wieder zurück in die Erste Bundesliga. „In einer Sportstadt wie Berlin muss man sich große Ziele setzen“, sagt Mike Männel.

Doch der Fahrplan für den Aufstieg wurde bisher immer wieder nach hinten korrigiert. Es fehlt das Geld. Um aufzusteigen, brauche man etwa 500 000 Euro, sagt Männel. Die Füchse haben so viel Geld nicht. Als einziger Verein der Liga haben sie keinen Hauptsponsor. Die Trikots sind noch unbeschriftet. Das ist die Aufgabe für den Manager. Nur hat sich Männel auch nicht um diesen Posten gerissen. Der 39-Jährige arbeitet ehrenamtlich neben seinem Beruf.

„Um aufzusteigen, brauchen wir auf allen Positionen eine gleichwertige Doppelbesetzung“, sagt Trainer Georgi Swiridenko. Und um finanzkräftige Sponsoren zu finden, benötigt der Verein einen hauptberuflichen Manager, der 24 Stunden am Tag Zeit hat. So wünscht es sich auch Männel. Mit zwei möglichen Managern wird zur Zeit verhandelt.

Wie es auch weitergeht, der Sieg gegen Stralsund hat den Berlinern Spaß gemacht. Und für Trainer Swiridenko war es ein „tolles Geburtstagsgeschenk“. Am Freitag wurde der Olympiasieger mit der UdSSR 42 Jahre.

Jörg Petrasch

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