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Türkiyemspor: Romantik reicht nicht

Türkiyemspor strahlt mit dem Kiezklub-Image, seinem Kulturmix und seinem sozialen Engagement viel Fußballromantik aus. Das reicht nicht findet Sebastian Stier.

Diese Nachricht will nicht in die gemeinsame Festnacht passen. Während Deutsche und Türken im Olympiastadion und überall in Berlin das Spiel ihrer Heimaten feierten, steht der bekannteste Berliner Fußballverein mit türkischen Wurzeln vor dem Aus. Am Montag wird Türkiyemspor wohl Insolvenz anmelden müssen – den Verein drücken Schulden im sechsstelligen Bereich.

Die Nachricht kommt jedoch nicht wirklich überraschend. Für einen kleinen Amateurklub wie Türkiyemspor kann es in der Regionalliga nur ums Überleben gehen. Die Auflagen, die der Deutsche Fußball-Bund den Klubs macht, sind hoch. Ein Verein muss wirtschaftlich sicher aufgestellt sein, will er in der vierten Spielklasse bestehen. Genau das war Türkiyemspor zuletzt aber nicht mehr. Im Sommer wurde von den Mitgliedern ein neuer Vorstand gewählt, doch finanzkräftige Sponsoren konnte auch er nicht generieren. Türkiyemspor hätte sie dringend benötigt. Denn der Verein verkörpert genau das, was Politiker in Sonntagsreden von der Integration immer beschwören: ein spielerisches Miteinander der Kulturen.

Der Klub wird in der Öffentlichkeit als sympathischer Kiezverein wahrgenommen, der sich als Bindeglied versteht und sich mit Hilfe des Sports für soziale Projekte einsetzt. Genützt hat es dem Verein nichts – zumindest nicht bei der Suche nach neuen Geldgebern. Das ist vor allem ein Problem der ersten Mannschaft. Türkiyems Integrationsmodell ist damit nicht gescheitert, auch wenn ein kleiner Verein in einer Profi-Spielklasse, die kaum noch Amateure beschäftigt, ohne Unterstützung schnell an seine Grenzen stößt. Das musste vor wenigen Monaten auch Tennis Borussia erfahren.

Türkiyemspor strahlt mit dem Kiezklub-Image, seinem Kulturmix und seinem sozialen Engagement viel Fußballromantik aus. Das allein reicht heute im professionellen Fußball aber nicht mehr.

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