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Sport: Notbremse ohne Absicht

Volkswagen–Arena in Wolfsburg, es läuft die 78. Minute.

Volkswagen–Arena in Wolfsburg, es läuft die 78. Minute. Herthas Verteidiger Arne Friedrich im Zweikampf mit Diego Klimowicz. Der Wolfsburger Stürmer läuft mit Ball an ihm vorbei, Friedrich hält ihn kurz fest, doch Klimowicz löst sich. Aber dann fällt der Wolfsburger über Friedrichs Füße, Schiedsrichter Markus Merk schickt den Berliner mit der Roten Karte vom Platz. War das richtig, auch wenn es keine Absicht war, Herr Fröhlich?

Wenn der Schiedsrichter feststellt, dass durch ein Foulspiel eine offensichtliche Torchance verhindert wird, dann muss er die Rote Karte ziehen. Ob das Foulspiel mit Absicht begangen worden ist oder eher auf fahrlässiges Verhalten des Abwehrspielers zurückzuführen ist, spielt dabei keine Rolle. Es zählt nur das Ergebnis! Ob eine offensichtliche Torchance vorliegt, hängt davon ab, in welcher Position sich der Angreifer zum Tor befindet, also zentral oder außen, wie weit er vom Tor entfernt ist, ob er richtig Fahrt aufnehmen kann, der Ball für ihn kontrollierbar ist und ob noch andere Abwehrspieler ins Spiel eingreifen können. In etwa drei, vier Sekunden sollte sich eine ungehinderte Einschussmöglichkeit ergeben. Diese Aspekte muss der Schiedsrichter im Zusammenhang bewerten.

Arne Friedrich hatte sich nach dem langen Abschlag des Wolfsburger Torhüters Simon Jentzsch verkalkuliert. Ball und Gegner waren plötzlich hinter ihm. Die Position zum Tor war zentral, die Entfernung ungefähr 25 Meter. Er hielt Diego Klimowicz zunächst mit den Händen, konnte dadurch erreichen, dass der keine volle Fahrt zum Tor aufnahm und er selbst an ihm dran blieb. Das war das erste Foul. Doch die Situation war noch offen, denn Klimowicz blieb auf den Beinen. Unmittelbar danach lief Friedrich ihm in die Beine und brachte ihn zu Fall. Das zweite Foulspiel.

Der nächste Abwehrspieler von Hertha hatte gut fünf Meter gegenüber Klimowicz aufzuholen. Hierbei ist der Zeitpunkt des Vergehens zu bewerten und nicht die Stellung der Spieler, als das Spiel durch Markus Merk unterbrochen wurde. Alle Aspekte für die Verhinderung einer offensichtlichen Torchance waren erfüllt.

Lutz Michael Fröhlich

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