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Simunic

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Hertha: Simunic kämpft um sein Image

Hertha-Profi Josip Simunic hat sich für den bösen Tritt gegen Christian Schulz im Spiel gegen Werder Bremen entschuldigt.

Berlin - Der Kroate telefonierte am Montag mit dem Bremer Profi. "Es tut mir Leid, was passiert ist. Ich habe den Spieler nicht gesehen. Es war keine Absicht von mir", erklärte Simunic. Der Hertha-Spieler hatte nach der Attacke gegen Schulz in Kong-Fu-Manier in der 35. Minute von Schiedsrichter Herbert Fandell (Kyllburg) die Rote Karte gesehen. Für den 29-jährigen Verteidiger war es schon der dritte Platzverweis in den vergangenen zwei Monaten - sogar bei den eigenen Anhängern war das Verhalten von Simunic in den vergangenen Wochen bitter aufgestoßen.

Zwar unterstellten weder die eigenen Kollegen, noch die Bremer Konkurrenz Absicht, doch der Schock bleibt. "Joe hat den Gegenspieler nicht gesehen. Das ist nicht als vorsätzliche Handlung zu werten", erklärte Hertha-Trainer Karsten Heine. Und sein Bremer Kollege Thomas Schaaf sagte schon kurz nach dem Spiel: "Es war sicher nicht die Absicht von Simunic, Christian Schulz zu verletzten." Dennoch spiegelte die völlig überzogene Aktion das derzeitige Bild bei Hertha wider. Die Führungskräfte sind frustriert, spielt der Club doch seit Wochen weit unter den eigenen Ansprüchen. Die neue Generation der Boateng-Brüder fühlt sich oft missverstanden. Der Frust ist riesig, das Fass droht immer öfter überzulaufen. Lichtblicke wie jüngst das 4:0 in Aachen werden sofort durch dunkle Wolken überzogen.

Schulz akzeptiert Entschuldigung

Schulz, der sich durch den Tritt mehrere Wunden im Gesicht zugezogen hatte, die genäht werden mussten, habe laut Simunic die Entschuldigung akzeptiert. "Das Wichtigste ist, dass ihm nichts Schlimmeres passiert ist. Ich war selber erschrocken, als ich die Bilder im Fernsehen noch einmal gesehen habe", sagte der Hertha-Profi, der seit Wochen die Diskrepanz zwischen den eigenen Zielen und der Wirklichkeit sieht. Für die vorhergehende Gelb-Rote Karte und despektierliche Äußerungen gegenüber dem abgelösten Chefcoach Falko Götz spendete Simunic bereits freiwillig 10.000 Euro für die Nachwuchsabteilung.

Aus der gesamten sportlichen Misere kommt Hertha in der laufenden Saison nicht mehr heraus. Die Vorstellungen für die Spielzeit 2006/07 sind gescheitert, die Trainerfrage beim Hauptstadtclub ist nach dem deprimierenden 1:4 im eigenen ausverkauften Stadion gegen Meisteranwärter Werder Bremen offener denn je. Auch das schon lange bestehende Urteil wurde wieder genährt: Wenn es wichtig ist, versagt die Berliner Profigemeinschaft, "das ist immer so", formulierte Ashkan Dejagah treffend. Das 20-jährige Eigengewächs muss es nicht länger ertragen, er geht am Saisonende nach Wolfsburg.

Hoeneß verließ das Stadion wortlos

Fortschritte hatte Manager Hoeneß als Saisonziel versprochen, eine Tendenz nach oben. Doch derzeit hat die sportliche Führung mehr Fragen als Antworten. Falko Götz, der "Vater" des hoch gepriesenen Jugendstils bei Hertha, musste schon gehen. Interimstrainer Karsten Heine konnte die Verärgerung des zahlenden Heim-Publikums auch nicht stoppen und muss nun vermutlich zurück zu den Amateuren: Seit mehr als drei Monaten hat die "alte Dame" im renovierten Olympiastadion nicht mehr gewonnen. Der große "Macher" Dieter Hoeneß verließ die Stätte des Ärgers nach der fünften Heimpleite ohne ein Wort.

Am 14. Mai erwarten die eigenen Mitglieder und Fans auf der Jahreshauptversammlung eine Neuorientierung: Wie will Hertha aus der Misere heraus kommen? Alexander Madlung, der mit drei Platzverweisen innerhalb von 26 Tagen trotz der jüngsten Aktion von Simunic weiter den vereinsinternen "Rekord" hält, wurde der Abschied nicht verwehrt. In den Fan-Foren empfahlen viel Hertha-Anhänger einen ähnlichen Weg für den Kroaten, den Hoeneß erst im vergangen Sommer nach viel Theater einen hoch dotierten Fünf-Jahres-Kontrakt gegeben hatte.

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