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Biathlon: Die Spätstarterin kommt früh an

Martina Glagow siegt zum Biathlon-Auftakt, Neuner und Greis enttäuschen.

Kontiolahti - Als Martina Glagow den Schießstand verließ und zur Schlussrunde aufbrach, hatte sie zwölf Sekunden Rückstand auf die Russin Tatjana Moisejewa. Als sie drei Kilometer später im Ziel des 15-Kilometer-Rennens angekommen war, hatte sie 6,7 Sekunden Vorsprung – und stand als Siegerin des ersten Biathlon-Weltcuprennens der Saison in Kontiolahti (Finnland) fest. „Das ist faszinierend und ein bissel schön. Sonst bin ich eine Spätstarterin und werde im ersten Rennen 90., diesmal bin ich Erste“, sagte Glagow ungläubig. Sie hatte mit taktisch kluger Renneinteilung und fehlerfreiem Schießen gewonnen. Simone Denkinger belegte den dritten Platz und stand erst zum dritten Mal in ihrer Laufbahn auf dem Weltcup-Siegertreppchen. Die Weltmeister Magdalena Neuner und Michael Greis hingegen enttäuschten auf Rang 30 und 25.

Nicht nur Neuner büßte trotz starker läuferischer Leistung ihre Chance auf einen vorderen Platz mit zu vielen Fehlschüssen ein. Katrin Hitzer belegte mit drei Strafminuten für drei Fehlschüsse den 16. Platz. Andrea Henkel verfehlte als 18. ebenfalls drei Scheiben. Je vier Mal patzten Kati Wilhelm als 21. und Sabrina Buchholz auf Position 28. Magdalena Neuner rettete mit fünf Fehlschüssen bei 20 Versuchen gerade noch einen Weltcuppunkt. „Das war eines der härtesten Einzelrennen, das ich je gelaufen bin“, schnaufte Neuner im Ziel – und gab sich schnell wieder kämpferisch. „Das fehlerfreie zweite und dritte Schießen nehme ich mir morgen für den Sprint vor. Dann geht’s weiter nach vorn“, kündigte sie an. Im Februar hatte sie in Antholz drei WM-Titel gewonnen und muss nun zeigen, dass sie dem Erfolgsdruck, der jetzt auf ihr lastet, standhalten kann. Gestern jedenfalls hatte sie ihre Nerven nicht im Griff.

In der reinen Laufzeit war Neuner sogar Drittschnellste hinter der finnischen Skilanglauf-Umsteigerin Kaisa Varis und Kati Wilhelm. Bis auf Glagow als 16. in der Loipe landeten alle anderen deutschen Frauen unter den ersten zehn. „Das zeigt, dass die Laufform stimmt“, sagte Bundestrainer Uwe Müssiggang. „Im nächsten Rennen wird’s dann besser“, kündigte Andrea Henkel an, die bis zu ihren zwei Fehlern beim letzten Anschlag ebenfalls Chancen auf einen Platz ganz vorne hatte.

Die deutschen Männer mussten sich bei Frostgraden auf der harten WM-Strecke von 1999 mit einem durchwachsenen Saison-Einstand begnügen. Bester Deutscher über 20 km war Daniel Graf aus Frankenhain, der auf Platz fünf landete und die WM-Norm erfüllte. Es siegte der Franzose Vicent Defrasne vor Halvard Hanevold (Norwegen) und Maxim Tschudow (Russland). Durch einen Fehler beim letzten Schießen verpasste er den ersten Weltcup-Podestplatz seiner Karriere – sein bestes Weltcup-Ergebnis war es dennoch. „Ich bin baff. Damit habe ich nicht spekuliert. Ich hatte mir wenig ausgerechnet, denn im Training lief’s nicht wie gewünscht“, sagte der Thüringer. Schließlich war er erst kurzfristig für den verletzten Andreas Birnbacher ins Team gerückt.

„Das Rennen war eine Standortbestimmung. Jeder hat heute gesehen, was noch zu tun ist“, sagte Bundestrainer Frank Ullrich mit Blick auf die Wackler beim Schießen. Olympiasieger Michael Greis (Nesselwang), auf den sich nach dem Rücktritt der Routiniers Ricco Groß und Sven Fischer alle Blicke richten, leistete sich beim letzten Schießen zwei Fehler.

Damit verpasste Michael Greis den bis dahin greifbaren Platz unter den ersten Acht und kam trotz fünftbester Laufzeit nur auf Rang 25 ins Ziel. Immer noch vor Norwegens Star Ole Einar Björndalen. Ihm blieb mit sechs Schießfehlern nur Platz 29. Tsp/dpa

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