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Sport: Bescherung in Berlin

Sechs Athleten teilen sich zum Ende der Golden League die Jackpot-Million

Berlin - Asafa Powell entschuldigte sich offiziell bei den Zuschauern im Berliner Olympiastadion. „Es tut mir leid, dass ich nicht noch schneller gelaufen bin“, sagte der Jamaikaner. Dabei hatte der 100-Meter-Weltrekordler beim 65. Istaf gar keinen Grund, sich zu entschuldigen: Er war für den einzigen erwähnenswerten Rekord des Tages verantwortlich. Der 23-Jährige sprintete die 100 Meter in 9,86 Sekunden, stellte damit die Istaf-Bestzeit von Maurice Greene (USA) ein und bot den offiziell 48 112 Zuschauern – tatsächlich dürften es wohl knapp 40 000 gewesen sein – den Tageshöhepunkt.

Wäre der leichte Gegenwind bei dem Rennen ein Rückenwind gewesen, wäre die Marke von Greene sicherlich unterboten worden. Doch Asafa Powell konnte sich mit der höchsten Prämie seiner Karriere trösten. Er schaffte beim finalen Golden-League-Meeting dieser Saison den sechsten Sieg und knackte damit gemeinsam mit den 400-Meter-Läufern Jeremy Wariner und Sanya Richards (beide USA) den Jackpot. Knapp eine Viertelmillion US-Dollar bekommen diese drei Athleten, nachdem sie zuvor bereits in Oslo, Paris, Rom, Zürich und Brüssel gewonnen hatten.

Zum ersten Mal wurden in dieser Saison an der Gesamtsumme des Jackpots von einer Million US-Dollar auch Athleten beteiligt, die nur bei fünf Meetings ihre Disziplin gewannen. Somit hatte Tirunesh Dibaba (Äthiopien) trotz ihrer Niederlage noch etwas Glück. Ausgerechnet bei der finalen Station der Golden League in Berlin verlor die 5000-Meter-Läuferin zum ersten Mal in der Serie. Vielleicht war das Rennen einfach zu langsam, so dass im Spurt dieses Mal ihre Landsfrau Meseret Defar knapp vor Dibaba lag. Ihr Landsmann Kenenisa Bekele, der die 5000 Meter gewann, und der Weitsprung-Sieger Irving Saladino (Panama) sicherten sich ebenfalls noch einen Anteil an der Dollar-Million. Sie erhalten entweder rund 71 000 oder aber 83 000 Dollar.

Die genaue Summe ist davon abhängig, ob die positiv getestete 100-Meter-Sprinterin Marion Jones (USA) rechtskräftig mit einer Dopingsperre belegt wird, wovon auszugehen ist. In diesem Fall würde auch Sherone Simpson mit fünf Siegen noch in den Jackpot rutschen. Denn beim Meeting in Paris hatte Jones nach ihrer positiven Probe vor Simpson gewonnen. Die 22-jährige Jamaikanerin sprintete ebenfalls eine erstklassige Zeit im Olympiastadion. Mit 10,92 Sekunden wurde sie zur siebtschnellsten 100-m-Sprinterin der Istaf-Geschichte. Nur Simpson selbst (10,82) und Jones (10,91) sind in dieser Saison schneller gelaufen.

Im vergangenen Jahr hatte Asafa Powell mit 9,77 Sekunden den 100-m-Weltrekord aufgestellt, den der zwischenzeitlich wegen Dopings suspendierte Justin Gatlin (USA) eingestellt hatte. Noch zwei weitere Male – im englischen Gateshead und in Zürich – war Asafa Powell in diesem Jahr 9,77 gelaufen. „Ich weiß nicht, was die Leute von mir denken. Durch die Dopingfälle der anderen bin ich jetzt auch zur Zielscheibe geworden“, sagte Asafa Powell zu den generellen Dopingverdächtigungen. „Die Unterstützung von den Zuschauern war stark. Leider hat es nicht gereicht zu einem neuen Weltrekord, deswegen habe ich mich entschuldigt. Ich weiß, dass die Leute den von mir erwarten.“ Powell stellte immerhin eine andere Art von Rekord auf: Zum elften Mal blieb er unter regulären Windbedingungen innerhalb einer Saison unter 10 Sekunden. Dies ist noch nie einem Sprinter vor ihm gelungen. Diese Serie könnte Asafa Powell in dieser Woche in Stuttgart beim World Athletics Final und beim darauf folgenden Weltcupfinale in Athen noch ausbauen.

„Diese Sprints von Asafa Powell waren für mich die Höhepunkte der Golden-League-Saison“, erklärte der Präsident des internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF), Lamine Diack. „Wir werden das Format der Golden League mit den zwei verschiedenen Jackpots im nächsten Jahr beibehalten“, sagte Lamine Diack und fügte hinzu: „Es wird auch bei den sechs Golden-League-Meetings bleiben.“

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