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Sport: Besser als Wiese

Torhüter Christian Fiedler hat großen Anteil an Herthas erfolgreicher Hinrunde

Berlin - Zum Ende der Rückrunde ist Christian Fiedler auch auf dem Boulevard angekommen. „Fiedel, für uns bist du der Größte“, schrieb die „Bild“-Zeitung am Montag über den 1,80 Meter großen Torhüter von Hertha BSC. In der öffentlichen Wahrnehmung ist Fiedler bisher eher zu schlecht weggekommen. Dabei sprechen fast alle Zahlen für den 29-Jährigen: In der Hinrunde der Fußball-Bundesliga hat kein Torhüter weniger Tore kassiert als Fiedler (15), 71 Prozent der Schüsse, die auf sein Tor kamen, hat er pariert. Auch das ist der beste Wert der Liga. Der einzige Fehler, der ihm in den 17 Spielen unterlaufen ist, blieb für die Mannschaft ohne negative Folgen. Obwohl Fiedler dem Schalker Asamoah mit seinem Fehlgriff den Treffer zum 1:1 ermöglichte, gewann Hertha in Gelsenkirchen 3:1.

Im Sommer läuft Fiedlers Vertrag aus. Dass der Verein zur nächsten Saison einen neuen Torhüter holt, ist inzwischen kein Geheimnis mehr. Offen ist nur, ob Hertha jemanden verpflichtet, der mit dem Anspruch nach Berlin kommt, die eindeutige Nummer eins zu sein; oder einen, der sich damit begnügt, Gerhard Tremmel als Ersatzmann abzulösen. Dessen Vertrag läuft ebenfalls im Sommer aus.

Ein Kandidat für die erste Variante könnte Tim Wiese vom 1. FC Kaiserslautern sein. Der 22-Jährige hat gestern ein Angebot seines Klubs ausgeschlagen, seinen Vertrag vorzeitig bis 2007 zu verlängern. Kaiserslautern hatte bis zum Dienstag eine Entscheidung des zurzeit verletzten Torhüters verlangt. Wiese ließ den 1. FC Kaiserslautern wissen, dass er eine „Entscheidung in dem vom Klub gesetzten Zeitfenster nicht für angebracht“ halte und lehnte eine Vertragsverlängerung ab.

Dem früheren U- 21-Nationaltorhüter werden nun Kontakte zum Deutschen Meister Werder Bremen, zu Bayer Leverkusen und zu Hertha BSC nachgesagt. „Wir haben keinen Kontakt zu Tim Wiese gehabt“, sagt Herthas Manager Dieter Hoeneß. „Und wir werden auch keinen Kontakt zu ihm aufnehmen.“

Wiese besitzt gegenüber Fiedler zwar einen Größenvorteil (1,93 zu 1,80 Meter), Hoeneß zählt ihn allerdings nicht zu den Torhütern in Deutschland, die insgesamt besser sind als der eigene. Die vergangenen Wochen haben gezeigt, dass Fiedler auf der Linie kaum zu bezwingen ist. Im letzten Heimspiel gegen Mönchengladbach parierte er beim Stand von 1:0 einen Kopfball von Christian Ziege; im Gegenzug fiel das entscheidende 2:0 für Hertha. Fiedler klärt auch viele gefährliche Situationen, weil er ein mitspielender Torhüter ist und fußballerisch zu den stärkeren in Deutschland gehört.

Manager Hoeneß hält seinen Torhüter für einen der „Gewinner der Vorrunde“. Auf diese Anerkennung im eigenen Verein hat Fiedler lange warten müssen. Bis zur Rückrunde der vergangenen Saison hat er in sechseinhalb Jahren nur 25 Bundesligaspiele bestritten. Erst Hans Meyer machte ihn zur Nummer eins, weil für ihn nicht die Körpergröße entscheidend war, sondern vor allem Fiedlers fußballerische Fähigkeiten.

Trotzdem kämpft der Torhüter immer noch gegen den Vorbehalt an, er sei in seinem Metier zu klein für die absolute Spitze. Diese Ansicht gibt es auch innerhalb des Vereins. Trotzdem hat Fiedler inzwischen Signale erhalten, dass Hertha ihn über das Saisonende hinaus halten will. Eine Stammplatzgarantie wird der neue Vertrag aber wohl nicht enthalten.

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