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Interview: Ex-Coach Pagé: „Die Eisbären werden etwas ändern müssen“

Der langjährige Berliner Trainer Pierre Pagé über das frühe Scheitern des Meisters in den Play-offs und nötige Veränderungen im Team.

Pierre Pagé, Sie sind mit Salzburg gerade nationaler Meister geworden. Erklären Sie doch mal Ihr Erfolgsrezept.

Das war diesmal nicht einfach, wir haben uns erst im siebten Spiel der Finalserie gegen Linz durchgesetzt. Natürlich haben wir Glück gehabt. Aber die Chemie in der Mannschaft war unglaublich gut, wir haben viele junge Spieler gehabt, die bereit waren, einen hohen Preis zu zahlen.

Ähnlich haben Sie sich geäußert, nachdem sie 2005 mit den Eisbären den ersten Titel gewonnen hatten. In Berlin haben Sie ein Team gefördert, das nun nach zwei Meisterschaften in Folge eine unschöne Erfahrung gemacht hat …

Dass die Eisbären schon im Viertelfinale ausscheiden, ist traurig. Aber es ist im Eishockey egal, ob du Favorit bist oder nicht. Gewinnen ist nicht einfach, sonst bräuchte man nicht zu spielen. Augsburg war stark, der Torwart hatte viel Glück. Die Eisbären dagegen hatten Pech und angeschlagene Spieler. Glück und Gesundheit, das sind zwei von drei wichtigen Faktoren, die sich nicht kontrollieren lassen.

Und Faktor drei ist?

Die eigene Stärke. Da ist womöglich bei den Eisbären etwas falsch gelaufen.

Was denn?

Da will ich mich nicht einmischen. Ich denke schon, dass Trainer Don Jackson einen guten Job gemacht hat.

Sie haben Jackson einst als Kotrainer zu den Eisbären geholt …

Ja, und wir stehen immer noch in Kontakt. Don hat mir vor ein paar Tagen zum Meistertitel gratuliert.

Mussten Sie ihn nun trösten?

Natürlich nicht. Don ist erfahren genug und wird diese Enttäuschung verarbeiten. Die Leute in Berlin sollen nun mal nicht durchdrehen. Wenn ich jetzt sogar in Österreich davon höre, dass der ehemalige Schweizer Nationaltrainer Ralph Krueger als Nachfolger von Don gehandelt wird, ist das unfassbar. Die Eisbären haben eine unglaubliche Erfolgsgeschichte hinter sich, sie sind vier Mal Meister in sechs Jahren geworden. Was waren sie denn davor? Meister in der DDR! Zuletzt 1988, noch als SC Dynamo. Und der Nachfolgeverein Eisbären musste 17 Jahre auf den nächsten Titel warten. So lange wird das diesmal nicht dauern. Die Eisbären gehören für mich zu den besten fünf Klubs in Europa.

Ihr Nachfolger Jackson sagt, sie hätten die Saat für den Erfolg gelegt. Er würde nun ihre Visionen weiterverfolgen. Haben sich die von Ihnen einst geförderten jungen Spieler unter Ihrem Nachfolger weiterentwickelt? Jackson gilt ja nicht so sehr als Förderer des Nachwuchses wie Sie.

Ich habe die Entwicklung von Constantin Braun und André Rankel verfolgt, diese Spieler haben Fortschritte gemacht. Dann habe ich die deutsche Nationalmannschaft gesehen, da hat mir Travis Mulock sehr gut gefallen …

Ein gebürtiger Kanadier, der mit dem Eisbären-Nachwuchs nichts zu tun hat.

Aber er ist gut und zählt zu den positiven Veränderungen, die die Eisbären gemacht haben. Das Problem war wohl in dieser Saison, dass sie sich nicht genug bewegt haben. Gerade wenn du oben bist, musst du Dinge verändern. Wenn du nichts änderst, verändert sich die Zukunft.

Wie könnte denn die Zukunft der Eisbären aussehen?

Die Eisbären werden jetzt etwas ändern müssen. Sie werden wohl ein paar neue Spieler holen. Und vor allem müssen sie in Berlin Ruhe bewahren. Die Eisbären sind eine der Erfolgsgeschichten im Eishockey, die sollte sich der Klub jetzt nicht von außen zerstören lassen.

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