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In Schwung. Martin Fourcade ist nicht nur seinem Bruder Simon im Weltcup davongelaufen.

© AFP

Biathlon: Die Besten des jungen Winters

Der Franzose Martin Fourcade und Tora Berger aus Norwegen dominieren die ersten Rennen im Biathlon Weltcup. Wir stellen sie in zwei Kurzporträts vor.

Von Katrin Schulze

Im Moment seines vielleicht größten Erfolges war es vorbei mit der heilen Familie. Martin Fourcade ließ sich nach seiner Silbermedaille im Massenstart bei den Olympischen Spielen von Vancouver auf dem Siegerpodest feiern. Und nur ein paar Meter entfernt weinte sein Bruder Simon bitterlich – nicht etwa, weil er so stolz war auf das Geschwisterchen. Sondern vor Enttäuschung, vielleicht sogar Verbitterung. Auf einmal wurde ihm klar, dass Martin, der kleine Martin, an ihm vorbeigelaufen war.

Es ist schwierig, die Geschichte des Martin Fourcade zu erzählen, ohne die seines Bruders zu erwähnen. Ohne Simon Fourcade wäre Martin nicht zum Biathlon gekommen, ohne ihn hätte er kein Vorbild gehabt. Niemanden, der ihn so anspornt, noch besser zu werden. Inzwischen ist die Sache klar: Martin Fourcade ist der Mann für die ersten Plätze. Er gewann in der zurückliegenden Saison den Gesamtweltcup und hat in den ersten Rennen der jungen Saison wieder mit Abstand die konstanteste Leistung gezeigt. Längst ist er nicht mehr nur seinem vier Jahre älteren Bruder enteilt.

Kaum ein Biathlet vermag in beiden Disziplinen – Schießen und Laufen – kontinuierlich Bestleistungen abzuliefern; Martin Fourcade schon. Bei sechs Starts stand er in diesem Winter fünfmal auf dem Siegerpodest. Der ältere Bruder weint heute nicht mehr, wenn er das sieht. Simon Fourcade musste sich an das Bild des erfolgreicheren Bruders gewöhnen, und dennoch nervt es Martin Fourcade zuweilen, dass diese Geschichte trotzdem noch interessanter ist als seine herausragenden Leistungen. „Der Zweikampf mit meinem Bruder ist für viele das bestimmende Thema“, sagt er. „Das ist immer eine Story.“

Nach seinem eigenen Verständnis hat sich Martin Fourcade, der im Gegensatz zu Simon schon mal den Kasper des Feldes gibt, mehr als emanzipiert von seinem Bruder. „Jeder geht seinen Weg“, sagt Martin Fourcade. Simon sei für ihn mittlerweile ein Konkurrent wie jeder andere. Leistungssport und echte Bruderliebe vertragen sich nicht für ihn. Spätestens seit Vancouver 2010.

Tora Berger

Dass Tora Berger in diesem Winter allen davonläuft, war von ihr nicht vorgesehen. Eigentlich wollte sie mit ihren 31 Jahren nach der vergangenen Saison Schluss machen mit dem Biathlonsport. Doch dann brachte sie von der Weltmeisterschaft in Ruhpolding gleich drei goldene Medaillen nach Hause. Und dazu machten ihr mit Helena Ekholm und Magdalena Neuner zwei Hauptkonkurrentinnen auch noch den Weg frei. Als die beiden zurücktraten, war für Berger klar: Es geht weiter. Mindestens bis zu den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi.

Vielleicht denkt Tora Berger lieber einmal mehr über Entscheidungen wie diese nach, seit sie weiß, wie schnell alles gehen kann. Im Jahr 2009 war es, als die Norwegerin an Hautkrebs erkrankte. „Mit Mitte 20 denkt man, das Leben wird ewig weitergehen“, sagte sie später einmal. „Dann wacht man auf und weiß, dass es nicht so ist.“ Über dieses Schicksal redet sie so gut wie nie, aber auch sonst ist Berger keine Frau der großen Worte.

Norwegens Siegläuferin. Tora Berger hat in allen sieben Rennen der jungen Biathlon-Saison auf dem Podest gestanden, viermal ganz oben.
Norwegens Siegläuferin. Tora Berger hat in allen sieben Rennen der jungen Biathlon-Saison auf dem Podest gestanden, viermal ganz oben.

© dpa

Dabei könnte sie sich ein größeres Mundwerk durchaus erlauben – angesichts ihrer Erfolge. Sieben Rennen wurden in dieser Saison bislang ausgetragen, in allen landete Tora Berger auf einem der ersten drei Plätze. Kein Wunder, dass sie im Gesamtweltcup deutlich vor der Weißrussin Darja Domratschawa auf Rang eins rangiert. Den jüngsten ihrer vier Siege holte sie am Sonntag in Hochfilzen mit der Staffel Norwegens.

Lange Zeit sah es so aus, als sollte Tora Berger vor allem eine Biathletin für Staffeln sein. Viele sahen in ihr eine gute Mit-, aber eben keine Siegläuferin. Dabei wurde sie in einer Skifamilie mit dem Wintersport groß, probierte es wie ihr Bruder Lars erst im Langlauf und wechselte schließlich zum Biathlon. Im Vergleich mit dem großen Bruder hat sich Tora Berger vor allem am Schießstand so stark verbessert, dass die Konkurrenz oft nur hinterherläuft. Und fast darauf hoffen dürfte, dass Tora Berger doch bald ihre Karriere beendet.

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