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Sport: Windrichtung: Peking

Die jungen Segler Lorenz und Gebert wollen zu den Olympischen Spielen – bei der Junioren-EM wurden sie jetzt Dritte

Christopher Lorenz und Friedrich Gebert führen eine ziemlich harmonische Ehe. „Wir haben so gut wie nie Krach“, sagt Gebert. Die beiden Segler sind nicht wirklich verheiratet. Aber beide betonen, „dass unsere Beziehung durchaus mit einer Ehe zu vergleichen ist“. Lorenz und Gebert haben seit ihrem ersten gemeinsamen Training in einem Boot der 420er-Klasse vor fünf Jahren beinahe jeden Tag miteinander verbracht. Probleme haben die beiden Berliner trotzdem selten. Lorenz sagt: „Wenn wir nicht gewinnen, streiten wir uns manchmal. Zum Glück sind wir oft erfolgreich.“

So wie vergangene Woche bei den Junioren-Europameisterschaften der 470er-Klasse in Estland, als sie die Bronzemedaille holten. „Das ist der größte Erfolg unserer Karriere“, sagt Steuermann Lorenz, um schnell hinzuzufügen: „Aber es ist nur ein kleiner Teilerfolg auf dem langen Weg, den wir vor uns haben.“ Die beiden Studenten haben ein großes Ziel: die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2008. Diesem Ziel ordnen sie alles andere unter. Seit einem Jahr trainieren sie täglich mit dem Bundeskader im Yachthafen Warnemünde. Während des Sommers wohnen sie deshalb in Rostock und besuchen dort die Universität. Um sechs Uhr stehen sie auf, lernen zwei Stunden für ihr jeweiliges Studium, fahren zum Training, gehen zu Vorlesungen und trainieren am Abend noch einmal.

„Wenn wir es nach Peking schaffen wollen, dann muss das sein“, sagt Gebert. Um sich für die Olympischen Spiele zu qualifizieren, müssen sie das beste Segelteam des Landes werden, da nur eine deutsche Mannschaft an den Start gehen darf. Doch vielleicht sind sie das bereits: Bei der Kieler Woche, der größten Regatta der Welt, waren Lorenz und Gebert im Juni auf dem sechsten Platz gelandet. Lucas Zellmer und Heiko Seelig, die als das beste deutsche Team in der Segelklasse gelten, hatten den neunten Platz belegt. Zum ersten Mal waren Lorenz und Gebert schneller als Zellmer und Seelig gewesen. Obwohl Zellmer und Seelig 28 Jahre alt sind und somit über wesentlich mehr Erfahrung verfügen als ihre acht Jahre jüngeren Kontrahenten.

„Das Alter spielt beim Segeln eine große Rolle“, sagt Gebert, der als Vorschoter für die Strategie während eines Rennens zuständig ist. Technisch seien fast alle Mannschaften, die in der Weltspitze mitfahren, nahe an der Perfektion. „Wir sind schon bei 90 Prozent“, sagt Gebert. Den Unterschied zwischen den Spitzenteams mache die Taktik aus. Vor allem sei es wichtig, vorhersagen zu können, wann der Wind in welche Richtung dreht oder wie die Strömung sich verändert. „Am besten kann ich entscheiden, wenn ich eine ähnliche Situation schon erlebt habe“, sagt Gebert. Deshalb trainieren die beiden täglich und reisen quer durch Europa, um an so vielen Regatten wie möglich teilzunehmen. Das kostet viel Geld. Die Förderungen durch Sponsoren und ihre Vereine – Gebert ist Mitglied im Joersfelder Segel-Club, Lorenz im Potsdamer Yacht Club – reicht nicht aus, um den teuren Sport zu finanzieren. „Grob geschätzt kostet ein Jahr Segeln 12 000 Euro“, sagt Lorenz. „Davon müssen wir etwa 4000 Euro selbst zahlen.“

Ans Aufhören denken sie trotzdem nicht. Auch wenn sich Gebert sehr auf die nächsten beiden Tage freut. „Da haben wir nämlich frei.“ Ob er da etwas zusammen mit seinem Partner Lorenz machen wird? „Nein, wir brauchen auch mal etwas Abstand voneinander. Das ist Teil unseres Trainingskonzeptes.“

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