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Immer auf dem Sprung. Füchse-Manager Bob Hanning (rechts, neben Bartlomiej Jaszka) ist für seine Umtriebigkeit bekannt.

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Handball: Ein Fuchs unter Beschuss

Noch ist kein Eid geschworen: Der Deutsche Olympische Sportbund fordert die Aufklärung der Wettanbieter-Affäre um den Berliner Handball-Manager Bob Hanning.

Berlin - Die Informationen sind so knapp gehalten wie einst die Pressemeldungen des Kreml. Nur wenig sagt die Handball-Bundesliga (HBL) zu der Personalie Bob Hanning. „Alles, was zu sagen ist, steht auf unserer Homepage“, sagt HBL-Präsident Reiner Witte unwirsch zum Fall des Managers der Füchse Berlin. Dort heißt es, der Vertrag Hannings mit dem Wettanbieter Digibet, um den es geht, werde nach dem Beschluss des HBL-Präsidiums vom Sonntag einer „umfassenden rechtlichen Prüfung“ unterzogen. Beauftragt damit ist Rolf Nottmeier, Mitglied der Lizenzierungskommission und Vorsitzender Richter des Arbeitsgerichtes in Minden. Nottmeier soll kontrollieren, ob sich Hannings Vertrag mit den Ethikrichtlinien der HBL beziehungsweise mit der Rechtsordnung des Deutschen Handballbundes (DHB) vertragen.

Die Affäre ist ziemlich brisant. Denn der „Spiegel“ hatte berichtet, dass Hanning gegenüber Dritten freimütig eingeräumt haben soll, mit seinem Insiderwissen Quoten für Spiele im deutschen Profihandball bewertet zu haben. Hanning bestreitet das. Er habe lediglich einen Testimonial-Werbevertrag unterschrieben und gebe „Expertentipps in verschiedenen Sportarten“ ab, „allerdings nie zu Spielen der Füchse“. Hanning veranstaltet auf seiner Homepage ein Wettspiel mit Verweis auf den Wettanbieter. Der HBL-Aufsichtsrat hatte Hanning vergangene Woche aufgefordert, „jegliche Aktivitäten in diese Richtung“ einzustellen.

Bevor das HBL-Präsidium sich am Sonntag mit dem Thema beschäftigte, hatte Liga-Aufsichtsratsmitglied Hans-Peter Krämer bereits Konsequenzen gezogen. Er trat am Freitag zurück. Er erklärte, den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) in einer Phase, in der um die Liberalisierung der Sportwetten gerungen werde, nicht in Verlegenheit bringen zu wollen. Zuvor hatte Krämer Hanning über die HBL-Geschäftsstelle aufgefordert, den Vertrag ruhen zu lassen. Krämer forderte Hanning zudem auf, entweder zurückzutreten, oder aber eine entsprechende eidesstattliche Erklärung abzugeben, nie Wettquoten bewertet zu haben. Hanning lehnte dies ab und wollte stattdessen die Dinge erst einmal im Präsidium besprechen, dem er als HBL-Vizepräsident angehört.

Michael Vesper.
Michael Vesper.

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Hanning steht auch wegen anderer Aktivitäten unter Beschuss

Krämer, der im DOSB als Vizepräsident für Wirtschaft und Finanzen zuständig ist, hatte sich stets abgestimmt mit den Spitzen des Dachverbandes, mit Präsident Thomas Bach und Generaldirektor Michael Vesper. Sein Rücktritt wird dort begrüßt. „Die Entscheidung Hans-Peter Krämers war zwangsläufig, er hat unsere volle Unterstützung“, sagte Vesper. Zumal Hanning nicht auf Krämers Vorschlag eingegangen sei, die Sache sofort aus der Welt zu schaffen. „Wenn Hanning nur einen Testimonial-Vertrag besitzt, dann verstehe ich nicht, warum er nicht auf Krämers Ansinnen reagiert hat, dies eidesstattlich zu erklären“, so Vesper.

Im DOSB sieht man die heikle Nähe eines HBL-Funktionärs zu einem Wettanbieter also sehr kritisch, nicht nur wegen der politischen Verhandlungen über die Sportwetten. Bekanntlich setzt sich der DOSB dafür ein, das bis Dezember 2011 gültige staatliche Glücksspielmonopol zu liberalisieren, um so höhere Einnahmen für den Breiten- und Leistungssport zu generieren. Vesper geht es um Grundsätzliches: „Dieser Fall hat nicht in erster Linie mit der Frage des staatlichen Glücksspielmonopols zu tun, sondern mit der Frage der Integrität des sportlichen Wettbewerbs.“ Daher geht Vesper davon aus, „dass der Handball diese Sache bereinigt“. Sowohl der DHB als auch die Liga dürften Post vom Dachverband erhalten.

Der umtriebige Hanning steht auch wegen anderer Aktivitäten unter Beschuss. Denn der HBL-Aufsichtsrat hat den Füchse-Manager nach Informationen des Tagesspiegels ebenfalls dazu aufgefordert, seinen Posten in der TV-Kommission der Liga und auch seine Rolle als Kokommentator des Handballsenders Sport 1 aufzugeben. „Wir meinen, dass sich ein solch hoher Verbandsfunktionär nicht so präsentieren sollte. Das hat ein Geschmäckle“, sagte HBL-Aufsichtsratschef Manfred Werner.

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