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Sport: In eigener Sache

Wie Jean-Marie Pfaff beim BFC für sich wirbt

Es kommt beim Fußball selten vor, dass ein Zuschauer mehr beachtet wird als das Spiel. Der 3:2-Sieg des BFC Dynamo gegen Lokomotive Leipzig beim Testspiel am Wochenende wird wahrscheinlich nur im Gedächtnis bleiben, weil der ehemalige Bayern-Torwart Jean-Marie Pfaff im Sportforum saß. Seine Anwesenheit, hofft Oberligist BFC, soll eine neue erfolgreiche Ära in der Geschichte des Vereins einläuten. Pfaff war als Repräsentant der Londoner Firma United Sol Energy, des neuen Sponsors des BFC, gekommen. Die Firma, die mit Wind- und Sonnenenergie handelt, richtet in Berlin eine Filiale ein – und hat deshalb Werbung nötig.

Vor dem Spiel unterschrieb Pfaff einen Mitgliedervertrag beim Oberligisten und eine Gründungsurkunde für die neue Jugend-Fußball-Schule, die nach ihm benannt wurde. Im Dialog mit den Fans betonte Pfaff die Wichtigkeit der neuen Schule: „Man muss der Jugend helfen, ihr Ziele geben.“ In Hohenschönhausen, einem stark von der Jugendarbeitslosigkeit betroffenen Viertel, wird die Hilfe des einstigen Stars gern angenommen. „Jean-Marie Pfaff hat die Idee der Gründung einer Fußballschule spontan begeistert. Er war sofort bereit, seinen guten Namen für die Gründung der Schule herzugeben“, sagte Dynamo-Sprecher Yiannis Kaufmann.

Pfaff kennt das Gefühl, von unten zu kommen und mit wenig Geld aufzusteigen. Als Kind ging er von Haus zu Haus und trug Weihnachtslieder vor, um das Geld für seine ersten Torwarthandschuhe zu verdienen. Heute steht Pfaff selbstbewusst in Hemd und Krawatte vor seinem Berliner Publikum. Auf dem Kragen trägt er den Namen einer Körperpflege-Firma aus Belgien. Der berühmte Torwart und heutige Geschäftsmann behauptet aber, dass er sich gar nicht geändert habe. „Ich weiß, wo ich herkomme“, wiederholt er vier oder fünf Mal. Jeder soll sehen, wie stolz er darauf ist, dass er sich aus eigener Kraft emporgearbeitet hat. Er verkauft sich selbst als ein Selfmademan – sogar auf seiner Geschäftskarte steht ein selbst gemachtes Wappen. Auf dem Wappen sieht man einen Fußball, der Pfaff „Ruhm gebracht hat“, einen Globus, der die internationale Ebene seiner Leistungen darstellt, eine lächelnde Sonne, die seine freundliche Art vertreten soll, und drei Sterne für seine drei Kinder. Der Wappenspruch lautet „Friede erobert alles“.

Nun will Pfaff der Jugend die Gelegenheit geben, seinem Weg zu folgen. „Wenn alles gut läuft, dann braucht man keine Unterstützung mehr. Aber erst dann sind die Leute bereit, einen zu unterstützen“, berichtete Pfaff aus eigener Erfahrung. „Als ich ein kleines, dickes Kind war, habe ich keine Unterstützung bekommen.“ Erst als Nationalspieler seien viele gekommen, um ihm auf die Schulter zu klopfen.

Schulter an Schulter präsentiert sich Pfaff jetzt mit dem BFC Dynamo, der sich selbst als perfekter Verein für ein solches Jugendprojekt betrachtet. Es gebe bei dem Verein schon eine umfangreiche Nachwuchsarbeit, außerdem biete das Sportforum Zugang zu vielen Sportanlagen, sagte Vereinssprecher Kaufmann. Jetzt will der Klub noch enger mit Schulen zusammenarbeiten, um Jugendliche für Sport zu begeistern. Mit der Hilfe einiger Sponsoren, darunter Pfaffs Firma, wird das Projekt finanziert.

Pfaffs Auftreten soll kein einmaliges Ereignis bleiben. Er wird in zwei Wochen wieder bei Dynamo erwartet. Der Belgier will dann wieder die Fußballschule besuchen, die seinen Namen trägt. „Ich bin ein Typ, der immer zurückkommt“, sagt der Selfmademan.

Duncan Heath

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