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Sport: Besser als die Bayern?

Für Hertha geht es auf Zypern nicht nur ums Image – der Verein braucht das Geld aus dem Uefa-Cup

Nikosia. Huub Stevens steht im Shirt vor dem Flughafen von Larnaka. Die Luft auf Zypern ist trocken, sehr trocken. Wind wäre nicht übel, nicht so stark wie in Berlin, nur ein bisschen halt. Neben dem Trainer des Fußball-Bundesligisten Hertha BSC stehen Menschen in kurzen Hosen und bunten Hüten. „Es ist fast wie ein Kurzurlaub“, sagt Manager Dieter Hoeneß. „Aber wer das denkt, der ist völlig fehl am Platz.“ Für Hertha ist der Aufenthalt am Mittelmeer eine Dienstreise. Eine sehr wichtige sogar. In Nikosia, der Landeshauptstadt von Zypern, spielt Hertha am Donnerstagnachmittag in der zweiten Runde des Uefa-Pokals bei Apoel. Es ist das Hinspiel, und „wichtig vor allem wegen der Finanzen“, sagt Hoeneß. Das Erreichen der dritten Runde ist Pflicht, fest im Etat eingeplant. Das Achtelfinale dagegen „ist unser Ziel“, sagt der Manager. Das wäre die vierte Runde, und erst dort kann Hertha richtig Geld verdienen. Die Spieler übrigens auch. Erst ab der vierten Runde zahlt Hertha Siegprämien.

Das, was die Berliner gegen Nikosia einnehmen werden, ist nicht unbedingt der Rede wert. Von etwa einer Million Euro ist die Rede. Herthas Geschäftsführer Ingo Schiller will diesen Betrag nicht bestätigen. Nur: Selbst wenn der Verein wirklich so viel einnehmen sollte, „heißt das nicht, dass wir von Gewinn sprechen“, sagt Schiller. Die Einnahmen aus den ersten drei Runden dienen bei Hertha allein der Kostendeckung.

Die Hoeneßsche Vision vom Erreichen der vierten Runde ist nicht unangebracht. Hertha gehört ohne Frage zu den besseren Klubs in Europa. Da fragt sich vielleicht mancher: Wer ist schon Apoel Nikosia? Trainer Stevens mag so etwas nicht hören. „Was heißt: Wir sind Favorit?“, fragt er. „Die Bayern waren in der Champions League auch Favorit. Und die haben jetzt gar nichts mehr.“ Manager Hoeneß legt nach: „Wie viel so etwas auf dem Papier wert ist, haben wir in Kiel gesehen.“ Der Grat zwischen Selbstbewusstsein und Arroganz ist schmal. Denn nicht nur bei der Pokal-Niederlage gegen den Regionalligisten sah Hertha schlecht aus. Mit dieser Einstellung sind die Berliner im vorigen Jahr auch im Uefa-Cup gegen Genf ausgeschieden. Einnahmen hat der Manager da schon verzeichnen können. Nur keinen Gewinn.

Doch langsam braucht der Klub eine anständige Einnahmequelle. So, wie es vor drei Jahren war, als Hertha auf Zypern gegen Famagusta den Einzug in die Champions League schaffte und in jener Saison 15 Millionen Euro erwirtschaftete. „Der Uefa-Cup spielt in diesem Jahr eine große Rolle in unserem Business-Plan“, sagt Hoeneß. „Wenn wir die dritte Runde nicht erreichen, haben wir ein Loch in unserem Etat.“ Die Summe will er nicht nennen. Aber der Branche gehe es nach der Kirch-Krise ohnehin schlecht. Mit dem Erreichen der nächsten Runde könnte Hoeneß gut leben. Dann stoßen aus den Champions-League-Gruppen die jeweils Drittplatzierten in den Uefa-Cup. Ein Spiel gegen einen attraktiven Klub aus einer der großen europäischen Ligen lässt sich nun mal weit besser vermarkten als ein Spiel im Herbst gegen einen mittelklassigen Fußballverein.

Natürlich dürfe man das Ansehen des Klubs nicht vergessen, sagt Hoeneß noch. „Unser Ziel ist es, zu den Top 20 Europas zu gehören.“ Eine Niederlage gegen Nikosia wäre ein herber Rückschlag. „Wir werden vom Tor wegspielen“, kündigt Stevens an und meint damit: angreifen. „Fünf offensive Leute“ würden gegen Nikosia spielen. Der zuletzt leicht verletzte Marcelinho habe ihm „versprochen, dass er spielen kann“. Bei Alex Alves dagegen sehe es nicht gut aus, beim grippegeschwächten Arne Friedrich ganz schlecht. Eine Mannschaft wie Apoel Nikosia zu unterschätzen, „wäre ein großer Fehler“, sagt Stevens. Sein Blick bleibt ernst. Das ist professionell, nur hat er sich vor dem Pokalspiel über Holstein Kiel auch schon so ähnlich ausgedrückt. In Nikosia geht es für Hertha nicht nur ums Image. Es geht um mehr.

André Görke

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