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Sport: Gelassen abwärts

TeBe steckt in einer Krise – und ignoriert sie

Von Karsten Doneck, dpa

Auf den weiß gedeckten Tischen des VIP-Raums, wo die kalten und warmen Köstlichkeiten vom Buffet verzehrt werden, liegen die Kärtchen stapelweise zum Mitnehmen. Sie haben das Format einer Visitenkarte, die Vorderseite zeigt den Union Jack, allerdings in lila-weiß, gemischt mit schwarz. Die in grellem Orange aufgedruckte Botschaft auf den Kärtchen lautet: „God save TeBe!“ Himmlischen Beistand könnte Fußball-Oberligist Tennis Borussia sehr wohl brauchen. Obwohl TeBe-Vorsitzender Peter Antony selbst nach der 0:2-Niederlage am Freitagabend im Mommsenstadion gegen den BFC Dynamo noch Wetten anbot, dass „wir am Saisonende unter den ersten Sechs stehen werden“, scheint sich TeBe in dieser Saison wohl auf Abstiegskampf einrichten zu müssen.

„Ein Trauerspiel“ meinte Klaus Schumann, einer der ehemaligen TeBe-Präsidenten, gegen Dynamo gesehen zu haben. Aus neun Spielen in dieser Saison haben die Lila-Weißen erst neun Punkte geholt. In früheren Zeiten lösten die Borussen bei solch mageren Bilanzen die Probleme auf die denkbar einfachste Art: Der Trainer wurde entlassen.

Theo Gries, der aktuelle Übungsleiter, kann indes in Ruhe weiterarbeiten. „Hätten wir gegen Dynamo so einen Mist zusammengespielt wie unsere Nationalelf in der Türkei oder gegen China, dann hätten wir ganz bestimmt eine Trainerdiskussion, so aber nicht“, sagt Antony. Dass bereits vor dem Spiel gegen Dynamo der TeBe-Aufsichtsrat tagte, braucht im Hause Gries auch keine Aufregung um den Arbeitsplatz hervorzurufen. „Über den Trainer entscheidet der Vorstand, sonst niemand“, verweist Antony auf die Kompetenzen. Ohnehin soll bei der Aufsichtsratssitzung der Trainer kein Thema gewesen sein, „da ging es um andere Sachen“, beteuert Antony.

Dass TeBe den eigenen Ansprüchen derzeit so weit hinterläuft, liegt hauptsächlich an der vor der Saison bewerkstelligten Umstrukturierung des Kaders. 14 neue Spieler holte der Klub, die alten wurden fast alle ausgemustert. Auf die Schnelle nun ein miteinander harmonierendes Team zu formen, stellt sich als schwieriger heraus, als anfangs gedacht. Zumal TeBe überwiegend auf junge Leute setzt und nicht im entferntesten daran dachte, zwei, drei gestandenen Spieler, eventuell sogar mit Profierfahrung, als Leitfiguren zu verpflichten.

Im Moment versucht TeBe, seinen Anhang mit Durchhalteparolen bei Laune zu halten. „Wenn die Mannschaft sich stabilisiert hat, wird sich zeigen, dass der Weg, mit jungen Spielern zu arbeiten, der richtige ist“, verkündete der Sportliche Leiter Ronny Maschke im Programmhef. Und auch Theo Gries denkt an bessere Zeiten: „Ich hoffe, dass wir bald wieder auf der Sonnenseite stehen.“

Die Rückseite jener Karte mit dem „God save TeBe“-Aufdruck macht aber wenig Hoffnung auf Soforthilfe. Dort finden sich nämlich die Ansetzungen der Oberliga. Und TeBe spielt am nächsten Sonntag bei Türkiyemspor. Die stehen in der Tabelle da, wo TeBe eigentlich hinwollte – in der Spitzengruppe.

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