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Betrugsskandal: Bewährungsstrafe für Steffen Karl

Der frühere Fußball-Profi Steffen Karl ist wegen seiner Beteiligung am Betrugsskandal zu neun Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Der Prozess ging nach einem Geständnis von Karl früher als erwartet zu Ende.

Berlin - Mit dem Schuldspruch gegen Ex-Profi Steffen Karl hat der Fußball-Betrugsprozess überraschend schnell sein vorläufiges Ende gefunden. Das Berliner Landgericht verurteilte Karl am Donnerstag zu neun Monaten Haft auf Bewährung. Zuvor hatte der frühere Chemnitzer unerwartet gestanden, doch Geld von Drahtzieher Ante Sapina angenommen zu haben. Dies hatte er zunächst bestritten.

Die 12. Große Strafkammer hatte Sapina und seine Brüder Milan und Filip sowie die Ex-Schiedsrichter Robert Hoyzer und Dominik Marks am 17. November verurteilt. Ante Sapina soll für zwei Jahre und elf Monate ins Gefängnis, Hoyzer für zwei Jahre und fünf Monate. Marks erhielt 18 Monate auf Bewährung, Milan Sapina 16 Monate und Bruder Filip ein Jahr. Die Staatsanwaltschaft hatte dagegen komplett Revision eingelegt.

Karl kam mit der geringsten Strafe davon und nahm dies Kaugummi kauend zur Kenntnis. «Er hat nicht in der Art und Weise manipuliert, wie es Herr Hoyzer getan hat und war der Einzige, der in finanziellen Nöten war», sagte Richterin Gerti Kramer in ihrer Urteilsbegründung. Zudem habe er von selbst die Taten nach kurzer Zeit beendet.

Obwohl das Gericht den übereinstimmenden Anträgen von Staatsanwaltschaft und Verteidigung folgte, behielt sich Karls Anwalt Andreas Bartholomé den Gang zum Bundesgerichtshof in Leipzig ausdrücklich vor. «Wir denken sehr ernsthaft daran, weil wir nicht ganz zufrieden sind», sagte Bartholomé und bezweifelte wie die Anwälte der bereits Verurteilten grundsätzlich die Strafbarkeit der Handlungen. Eine Entscheidung über eine Revision kündigte Bartholomé bis zum Wochenende an, die Frist beträgt eine Woche.

Der 13. und letzte Verhandlungstag des Verfahrens hatte mit einem Paukenschlag begonnen. Über seinen Anwalt gestand Karl, vor dem Regionalliga-Spiel bei Holstein Kiel am 1. Mai 2004 im Mannschaftshotel in Bad Bramstedt Geld von Ante Sapina bekommen zu haben. Bartholomé sprach später von 18 000 Euro, die Karl komplett für sich behalten habe. Seinen Chemnitzer Teamkollegen Markus Ahlf entlastete der Abwehrspieler damit.

Vor der Partie in Paderborn am 22. Mai 2004 bot Ante Sapina Karl 8000 Euro. Das Geld floss aber nicht, weil Paderborn zur Halbzeit nicht führte. Hoyzer musste dabei einen zu Unrecht verhängten Elfmeter zurück nehmen. Am nächsten Tag hatte Karl versucht, den jetzigen Duisburger Torhüter Georg Koch zu Manipulationen zu überreden. Dies hatte der damalige Cottbuser abgelehnt. Das Verfahren wurde in diesem Punkt eingestellt.

Bartholomé begründete die Wende im Prozess damit, dass Karl einen Schlussstrich habe ziehen wollen. Zuvor habe es Signale gegeben, dass die Kammer Ante Sapina glaube, der Karl belastet hatte. Zudem wurde öffentlich, dass Karl bereits drei Mal wegen Trunkenheit am Steuer verurteilt und zum Teil ohne Führerschein erwischt wurde. Das Amtsgericht Amberg hatte ihn 2003 deswegen zu fünf Monaten Gefängnis verurteilt, die dreijährige Bewährung lief während der Manipulations-Affäre. Karls jetzige Strafe ist für vier Jahre zur Bewährung ausgesetzt. Außerdem muss der 35-Jährige, der vor drei Monaten Vater wurde, 50 Stunden gemeinnützige Arbeit verrichten. Eine Geldstrafe gab es nicht, da Karl 2006 kein Arbeitslosengeld mehr erhält. (Von Robert Semmler, dpa)

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