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Alessandro Moggi stand bereits 2011 vor Gericht.

© dpa

Betrug im italienischen Fußball: Schmutzige Transfers

Am Dienstag hat die italienische Polizei eine großangelegte Razzia in Fußballklubs wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung bei Spielertransfers durchgeführt. 41 Vereine sollen betroffen sein. Die Person im Zentrum der Ermittlungen ist ein alter Bekannter.

Mal wieder steht der Name Moggi im Zentrum mutmaßlicher Betrugsaktivitäten im italienischen Fußball. Am Dienstag gab es Razzien bei 41 Fußballklubs, darunter 18 der Serie A. Dahinter stehen nach Informationen der „Gazzetta dello Sport“ auch beanstandete Verträge der Spielerberatungsagentur von Alessandro Moggi. Er ist der Sohn des berüchtigten früheren Managers Luciano Moggi, der die zentrale Figur im Manipulationsskandal um Juventus Turin im Jahre 2006 war. Auch sein Sohn Alessandro war in diesem Zusammenhang angeklagt und wurde wegen Gewaltausübung auf unwillige Spieler zu fünf Monaten Haft sowie zwei Jahren Berufsverbot im Fußball verurteilt.

Elf Spielerberater stehen wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung bei Transfers im Visier der Polizei

Nun verdächtigt die Staatsanwaltschaft Neapel elf Spielerberater, bei Transfers Steuern hinterzogen und mit unerlaubten Bilanztricks gearbeitet zu haben. Die Staatsanwaltschaft beanstandete auch den Umgang mit Fernsehrechten und Bildrechten der Spieler. Es ist die Rede von Kompensationsgeschäften der Vereine bei sich überschneidenden Transfers und von der Verlagerung von Geldern ins Ausland. Unter Verdacht stehen mehr als 50 Verträge. Namentlich genannt wurden bislang die von Ezequiel Lavezzi (früher SSC Neapel, jetzt Paris St. Germain) und Antonio Nocerino (AC Mailand). Insgesamt betroffen sind laut Staatsanwaltschaft 41 italienische Vereine, darunter Juventus Turin, AC Mailand, Lazio Rom und SSC Neapel sowie einige, bislang noch nicht namentlich erwähnte ausländische Klubs.

Bereits Anfang Oktober 2012 hatte die Polizei Unterlagen von Spielertransfers beim SSC Neapel beschlagnahmt und auch Dokumente beim Sitz des Verbandes FIGC in Rom sichergestellt. Verbandspräsident Giancarlo Abete ging damals davon aus, dass „sich alles schnell klären“ werde. Die Auswertung der Dokumente führte nun zur großen Razzia.

Der italienische Fußball kriselt ohnehin schon

Sie trifft die italienischen Vereine in einem Moment der Finanzkrise. Palermos Präsident Maurizio Zamparini hatte kürzlich geklagt, dass sich „mit dem Fußball kein einziger Euro mehr verdienen“ ließe. Hinzu kommt das Financial Fairplay der Uefa. Die früher üblichen Finanzspritzen durch öffentliche Institutionen sind damit nicht mehr möglich. Jeder Verein trachtete danach, seine teuren Spieler schnell loszuwerden. Doch das erwies sich als so gut wie unmöglich, weil die anderen Klubs ähnlich klamm sind. Die Spielergewerkschaft AIC beklagte daraufhin eine erhöhte Anzahl von Mobbingfällen in den Klubs. Ein übliches Gebahren ist es, einzelne Spieler vom Training auszuschließen und so zum Abschied zu animieren. Die jetzt von der Staatsanwaltschaft aufgedeckten illegalen Finanztricks stellten offenbar ein Mittel dar, trotz des allgemeinen Geldmangels doch noch Spielereinkäufe tätigen zu können.

Alessandro Moggi kehrte erst im Frühling zurück ins Geschäft

Pikant am aktuellen Fall ist auch, dass Alessandro Moggi erst in diesem Frühjahr mit einem großen Fest offiziell wieder ins Geschäft einstieg. „Nach der Durchquerung der Wüste kommen wir mit einem noch ambitionierteren Projekt zurück“, erklärte er gegenüber der „Gazzetta dello Sport“ in Anspielung auf die zurückliegende Zwangspause und verkündete danach: „Wir setzen jetzt fort, was wir schon von 2001 bis 2006 geleistet haben.“

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