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Vergebliche Energie. Marco Baldi fühlt sich von der BBL benachteiligt.

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Rückzug aus Liga-Gremien: Alba steigt aus

Die Basketballer ziehen sich im Streit um die Qualität der Schiedsrichter aus allen Liga-Gremien zurück. "Wir werden in Zukunft unsere Energie auf die Dinge konzentrieren, bei denen man davon ausgehen kann, dass unser Aufwand auch Früchte trägt", so Geschäftsführer Marco Baldi.

Berlin - Am Mittwochabend diskutierte Marco Baldi nach dem 74:73-Sieg seiner Mannschaft gegen Bremerhaven noch erregt mit den Schiedsrichtern, am Tag danach sprach Alba Berlins Geschäftsführer von einem „nüchternen Schritt“: Alba wird sich bis aus Weiteres aus allen Gremien und Arbeitsgruppen der Basketball-Bundesliga (BBL) zurückziehen. Hintergrund ist ein seit Wochen andauernder Streit um die Schiedsrichterleistungen in der BBL. Nach dem Heimspiel gegen Frankfurt am 20. März hatte Baldi von einer „Benachteiligung“ der Berliner gesprochen und neue Qualitätsstandards für die Unparteiischen gefordert, die Liga hatte für diese öffentliche Kritik eine Geldstrafe von 2600 Euro ausgesprochen.

„Die Entscheidung hat mit einem Sammelsurium von Dingen zu tun“, sagt Baldi. Alba habe viele Vorschläge unterbreitet, wie man die Qualität der Schiedsrichter verbessern könne – passiert sei aber nichts. Auch nach einem Gespräch mit BBL-Geschäftsführer Jan Pommer sei man sich „keinen Deut“ näher gekommen. Am Mittwochabend waren die Alba-Verantwortlichen auch nach dem knappen Sieg gegen Bremerhaven alles andere als zufrieden. „Hierzulande geht es beim Heimvorteil um die Schiedsrichter, die ein bisschen andere Kriterien für die Heimmannschaft anwenden“, sagte Albas Trainer Luka Pavicevic. „So ist es zumindest, wenn wir auswärts spielen. In unserer Halle aber wollen die Schiedsrichter zeigen, wie unabhängig sie sind. Und manchmal übertreiben sie das ein bisschen.“ Die Arena am Ostbahnhof sei zwar die „schönste Heimhalle“ Europas – „aber nicht die mit dem größten Heimvorteil“. Auch Sportdirektor Henning Harnisch wollte kein „klassisches Heimspiel“ gesehen haben. Laut Marco Baldi hat Albas Entschluss allerdings nichts mit dem Spiel gegen Bremerhaven zu tun, sondern sei Ergebnis eines langen Prozesses.

„Wir werden in Zukunft unsere Energie auf die Dinge konzentrieren, bei denen man davon ausgehen kann, dass unser Aufwand auch Früchte trägt“, sagte Baldi, auch wenn dieser Schritt auf manch einen vielleicht „mimosenhaft“ wirke. Es gebe „kein Kalkül“, diese Entscheidung jetzt kurz vor dem Beginn der Play-offs getroffen zu haben. Am Sonnabend (19.55 Uhr, Arena am Ostbahnhof) empfängt Alba zum letzten Spiel der regulären Saison Ludwigsburg. Mit einem Sieg würden die Berliner sich den zweiten Tabellenplatz sichern, mögliche Gegner in der ersten Play-off-Runde sind Bremerhaven, Frankfurt und Braunschweig.

Der langjährige BBL-Schiedsrichter Boris Schmidt kann Albas Grundsatzkritik nicht verstehen. „Natürlich kann man nach jedem Spiel Kritik äußern, auch Schiedsrichter sind nur Menschen“, sagt Schmidt, der auch Albas Partie gegen Bremerhaven leitete. „Aber wenn die Kritik dahin geht, dass ein Verein langfristig benachteiligt wird, dann kann ich das nicht nachvollziehen.“ Bei der BBL nimmt man Albas Entschluss „mit Bedauern zur Kenntnis“, wie BBL-Sprecher Dirk Kaiser sagt. Mit dem Boykott nimmt sich Alba laut Kaiser die Option, konstruktiv an der Entwicklung der Liga mitzuarbeiten. Wichtigstes Gremium der BBL ist die vierteljährlich tagende „AG Basketball Bundesliga“, an der für Alba normalerweise Baldi selbst teilnimmt. Natürlich habe es einen Dialog zwischen Alba und der BBL gegeben, sagt Kaiser: „Mit manchen Dingen hat Alba Recht, mit manchen eben nicht. Ansonsten würde ich es mit Herbert Wehner halten: Wer rausgeht, muss auch wieder reinkommen.“

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