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Sport: Betüddeln und umgarnen

Wie Wolfsburg Dzeko zum Bleiben bewegen will

Von Christian Otto

Den Trainingsstart am heutigen Montag darf er verpassen, und auch das Trainingslager auf der Insel Sylt, die die Profis des VfL Wolfsburg von Dienstag an in Laufschuhen erkunden, beginnt ohne ihn. Dass Edin Dzeko den Deutschen Meister warten lässt, ist aber kein Ausdruck von Extravaganz des Stürmers, sondern vielmehr als Streicheleinheit seines Arbeitgebers zu verstehen. Im Kampf um den 23 Jahre alten Torjäger, der weiterhin vom AC Mailand umworben wird, wollen die Verantwortlichen des VfL jede Hektik vermeiden. Dzeko soll sich ausruhen, seine Gedanken sortieren und dann das vertrauliche Gespräch bekommen, um das er gebeten hat. „Bisher hat er sich erstklassig verhalten“, sagt Jürgen Marbach, der als Geschäftsführer des VfL für das Umgarnen und Betüddeln von Dzeko zuständig ist.

Vielleicht ist es nur gespielte Lässigkeit, mit der die Wolfsburger den Fall Dzeko angehen. Der Vertragspoker um den treffsicheren jungen Mann, dessen Vertrag bis 2011 läuft, soll in aller Ruhe zu Ende gebracht werden. Marbach hat Milan längst mitgeteilt, dass man selbst bei einer Ablösesumme von rund 20 Millionen Euro noch nicht ins Grübeln komme. Dass der Flirt trotzdem weiter geht, liegt wohl vor allem an Dzekos Berater Irfan Redzepagic. Die Aussicht auf mehr als drei Millionen Euro Netto-Jahresverdienst bringt Bewegung in die Sache – selbst wenn es am Ende nur darum geht, verbesserte Konditionen für Dzeko in Wolfsburg herauszuschlagen.

Wolfsburg versucht es ohne Druck. Dzeko soll verstehen, dass er bei den Wolfsburgern an der Seite von Torschützenkönig Grafite Kultstatus genießt. Eine Stammplatzgarantie für Bundesliga und Champions League könne man zwar nicht in seinen Vertrag aufnehmen. Trotzdem gilt er in Wolfsburg schon als unantastbar, während in Mailand schon ganz andere die Tribüne besetzten.

Das Umfeld, das der VfL Wolfsburg für seine Lieblinge der vergangenen Saison in diesen Tagen schafft, kann sich durchaus sehen lassen. Mit dem Aussortieren des zu groß gewordenen Spielerkaders ist bereits begonnen worden. Stammkräfte wie Josué und Thomas Riether haben ihre Verträge verlängert, bei Christian Gentner und Grafite soll es nur Formsache sein. Dazu kommen angeblich weitere 30 Millionen Euro, die der VfL im Poker um hochkarätige Verstärkungen einsetzen darf. Das Interesse an Stars wie Klaas-Jan Huntelaar und Javier Saviola (beide Real Madrid) kann echt sein oder nur ein Wink, dass man auch anders kann. Sie sind nicht von Dzeko abhängig, aber von ihm überzeugt. „Es gibt eine große Einigkeit beim VfL und VW, dass er uns erhalten bleibt“, versichert Marbach. Weitere Gespräche mit dem AC Mailand werde man natürlich führen, so gehöre sich das auf internationalem Parkett. Aber nur aus Höflichkeit.

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