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Mit Wurf- und Sparpotenzial. Johannes Sellin kommt aus dem eigenen Nachwuchs der Füchse und warf gegen Ahlen-Hamm sieben Tore. Foto: Imago

© imago sportfotodienst

Füchse Berlin: Auge in Auge mit der Zukunft

Tabellenführer gegen den Zweiten, ein klassisches Topspiel: Im Handball-Pokal treffen die Füchse Berlin heute auf Hamburg – einen Klub, dem sie langfristig nacheifern wollen.

Berlin - Natürlich bedankten sich die Füchse noch bei ihren Fans. Aber die Schritte fielen ihnen offensichtlich schwer, und die Arme für die Jubelposen nach dem 31:28 am Sonntagabend gegen die HSG Ahlen-Hamm schienen bei einigen Spielern bleischwer zu sein. Dabei ist der harte Dezember für die Berliner noch längst nicht beendet. „Das packen wir kräftemäßig schon“, sagte Konrad Wilczynski nur eine Stunde danach, als er auf das heutige Pokalspiel gegen den HSV Hamburg (20.15 Uhr, live bei Sport 1) angesprochen wurde. An die noch ausstehenden vier Bundesligaspiele bis zum Jahreswechsel, zwei davon bereits in der Rückrunde, wollte der Linksaußen aber noch nicht denken. „Gegen den HSV haben wir doch eine ganz besondere Motivation“, sagte er, „warten wir doch mal ab, wie das Spiel läuft.“ Ein wenig Zweckoptimismus klang in dieser Aussage des Österreichers mit, denn selbst Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning erklärte: „Wir stehen vor einer fast unlösbaren Aufgabe. Wer etwas anderes denkt, ist ein Fantast.“ Doch welcher Sportler gibt sich schon von vornherein geschlagen, noch dazu vor einem K.o.-Spiel, das oft seine eigenen Gesetze aufweist? Die Füchse setzen auch darauf, dass ihnen diese Aufgabe die zuletzt etwas abhanden gekommenen Kräfte verleiht.

Das Besondere an diesem Achtelfinale im DHB-Pokal ergibt sich bereits aus der Konstellation in der Bundesliga. Tabellenführer HSV gegen den Zweiten Füchse, ein klassisches Topspiel. Und dennoch liegen zwischen beiden Teams nicht nur in den Millionenetats immer noch Welten. Die Hamburger, auf dem Weg zur sechsten Final-Four-Teilnahme, verfügen über ein Spielerpotenzial mit mehr als 2000 Länderspielen. Darauf kann Trainer Martin Schwalb gerade jetzt bauen, in jener Saisonphase, in der die Kräfte wegen Bundesliga, Champions League und Pokal genau dosiert werden müssen. Seine Wechselspieler sind fast alle Stars, deswegen ist das Team inzwischen auch Favorit auf den Meistertitel und eine gute Vergleichsgröße für die Zukunft der Berliner.

Einen solch durchgehend hochklassigen Kader wie die Hamburger haben die Füchse noch nicht. Hanning weiß um diese Situation: „Wechselspieler wie Konrad Wilczynski, Michal Kubisztal, Mark Bult oder Stian Vatne werden letztlich entscheidend sein, ob wir tatsächlich in den Europacup kommen.“ Sprich: Nur wenn sie auf dem Feld das gleiche Niveau erreichen wie die Stammspieler, wird es auch keinen Einbruch geben.

Sollten die Füchse tatsächlich einen Platz in einem internationalen Wettbewerb erkämpfen, wird der Kräfteverschleiß mit Sicherheit um ein Vielfaches höher sein. Das bedeutet auch, dass die Personalfragen für die kommende Saison von ganz besonderer Bedeutung sein werden. Die Verträge von Kubisztal, Wilczynski, Kapitän Torsten Laen und Vatne gelten nur noch bis zum 34. Spieltag. Klar ist bereits, dass der einst als Abwehrchef verpflichtete Vatne in seine Heimat Norwegen zurückkehren wird. In dieser Frage wird dringender Handlungsbedarf geboten sein.

Glück haben die Füchse, dass sich mit Johannes Sellin und Colja Löffler zwei Nachwuchsspieler aus den eigenen Reihen stark entwickelt haben. Gegen Hamm warfen sie sieben beziehungsweise drei Tore. Ihr Auftritt gibt Hanning recht, der „mit Investitionen in den eigenen Nachwuchs das größte Sparpotenzial für die Zukunft“ sieht. Nur, bis sich diese Investitionen bezahlt machen, werden noch ein paar Jahre vergehen. Bis dahin müssen sich die Füchse irgendwie selbst ihre Müdigkeit ausreden.

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