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Müller

© dpa

Eishockey: Der Torwart, der den Krebs parierte

"Ich habe viel Glück gehabt": Nationaltorhüter Robert Müller ist eine wichtige Stütze beim Eisbären-Gegner Köln.

Rodion Pauels, der Manager der Kölner Haie, freut sich immer noch über das Glück, das er im vergangenen Dezember hatte. Sein kanadischer Stammtorhüter Travis Scott entschied sich kurzfristig für einen Wechsel in die russische Eishockey-Superliga. Die Haie kassierten eine Ablösesumme von 800 000 Euro – und holten den deutschen Nationaltorhüter Robert Müller aus Duisburg. Im Heimspiel der Deutschen Eishockey-Liga heute gegen die Eisbären Berlin wird der 27-Jährige nun schon sein 18. Spiel für Köln bestreiten (19.30 Uhr). Zuletzt gewannen die Haie dreimal hintereinander mit Müller im Tor. „Robert ist unsere Wunschbesetzung, er hat Erfahrung, gute Reflexe und spielt die Scheibe sehr gut“, sagt Pauels. Mittlerweile wird der in Rosenheim geborene Torwart vom Kölner Publikum regelmäßig mit Sprechchören gefeiert.

Dass Robert Müller im deutschen Eishockey so bekannt und beliebt ist, lässt sich nicht nur mit seinem freundlich-bayerischen Charakter erklären. Im Herbst 2006, damals stand Müller noch bei den Adlern Mannheim unter Vertrag, wurde bei ihm ein Hirntumor diagnostiziert. Zuvor hatte er lange Zeit unter Nackenschmerzen gelitten. „Was ich alles gemacht habe: Sogar beim Zahnarzt war ich deswegen“, erzählt er. Im November 2006 wurde Müller in Heidelberg operiert – er meisterte diese Zeit ohne Angst und mit viel Optimismus: „Ich habe mir gedacht: Du müsstest eigentlich Angst haben, morgen wird dir der Kopf aufgeschnitten. Ich war aber komplett ruhig und hatte sehr viel Vertrauen in die Ärzte.“ Der Eingriff verlief gut, es folgte eine Chemotherapie. Zunächst litt Müller unter epileptischen Anfällen und musste Medikamente nehmen. Doch er kehrte schnell zurück aufs Eis und gab schon Ende Februar 2007 sein Comeback im Mannheimer Tor. „Ich habe viel Glück gehabt. Ein anderer hätte es vielleicht nicht so gut überstanden. Die Ärzte hatten schon zu meiner Frau gesagt: Vielleicht kann er gar nicht mehr Eishockey spielen“, sagt Müller, „das hat sie mir erst jetzt erzählt.“ In Mannheim wurde Müller allerdings nicht mehr glücklich. Der damalige Trainer Greg Poss degradierte ihn zur Nummer zwei. Müller wollte unbedingt Spielpraxis und wurde im Herbst 2007 nach Duisburg ausgeliehen – bis er im Dezember die Offerte aus Köln erhielt.

Folgen seiner Krankheit spürt er inzwischen nicht mehr. Alle drei Monate geht Müller zu Kontrolluntersuchungen. „Es sieht gut aus“, berichtet er. Mit seinen Leistungen war er zuletzt nicht immer zufrieden. Fehler auf dem Eis konnte er jedoch meist durch Klasseparaden wieder ausbügeln. „Robert braucht manchmal einen Weckruf“, sagt Manager Pauels. „wenn er einen Fehler begeht, verliert er aber nie die Nerven und fängt nachher perfekt.“ Die wird Müller heute beweisen müssen: Bei den Eisbären kehren die Stürmer André Rankel und Denis Pederson nach langen Verletzungspausen zurück ins Team. Wahrscheinlich fällt aber Kapitän Steve Walker wegen einer Grippe aus.

Christiane Mitatselis[Köln]

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