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Sport: Bernhard, der Geständige

Der des Dopings überführte Radprofi Kohl will heute umfassend auspacken und hofft auf Milde

Wien - Der geständige Radprofi Bernhard Kohl will an diesem Montag vor der österreichischen Anti-Doping-Agentur in Wien umfassend auspacken und hofft auf ein mildes Urteil. Das erklärte am Wochenende sein Manager Stefan Matschinger. Anders als bisher zugegeben, hätte der 26-jährige Kohl schon im Frühjahr in Erwägung gezogen, sich mit Doping-Präparaten zu versorgen. Kohl hätte nach den verbotenen Mitteln aktiv nachgefragt und seinen „Dealer“ gebeten, sie ihm zu besorgen. Der gelernte Kaminkehrer aus Wolkersdorf hofft mit einer Sperre von einem Jahr davonzukommen.

In nachträglichen Analysen nach einem neuartigen Verfahren war der Gesamtdritte der Tour de France und „Bergkönig“ nach der Frankreich-Rundfahrt der Manipulation mit dem Blutdopingmittel Cera überführt worden.

Anders als sein ebenfalls nach der A-Probe positiv getesteter ehemaliger Mannschaftskollege Stefan Schumacher hatte Kohl gestanden und dabei auch seinen früheren Chef des Teams Gerolsteiner, Hans-Michael Holczer, entlastet („Er wusste von nichts“).

„Bernhard wird kooperieren und er wird berichten, wie er die Substanzen bekam, und wie er sie benutzte“, zitierte der Internetanbieter „cyclingnews“ Matschinger am Sonntag. „Wir sprachen im März oder April zum ersten Mal davon. Ich riet ihm von Doping ab“, sagte Matschinger. Bisher hatte Kohl erklärt, nach seinem Sturz bei der Dauphiné Libéré im Juni zu Cera gegriffen zu haben, weil er mit guten Resultaten bei der Tour seine Saison retten und sich wegen des drohenden Ausstiegs Holczers für andere Teams empfehlen wollte.

Der Nürtinger Stefan Schumacher, bei der Tour Kohls Zimmergenosse in den Fahrer-Hotels, leugnet weiter Doping. Sein Anwalt Michael Lehner hatte in der Vorwoche erklärt, dass gegen seinen Mandanten beim Bund Deutscher Radfahrer (BDR) oder dem Weltverband UCI nichts vorliege, und er deshalb auch eine Lizenz für 2009 beantragen wolle.

Zuständig für das laufende Dopingverfahren gegen Schumacher ist zunächst die französische Anti-Doping-Agentur AFLD, die die nachträglichen Analysen vorgenommen hatte. Schumachers Anwalt Lehner steht im Schriftverkehr mit der AFLD. Die Öffnung der B-Probe steht noch aus. Vor Bekanntwerden der positiven Ergebnisse hatte Schumacher, der beide Zeitfahren der Tour gewonnen sowie zwei Tage das Gelbe Trikot getragen hatte, einen Vertrag beim Team Quick Step unterzeichnet. Inzwischen aber hat die belgische Mannschaft um Teamchef Patrick Lefevere Abstand von der Verpflichtung genommen und den Vertrag für ungültig erklärt. dpa

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