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Ziehung mit Fragezeichen. Moderatorin Fernanda Lima und Fifa-Generalsekretär Jérome Valcke losten am vergangenen Freitag die WM-Gruppen aus. Was sich dabei hinter dem überdimensionierten Pult abspielte, war bei der Liveübertragung nicht zu ergründen.

© dpa

Betrug bei der WM-Auslosung?: "Es gibt Indizien, dass manipuliert wurde"

Im Interview mit dem Tagesspiegel erklärt der Zauberer Christian de la Motte, welche Tricksereien bei der Ziehung der WM-Lose durch die Fifa möglich gewesen wären.

Herr de la Motte, haben Sie am Freitag die Gruppenauslosung für die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien verfolgt?
Nein, brauchte ich gar nicht. Ich wusste doch schon vorher, wie die Gruppen aussehen.

Wie das denn?
Das gehört doch zu meinem Beruf. Ich bin nicht nur Zauberer, sondern auch Hellseher. Nein, im Ernst. Ich wusste es natürlich nicht vorher.

Im Anschluss an die Veranstaltung wurden Verschwörungstheorien laut, wonach es bei der Auslosung nicht mit rechten Dingen zugegangen sei. Angeblich wäre Argentinien in puncto Gegner und Spielorte bevorteilt worden. Auffällig war, dass Fifa-Generalsekretär Jérome Valcke die Loskugeln so öffnete, dass man es hinter seinem großen Pult nicht sehen konnte. Halten Sie eine Trickserei für realistisch?
Einen kleinen Moment bitte, ich schaue mir die Auslosung gerade noch mal im Internet an. Also beim Hinsehen fallen mir spontan schon mal fünf Möglichkeiten ein, dabei zu betrügen.

Legen Sie los!
Das würde hier den Rahmen sprengen, nur so viel: Hinter dem Tisch hätte man schon Zettel platzieren können, um diese dann blitzschnell gegen das tatsächlich gezogene Los auszutauschen. Das ist mit ein bisschen Geschick kein Problem. Man kann einen Zettel auch schon vorher in der Hand oder tatsächlichen im Jackenärmel verstecken. Ich halte eine Spielkarte so in der Hand, ohne dass Sie sie sehen können.

Aber der Generalsekretär des Fußball-Weltverbandes ist doch kein professioneller Magier.
Muss er auch nicht sein. Ich könnte Ihnen diesen Trick in einer halben Stunde beibringen.

Finden Sie es seltsam, dass man bei der Liveübertragung nicht gezeigt hat, wie Valcke die ihm überreichten Kugeln öffnet?
Die Kameraeinstellung ist schon ziemlich unvorteilhaft. Man sieht nicht, was er mit dem Zettel macht, weil er mit den Händen hinter den Tisch abtaucht. Wie und ob die Kugel überhaupt geöffnet wird, bleibt unklar. Und dafür muss man kein Zauberer sein.

Lässt sich an Valckes Gesichtsausdruck oder an der Stellung seiner Arme im Moment des Öffnens erkennen, ob er womöglich trickst?
Das kann man nicht so einfach sagen. Was aber tatsächlich auffällt, ist, dass er ziemlich lange dafür braucht, mit seinen Händen wieder hinter dem Pult vorzukommen. Das ist kein Beweis, aber ein Indiz dafür, dass er da unter Umständen etwas manipuliert.

Glauben Sie wirklich, dass die Fifa bei der Auslosung nachgeholfen hat?
Das will ich nicht sagen, aber es gibt immer Möglichkeiten, die Dinge in gewünschte Bahnen zu lenken. Deutlich mehr sogar, als sich viele Menschen vorstellen können. Selbst auf einer großen Bühne vor einem Millionenpublikum. Einen Haken hätte das Ganze aber.

Der wäre?
Es würde in so einem Fall immer Mitwisser geben, was bekanntlich keine guten Voraussetzungen für einen Betrug sind. Einer allein kann in so großem Stil aber auch nicht schummeln.

Wer könnte Ihrer Meinung nach eingeweiht gewesen sein?
Die Moderatorin, Fernanda Lima, stand immer dicht bei Valcke. Sie hätte auf jeden Fall was mitbekommen müssen. Selbst die ehemaligen Fußballer, die ihm die Lose gereicht haben, hätten wohl sehen können, wenn hinter dem Tisch etwas vertauscht worden wäre.

Und wenn Valcke so gut geschummelt hätte, dass nicht einmal die Leute auf der Bühne etwas gesehen haben?
Das halte ich für nicht sehr wahrscheinlich. Dafür muss man schon sehr lange üben. Das ist nicht in wenigen Tagen getan.

Christian de la Motte, 47, gehört zu den erfolgreichsten Zauberern Deutschlands. Derzeit tritt er mit seiner Bühnenshow unter anderem im Umspannwerk Ost in Friedrichshain auf.

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