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Sport: Berufsverbot auf Zeit

Duisburgs Trainer Meier ist wegen seines Kopfstoßes gegen den Kölner Streit erst einmal gesperrt

War Norbert Meier verwirrt? Hatte er die Übersicht verloren? Oder war er einfach nur dreist? Kurz nach seinem Kopfstoß gegen den Kölner Fußballprofi Albert Streit im Bundesliga-Nachholspiel am Dienstag lieferte der Duisburger Trainer eine Antwort, die für die letzte Variante spricht. „Ich wünsche mir nicht unbedingt, dass Streit gesperrt wird“, hatte der Duisburger Trainer gesagt.

Von den Fernsehbildern als Täter überführt, besaß Meier eine halbe Stunde nach dem Schlusspfiff die Chuzpe, so etwas wie mildernde Umstände für das Opfer zu fordern. Seine öffentliche Entschuldigung am Tag darauf und ein Anruf bei Albert Streit änderten auch nichts mehr daran, dass der Täter Meier gestern gesperrt wurde. Er muss sogar mit einem längeren Berufsverbot rechnen. Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes stimmte dem Antrag des Kontrollausschusses auf eine Einstweilige Verfügung zu, nach der Meier gesperrt und ihm vorläufig jegliche Trainertätigkeit untersagt wird. Das Training übernimmt Kotrainer Heiko Scholz. „Ein Trainer, der sich so verhält, darf nicht drei Tage später wieder auf der Bank sitzen“, sagte Horst Hilpert, der Vorsitzende des Kontrollausschusses. Meier muss noch eine schriftliche Stellungnahme abgeben, über das endgültige Strafmaß soll in der nächsten Woche entschieden werden.

„Es war ein Blackout, ich weiß nicht, wie mir das passieren konnte“, sagte Meier gestern. Statt wie zuvor für Albert Streit, der wegen seiner Provokation die Rote Karte gesehen hat und am Wochenende in der Bundesliga auf jeden Fall gesperrt ist, plädierte der ehemalige Bundesligaspieler auf mildernde Umstände für sich selbst und verwies auf sein nicht vorhandenes Vorstrafenregister. „Ich habe in 25 Jahren nie eine Rote Karte bekommen.“ Viel helfen wird ihm das wohl nicht. „Es gibt in diesem Fall wenig Strafmilderndes, auch wenn Meier ein sympathischer Mensch ist“, sagte Horst Hilpert. Der MSV Duisburg suspendierte seinen Cheftrainer und mahnte ihn ab. Zudem sprach der Verein eine Vertragsstrafe in Höhe eines fünfstelligen Euro-Betrages aus, wie Präsident Walter Hellmich mitteilte. Auch er hatte nach dem Spiel noch versucht, den Vorgang zu verharmlosen. Nach mehrmaligem Studium der Fernsehbilder hielten die Duisburger ihre ursprüngliche Strategie offenbar nicht mehr für erfolgversprechend. „Der Trainer hat etwas gemacht, was nicht geht“, sagte Hellmich.

Lange galt Meier als ruhiger Vertreter seiner Gilde. Bei vielen Fans des MSV steht er in dem Ruf, seine Aufgaben zu kühl, zu sachlich anzugehen. Diese öffentliche Wahrnehmung wird der Trainer in dem Verfahren ins Feld zu führen versuchen. Ob ihn das vor einer empfindlichen Strafe bewahrt, ist eine andere Frage. In der Rechtsprechung der DFB-Sportgerichte finden sich nicht viele Fälle, in denen Trainer sich während des Spiels einer Tätlichkeit schuldig gemacht haben. Der einzige halbwegs vergleichbare Fall betrifft den Fußball-Lehrer Eugen Hach, der im Mai 2000 als damaliger Trainer von Alemannia Aachen den Cottbuser Spieler Franklin Bitencourt gewürgt hatte und deswegen mit einem Berufsverbot von drei Monaten belegt worden war.

Bei Meier kommt allerdings erschwerend hinzu, dass er sich auch noch theatralisch fallen gelassen hat und die Schuld zunächst auf Albert Streit schob. Ein befristetes Berufsverbot könnte Meier seinen Job beim MSV kosten. Wenn Meier für längere Zeit gesperrt werden sollte, „muss man sich auf diese Situation einstellen“, sagte Duisburgs Präsident Hellmich.(mit dpa)

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