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Immer vorne weg. Dennis Schiergen auf Nymphea.

© dpa

Großer Preis von Berlin in Hoppegarten: Die Ausreißer siegen

Mit riskanter Taktik gewinnt Dennis Schiergen auf seiner Stute Nymphea den Großen Preis von Berlin auf der Galopprennbahn in Hoppegarten.

Der Große Preis von Berlin hat in seiner 123-jährigen Geschichte schon einige Kuriositäten erlebt, doch was sich am Sonntagnachmittag auf der Rennbahn in Hoppegarten abspielte, dürfte den 10 100 Zuschauern noch lange in Erinnerung bleiben .

Der frischgebackene Abiturient Dennis Schiergen, der als einziger Amateur gegen sechs erfahrene Profis antrat, wählte mit der vierjährigen Fuchsstute Nymphea eine Taktik, die nur in den seltensten Fällen funktioniert und normalerweise spätestens auf der Zielgeraden von den Konkurrenten bestraft wird: Vom Start weg übernahm Nymphea das Kommando und legte auf dem abgetrockneten Boden ein extrem schnelles Tempo vor. Schiergen diktierte die Pace nach Belieben, ohne dass die restlichen Teilnehmer reagierten. In der Hoffnung, dass der Ausreißer seinem Tempo recht bald Tribut zollen würde, ließen sie seine Stute ziehen – erst auf zehn, schließlich auf mehr als 20 Längen. Dennis Schiergen ritt unbeeindruckt allein an der Spitze, auch als das Feld auf die 500 Meter lange Zielgerade einbog und zur längst überfälligen Schlussattacke ansetzte. Angeführt von der zweiten Stute im Feld, Temida, und dem Vorjahressieger Meandre, konnten die Verfolger zwar den Abstand bis ins Ziel noch verkürzen, doch der Mut des 18-jährigen Amateurchampions zahlte sich aus. Seine Taktik war aufgegangen: Drei Längen vor Temida, geritten von Filip Minarik, und vier Längen vor dem nicht enttäuschenden Meandre unter Mirco Demuro erreichte Nymphea das Ziel.

„Es war einfach ein geiles Gefühl“, sagte Dennis Schiergen nach seinem beeindruckenden Erfolg bei der Siegerehrung. Seine Freude war umso größer, weil der Triumph beim Großen Preis von Berlin eine Familienkooperation war: Sein Vater Peter Schiergen trainiert die vierjährige Stute Nymphea für den Stall Nizza, dessen Eigentümer Jürgen Imm aus Freiburg ist.

Nach der Rückkehr des Grand Prix vor zwei Jahren nach Hoppegarten war dies schon der zweite Erfolg für Peter Schiergen. 2011 hatte Danedream gesiegt und damit den Grundstein für ihre Traumkarriere in Hoppegarten gelegt, wo sie zur besten Stute Deutschlands aller Zeiten erklärt worden war. In diesem Jahr folgte nun der Sieg mit Nymphea, und dass gerade mal zwei Wochen nach dem Derbysieg mit Lucky Speed in Hamburg. Man kann es nicht anders formulieren: Peter Schiergen und seiner Familie gelingt zur Zeit im Galopprennen alles, was man erreichen kann. Schließlich reitet auch der zweite Sohn Vinzenz schon recht erfolgreich.

Für Nymphea steht jetzt wahrscheinlich der Große Preis von Baden in Iffezheim Anfang September auf dem Programm, oder aber auch ein großes Rennen in Frankreich, wie der Erfolgstrainer aus Köln erklärte.

Hätte Dennis Schiergen und Nymphea nicht in einer außergewöhnlich schnellen Zeit über die Steherstrecke von 2400 Metern gewonnen, wären unter den Kennern der Turfszene Zweifel angesichts der Manier des Sieges aufgekommen. Doch die Endzeit von 2:26,3 Minuten ließ alle Skeptiker verstummen. Die 100 000 Euro Siegprämie für den ersten Platz beim mit insgesamt 175 000 Euro dotierten Traditionsrennen hatten sie sich also verdient. Doch es bleibt abzuwarten, ob sie die nächsten Rennen in ähnlicher Manier und Souveränität gewinnen können.

Ulrich Nickesen

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