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© dpa

Bernd Trautmann: Der Fehler des Sepp Herberger

Dem großen Torwart Bernd Trautmann, in England seit den Fünfzigerjahren ein Star, aber in Deutschland nie Nationalspieler, wird durch den DFB späte Ehre zuteil.

Von Markus Hesselmann

Gleich zweimal wurde Bernd Trautmann in zwei Tagen geehrt: einmal an der Basis, bei den Fans, und einmal bei den Funktionären und Honoratioren. Beide Fraktionen des Fußballs nahmen das Länderspiel Deutschland gegen England in Berlin zum Anlass, um dem großen Torwart, dem Deutschen, der die Engländer mit seinem Können verzauberte, aber für sein Heimatland nie spielen durfte, ihren Respekt auszudrücken.

Vom Deutschen Fußball-Bund erhielt der 85-jährige Trautmann am Mittwoch für sein Lebenswerk die „DFB-Nadel mit Brillant“. Der DFB leistete damit auch späte Abbitte. „Sepp Herberger hat zwei Fehler gemacht“, sagte Präsident Theo Zwanziger. „Einer davon war, Bernd Trautmann nicht in die Nationalelf zu berufen.“ Der zweite sei Herbergers Abneigung gegen den Frauenfußball gewesen.

„Herberger wollte keine Spieler, die im Ausland spielen“, sagte Zwanziger. „Man kann sich das heute ja kaum noch vorstellen, was für eine geschlossene Gesellschaft Deutschland damals war“, sagte der Fußballfan und frühere Außenminister Joschka Fischer, am Mittwoch einer der Ehrengäste. Trautmann sei jedenfalls immer einer seiner Helden gewesen.

Und natürlich wurden die genauso wahren wie legendären Geschichten um Trautmann an diesem Tag wieder erzählt: Wie er als Kriegsgefangener in England blieb, sich gegen anfängliche Aversionen durchsetzte und zum Star bei Manchester City wurde. Wie er im FA-Cup-Finale 1956 trotz eines gebrochenen Halswirbels durchhielt und seinem Team den 3:1-Sieg über Birmingham City sicherte. Und wie all das zur Versöhnung der Kriegsgegner England und Deutschland beigetragen hat. „Ich war gar nicht so ein toller Hecht“, sagte Trautmann in seiner Dankesrede. „In England bin ich vor allem wegen der Frauen geblieben. Wir waren ja Machos damals.“

Am Vorabend des Länderspiels hatte es bereits Fußball zu Ehren Trautmanns gegeben. Es trat unter anderem das Filmteam vom "Wunder von Bern" gegen englische Fans an, organisiert von der Trautmann-Stiftung. Das Hinspiel zum Länderspiel 2007 in Wembley hatten die englischen Fans gewonnen. Diesmal ging es 0:0 aus. Vor einem Jahr musste Bernd Trautmann wegen einer Krankheit absagen, diesmal schaute er zu.

Für Dan, einen Manchester-City-Fan auf Länderspielreise, war die Begegnung mit dem Idol fast wichtiger als das große Spiel im Olympiastadion. „Es war eine Ehre, seine Hand zu schütteln“, sagte Dan. Seine Theorie, um Trautmanns Beliebtheit zu erklären: „Gerade weil er Deutscher ist, wurde er zum Helden von Manchester City“, sagte Dan. „Deutsche waren nach dem Krieg die Außenseiter, und City war immer ein Außenseiterklub.“

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