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War das Alba Berlin? Blagota Sekulic fragt sich, wo die Form der Berliner Basketballer geblieben ist. Foto: Camera4

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Nach Albas Aus: Leere Köpfe, leere Herzen, leere Hände

Alba Berlin hadert mit dem Play-off-Aus gegen Frankfurt und sucht nach Gründen. "Wir haben in dieser Saison Fehler gemacht", sagt Marco Baldi. Trainer Luca Pavicevic steht dennoch nicht zur Disposition.

Als es um nichts mehr geht, klappt doch noch etwas. Die Spieler der Frankfurt Skyliners jubeln bereits über ihren verdienten Einzug ins Halbfinale, das Publikum in der Ballsporthalle feiert seine Mannschaft, Immanuel McElroy darf mit der Schlusssirene des vierten Play-off-Spiels noch einmal unbedrängt auf den Korb werfen. Der Dreipunktewurf des Berliner Basketballers findet sein Ziel zum 58:69-Endstand, zuvor aber ist Albas Antreiber nur ein Punkt gelungen, ganze zwei Mal hat er im gesamten Spiel überhaupt auf den Korb geworfen. In der entscheidenden Saisonphase ist McElroy genauso verschwunden wie Kapitän Julius Jenkins und die meisten seiner Alba-Mitspieler. Ausgebrannt, leer und bisweilen ratlos wirken die Berliner gegen ein Frankfurter Team, das schnell gemerkt hat, wie angeschlagen der Favorit ist. Bei Alba findet sich niemand, an dem sich die Mannschaft nach den ersten beiden Niederlagen aufrichten könnte. Wie schon im Vorjahr ist das Team von Trainer Luka Pavicevic auf dem Weg zum Meistertitel gescheitert.

Zwei Stunden nach Spielende schlurft Dragan Dojcin im gelben Trainingsanzug durch die Lobby eines Frankfurter Hotels. Nicht nur die gerade erlittene Niederlage ist dem 34-Jährigen anzusehen, auch die 58 anderen Saisonspiele haben ihre Spuren im Gesicht des serbischen Power Forwards hinterlassen. „Für Alba ist es immer eine schlechte Saison, wenn du nicht Meister wirst“, sagt er knapp. Eigentlich war Dojcin bei Alba zu Saisonbeginn als Mann für die Bank vorgesehen, als Absicherung für einen neuen, offensivstarken Power Forward. Doch die verpflichteten Kenan Bajramovic und Jurica Golemac entpuppten sich als Fehlgriffe, der Basketball-Arbeiter Dojcin musste plötzlich Aufgaben übernehmen, die seine offensiven Fähigkeiten übersteigen. Die beiden Rauswürfe, die vielen Verletzungen, der psychologische Knacks nach dem verlorenen Eurocup-Finale – „wir können jetzt nicht rumheulen“, sagt Dojcin, „aber all diese Dinge haben es uns schwer gemacht“.

Luka Pavicevic sieht blass aus

Blasser als Dojcin sieht an diesem Mittwochabend nur noch Luka Pavicevic aus. Er sitzt mit seinem Trainerstab bei einem späten Imbiss im Hotelrestaurant zusammen, die Spieler sind längst auf ihre Zimmer verschwunden. Das Play-off-Aus ist noch zu frisch für eine tief gehende Analyse, jetzt wird erst einmal gehadert. Besonders das erste Spiel der Serie gegen Frankfurt lässt Pavicevic keine Ruhe. Sein Team verlor 71:76 und wirkte so, als hätte es nicht begriffen, worum es ging. „Wenn du ein bisschen angeschlagen bist, musst du in den Play-offs deine Heimspiele gewinnen“, sagt Pavicevic. „Mit nur einem Punkt, nach fünffacher Verlängerung – egal.“ Diese Siegermentalität hat der Serbe seinen Spielern nicht vermitteln können. Während auf Frankfurter Seite Derrick Allen im vierten Spiel kämpferisch und spielerisch über sich hinauswächst, leisten die Berliner eher Dienst nach Vorschrift. Allein Steffen Hamann versucht, seine Mitspieler durch Taten, Worte und Gesten mitzureißen – sowohl auf dem Spielfeld als auch von der Bank, wohin ihn Pavicevic auch nach zwei erfolgreichen Dreipunktewürfen beordert.

Spieler wie Hamann haben es schwer beim Berliner Coach, der Basketball-Leidenschaft im Training und an der Seitenlinie zwar vorlebt, die Emotionen seiner Mannschaft aber bisweilen mit seiner Systemtreue und Liebe zur Disziplin zu ersticken scheint. Die Leere in den Köpfen und Herzen seiner Spieler nach dem Saisonhöhepunkt des Eurocup-Final-Fours vermochte er nicht zu füllen. Pavicevics Ansprüche sind hoch – was Spieler bei Auswechslungen sehr deutlich zu spüren bekommen. Genauso wie die entlassenen Kenan Bajramovic und Jurica Golemac. Wenn man Pavicevic nach den beiden fragt, sagt er deutlich seine Meinung. Und bittet darum, nicht zitiert zu werden.

Marco Baldi und Henning Harnisch kommen dazu, Pavicevic entschuldigt sich in Richtung Hotelbar. „Wir werden Luka von seiner Grundhaltung nicht ändern können – und auch nicht wollen“, sagt Albas Geschäftsführer Baldi, der sich sofort nach Spielende hinter den Trainer gestellt hat. „Es war keine gute Saison, aber wir müssen uns jetzt nicht selbst zerfleischen.“ Gemeinsam werde man alles analysieren, in 14 Tagen soll der Prozess abgeschlossen sein. Ein Ergebnis steht für Baldi bereits fest: „Wir haben in dieser Saison Fehler gemacht.“ Harnisch hat sich sein letztes Spiel als Albas Sportdirektor anders vorgestellt, blickt aber nach vorn: „In den sechs Jahren bei Alba habe ich gelernt, dass der Klub am besten ist, wenn mal was schiefläuft.“ Baldi, Pavicevic und Harnischs Nachfolger Mithat Demirel müssen jetzt zeigen, dass er recht hat.

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