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Komm in meine starken Arme! Kapitän Torsten Laen (Mitte) und Sven-Sören Christophersen bejubeln den Triumph gegen Kiel.

© dpa

Nach dem Füchse-Sieg: Die Handballwelt schaut auf Berlin

Der Sensationssieg gegen den Serienmeister THW Kiel deutet an, dass die Füchse Berlin auf dem Weg zu einer Spitzenmannschaft sind.

Berlin - Es war schon später Sonntagabend, da wurde das Projekt Füchse Berlin überraschend für beendet erklärt. „Wir sind jetzt ein starkes Team, kein bloßes Projekt mehr“, sagte da Bettina Stark unter dem Eindruck des sensationellen 26:23-Erfolges gegen den THW Kiel. Die Vertreterin eines Hauptsponsors des neuen Tabellenführers in der Handball-Bundesliga drückte damit aus, was nach dem Spiel in allen Ecken der Schmeling-Halle zu hören war. Das Team von Trainer Dagur Sigurdsson habe mit dieser Leistung einen Qualitätssprung erreicht, auch in der öffentlichen Wahrnehmung.

Auch Bob Hanning ist sich der Bedeutung der Leistung bewusst. „Natürlich bleiben wir realistisch und wissen das Ergebnis gegen den Champions-League-Sieger richtig einzuordnen“, erklärt der Füchse-Geschäftsführer. Er ließ es sich aber nicht nehmen, seine Mitarbeiter zum Mittagessen einzuladen. „Jetzt wollen wir mal drei Tage genießen, dann geht es von dieser neuen Basis aus weiter“, sagt jener Mann, der 2005 den Füchsen die entzogene Lizenz für die zweite Liga erst nachträglich per Gericht erstritten und sie in die erste Liga geführt hatte.

Statistisch gesehen haben die Füchse mit ihren 10:0 Punkten nach fünf Spieltagen bereits ein Viertel der letztjährigen Saisonausbeute eingefahren. Dennoch sind ihnen auch in der derzeitigen Feierlaune Hirngespinste fern. Von der Meisterschaft spricht niemand, das Ziel ist weiter ein Platz im Europapokal. „Ein Blick auf die Tabelle, etwa wie sich der SC Magdeburg in diesem Jahr präsentiert, zeigt doch, dass der Kampf um einen Europacupplatz diesmal noch viel härter wird“, sagt Hanning. Mit dem Triumph gegen Kiel haben die Füchse aber etwas erreicht, was vielleicht keinem der direkten Mitkonkurrenten gelingen wird. Das 26:23 sei zudem „ein Segen für die Liga“, sagt Hanning: „Ein Alleingang des THW ist damit erst mal gestoppt.“

Für Sigurdsson war sein „größter Erfolg mit den Füchsen“ ein triftiger Grund, den Spielern am Montag freizugeben. „Unsere Abwehr mit dem starken Silvio Heinevetter im Tor war das Herzstück, aber mit der Riesenmoral haben wir uns auch im Angriff gesteigert“, sagt der Isländer. „Wir hatten ja auch schon in der letzten Saison mit zwei Siegen über die Rhein-Neckar-Löwen überrascht, aber gegen Kiel zu gewinnen, ist eine klare Steigerung.“ Bei all der Euphorie sieht er es als Vorteil, dass nicht sofort die nächste Aufgabe in der Bundesliga wartet.

Erden können sich die hochfliegenden Füchse stattdessen in der Bezirkssporthalle Bemerode. Dort spielen sie am Mittwoch um 19.30 Uhr in der zweiten Runde des DHB-Pokals gegen Drittligist HSV Hannover. „Nicht, dass wir jetzt hochnäsig werden“, sagt Sigurdsson, „aber Spieler wie Petr Stochl, Markus Richwien, Stian Vatne oder Konrad Wilczynski, die zuletzt weniger eingesetzt wurden, werde ich dort länger bringen.“ Der Verweis auf den zweiten Anzug zeigt den Qualitätssprung vielleicht am deutlichsten: In der vergangenen Saison waren das noch die Stammspieler der Füchse.

Das soll aber nicht heißen, dass die Füchse dem Pokal keine Bedeutung beimessen. Im Gegenteil, ein wenig liebäugeln sie sogar mit diesem Wettbewerb. „Darin kannst du mit Losglück am leichtesten in den Europacup kommen“, sagt Bob Hanning, der glaubt: „Zu Hause können wir jede Mannschaft besiegen.“

Ob die Füchse schon stark genug sind, auch auswärts bei einem Spitzenklub der Liga zu punkten, wird sich dann am kommenden Dienstag bei der SG Flensburg-Handewitt zeigen. Zumal dann auch ein Großteil des Außenseiter-Vorteils aufgebraucht ist, denn der Sensationssieg hat die Wahrnehmung der Füchse in der Bundesliga grundlegend verändert.

In der vorigen Saison landeten die Füchse auch einen Überraschungserfolg, gegen die Rhein-Neckar-Löwen. Anschließend brachen sie gegen den Fast-Absteiger Dormagen regelrecht ein. „Das passiert uns nicht noch einmal“, verspricht Kapitän Torsten Laen. Das zumindest würde den Unterschied zwischen einem bloßen Projekt und einer großen Mannschaft ausmachen.

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