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Sport: Betriebliche Weiterbildung

Interimstrainer Henrik Rödl kann heute mit Alba im Uleb-Cup dazulernen

Beinahe wäre Mithat Demirel eingeklemmt worden. Der Basketballprofi von Alba Berlin blickte gerade auf sein Handy, als er in einen Bus des Brüsseler Flughafens einsteigen wollte. Unmittelbar vor ihm schloss sich die Tür. Erstaunt schreckte Demirel zurück, der Bus fuhr ohne ihn los. Kurze Zeit später kam er mit einem zweiten Bus nach, was für Alba Berlin nicht gerade unwichtig war. Auf der Reise nach Charleroi fehlen bereits genug Leute. Das sind Centerspieler Jovo Stanojevic und Flügelspieler Stefano Garris, die verletzt zu Hause blieben. Und natürlich fehlt Emir Mutapcic.

Die Reise nach Charleroi markiert eine Zäsur in Albas erst 14-jährigen Vereinsgeschichte. Zum ersten Mal tritt der Verein mitten in der Saison mit einem neuen Trainer an. In der vergangenen Woche hatte Alba Emir Mutapcic nach sieben Niederlagen in zehn Spielen entlassen. „Er hat das Team nicht mehr erreicht“, sagte Präsident Dieter Hauert. Nun heißt der Trainer Henrik Rödl – bis auf weiteres. Über eine längere Beschäftigung als Cheftrainer will er nicht öffentlich nachdenken. „Ich versuche, mein Bestes zu geben, alles andere überlasse ich der Zukunft“, sagte der 35-Jährige. „Wenn ich zehn Mal verliere, sehe ich auch, dass ich das nicht weitermachen werde.“

So gesehen ist das heutige Uleb-Cup-Spiel bei Spirou Charleroi (19.30 Uhr, live bei TV Berlin) für den Verein durchaus sehr wichtig. Zwar geht es sportlich für beide Klubs um nichts mehr, Alba ist seit der vergangenen Woche ausgeschieden, Charleroi ist für das Achtelfinale qualifiziert. „Jeder spürt den Druck auf die Mannschaft, wir müssen uns weiterentwickeln“, sagt Rödl. „Die angespannte Situation hat sich jetzt noch verschärft.“ Zumal der Verein unverändert hohe Ziele in diesem Jahr hat: Alba will den Pokal holen, Meister werden und sich gleichzeitig für die Europaliga qualifizieren. „Wir glauben unverändert an diese Mannschaft“, sagt Vizepräsident Marco Baldi, „jetzt muss sie auch an sich glauben.“

Nun aber steht Henrik Rödl in der Verantwortung. Der ehemalige Assistenztrainer ließ sich auf der Busfahrt vom Flughafen zum Hotel von Kotrainer Burkhard Prigge noch einige Systeme erklären. „Ich bin nicht neu, aber es gibt einige Details, die ich noch nicht weiß“, sagte Rödl. An der Spielweise der Berliner werde sich jedoch nicht viel ändern. „Ich werde nicht alles umkrempeln, ich war ja auch zuvor schon im Coaching-Stuff dabei.“ Nur einige Kleinigkeiten wolle er ändern. Welche, das werde man heute sehen. Durch das Fehlen von Stanojevic und Garris werden zwangsläufig Spieler wie Guido Grünheit und Matej Mazeikas mehr Spielzeit bekommen als zuletzt. Alba ist mit nur neun Spielern nach Belgien gereist. Und einer von ihnen, Justin Brown, ist auch noch angeschlagen. Er hat drei Weisheitszähne gezogen bekommen.

Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Henrik Rödl Alba längere Zeit trainieren wird. „Diese Option könnte uns noch einholen“, sagt Marco Baldi, „ich bin ein Freund davon, jemanden ins kalte Wasser zu schmeißen.“ Andererseits sieht er Gründe, die dagegen sprechen. „Es kann nicht unser erstes Ziel sein, zu sehen, wie er sich jetzt schlägt“, sagt Baldi. „Es ist wichtig, dass Henrik weiter Erfahrung sammelt.“ Deshalb betreibt der Verein die Trainersuche durchaus ernsthaft. „Wir sammeln gerade alle Informationen, die vorhanden sind“, sagt Baldi. Zahlreiche Agenten hätten seit der Entlassung von Mutapcic bei ihm angerufen. Auch Agenten von Trainern, die bereits einen Verein trainieren. „Es ist erstaunlich, dass ein Klub wie Alba, der Wert auf gute Organisation legt, für Trainer interessant ist“, sagt Baldi.

Einen Zeitplan hat der Verein nicht. „So schnell wie möglich“, sagt Baldi, „aber die Suche nach einem Trainer ist anspruchsvoller als die nach einem Spieler.“ Ob der Coach langfristig verpflichtet werden soll, kann er noch nicht sagen. „Natürlich sucht man einen, der länger passt, aber das muss auch das Gespräch mit den Kandidaten ergeben.“

Gestern Nachmittag konnte Alba noch keinen neuen Trainer verpflichten. Nach der Ankunft im „Business Hotel“ in Charleroi stellte Baldi fest, dass die Kontaktaufnahme zu Kandidaten schwierig ist. „Ich habe ein neues Handy“, sagte der Vizepräsident, „leider ist es für das Ausland noch nicht freigeschaltet.“

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