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Sport: Neun Goldmedaillen für die Region – Party bei der Rückkehr

Berlin und Brandenburg haben die erfolgreichsten Sportler. Dennoch will Schulsenator Böger Talente stärker fördern

Dann endlich öffnete sich die Glastür, die Helden kamen mit ihren Sporttaschen hinaus – und von da an ging nicht mehr viel vor dem Gate 8 des Flughafen Tegel. „Natascha Keller – du bist die beste Frau!“, sangen viele hundert Menschen und wollten die Hockeyspielerin des Berliner HC umarmen. Keller hatte mit ihren Kolleginnen die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen gewonnen und war nun via Frankfurt am Main nach Berlin gereist. Mit dem Jubel, „diesem Wahnsinnsempfang habe ich aber nicht gerechnet“, sagte Keller – und schritt über eine große Goldfolie, die vor dem Flugsteig ausgebreitet war. „Sensationell!“, sagte sie, dann ging es ins Vereinsheim zur Party.

Die Berliner und Brandenburger Sportler sind also heimgekehrt, nicht alle, aber die meisten. Viermal Gold haben die Berliner gewonnen, zweimal Silber und viermal Bronze. Die Brandenburger gewannen sogar fünf Mal die Goldmedaille. Verglichen mit dem allgemeinen deutschen Abschneiden ist die Bilanz der Region gut – die Sportler holten so viele Medaillen wie kein anderes Bundesland.

Doch noch während des Fluges nach Berlin sei die Stimmung „verhalten“ gewesen, berichtete eine Passagierin. Der Kapitän habe seine Gäste mit den Worten „liebe Passagiere, liebe Olympiateilnehmer“ begrüßt, doch erst nach der Ankunft in Tegel kam langsam Partystimmung auf. Als die Sportler aus dem Gate 8 liefen, hatten sie Medaillen um, viele trugen Strohhüte auf dem Kopf.

Vergessen war zu diesem Zeitpunkt die Kritik vieler Funktionäre. An Sportschulen und in den Verbänden der Stadt denkt man nach den Olympischen Spielen nämlich an die Zukunft – und beklagt den Ehrgeiz des Nachwuchses. „Es wird schwerer für die Sportschulen, Talente zu fördern“, sagt Gert Sunkel, der Leiter der Flatow-Oberschule in Köpenick, einer von vier Sportoberschulen in Berlin. „Immer weniger Jugendliche haben Lust auf Leistungssport.“ Die Karriere als Spitzensportler sei einfach nicht mehr so interessant wie früher. „In der DDR konnte man nur als Top-Athlet ins westliche Ausland reisen. Heute kann das jeder.“

Wehmütig denkt Rektor Sunkel an eine ehemalige Schülerin zurück – Katrin Rutschow-Stomporowski, die in Athen Gold im Ruder-Einer gewann. „Katrin war unheimlich diszipliniert“, diesen Ehrgeiz gebe es heute kaum noch. Gerd Neumes, Schulleiter der Werner-Seelenbinder-Schule in Hohenschönhausen, sieht ein anderes Problem: „In den letzten Jahren wurden zu oft Schüler aufgenommen, die gar nicht den Anspruch haben, Spitzensportler zu sein.“ Das Dilemma will Schulsenator Klaus Böger jetzt mit einem neuen Konzept für die Sportschulen auflösen. Unter dem Motto „Schule in der Schule“ schlug er eine Dreiteilung der Leistungsstufen vor. „Nach dem Konzept sollen Sportinteressierte, Talente und Spitzensportler unterschiedlich intensiv gefördert werden“, sagte seine Sprecherin Rita Hermanns. Die schwächeren Sportler sollen aber nicht von der Schule geworfen werden, sondern nur in einen anderen Leistungszweig rutschen.

Dietrich Gerber, Vizepräsident des Landessportbundes, allerdings „glaubt, dass eine Zweiteilung der Leistungsstufen besser ist.“ Bis Mitte November solle der genaue Plan für die Eliteschulen stehen. Anfang des Schuljahres 2005/2006 müsse er umgesetzt werden. Einen positiven Effekt hätten die Olympischen Spiele gehabt: „Sie scheinen den Senator zum Nachdenken angeregt zu haben.“

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