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Vancouver 2010 - Biathlon

© dpa

Biathlon: Letzte Chance vertan

UPDATE Auch in der Staffel verpassen die deutschen Biathleten eine Medaille, weil Andreas Birnbacher im Schießen patzt. Norwegen wird überlegen Olympiasieger.

Miriam Gössner stand an der Piste, das Wetter war schlecht, nasser Schnee fiel unablässig vom Himmel und drang sofort durch die kleinsten Ritzen der Kleidung. Aber die Silbermedaillen-Gewinnerin der Langlauf-Staffel freute sich wie eine Schneekönigin. Simon Schempp, der 21-jährige Neuling in der Biathlon-Staffel der Männer, lief das Rennen seines Lebens. Der Zollwachtmeister von der Schwäbischen Alb ist der Freund von Miriam Gössner, die 19-Jährige teilt mit ihm die Freuden und Leiden eines Leistungssportlers. Doch keine zehn Minuten später schwand nicht nur bei Miriam Gössner die Freude, das gesamte deutsche Biathlon-Lager schaute betreten in die weiße Landschaft des Olympic Parcs. Andreas Birnbacher, der zweite deutsche Läufer, brachte die in Führung liegende Biathlon-Staffel durch zwei Strafrunden im Stehendschießen um alle Medaillenchancen. Das Team belegte schließlich abgeschlagen Platz fünf (1:23:16,0 Stunden). Es siegte Norwegen (1:21:38,1) mit Ole Einar Björndalen, der sein sechstes Olympiagold und seine elfte Medaille gewann, vor Österreich (1:22:16,7) und Russland (1:22:16,9).

Für die deutschen Männer endete Olympia in Vancouver damit in einem Debakel. Erstmals seit 42 Jahren gab es überhaupt keine Medaille für die Biathleten, seit 1968 hatten deutsche Männer-Staffeln immer einen der ersten drei Plätze belegt. Doch die Krise zeichnete sich ab, seit dem Goldlauf von 2006 in Turin gewann Michael Greis mit seinen oft wechselnden Kollegen kein Rennen mehr. „Wir hatten mehr erwartet. Wir werden genau analysieren, wo die Gründe liegen. Es ist gut, dass die Biathlon-Frauen mit zweimal Gold, einmal Silber und zweimal Bronze ihr Soll mehr als erfüllt haben“, sagte Alfons Hörmann, der Präsident des Deutschen Skiverbands.

Schempp läuft stark an

Für den krank gewordenen Christoph Stephan kam Schempp (21), der den Vorzug vor dem erfahrenen Alexander Wolf erhielt, zu seiner Olympia-Premiere. Andreas Birnbacher (28), Arnd Peiffer (22) und in seinem letzten olympischen Rennen Greis (33) komplettierten das DSV-Quartett. In Turin hatte „Michi“ Greis in der Staffel eine seiner drei Goldmedaillen gewonnen – an der Seite von Sven Fischer, Ricco Groß und Michael Rösch. In Whistler wurde das Ziel, im letzten der fünf Wettbewerbe einen Platz auf dem Podest zu erkämpfen, mit drei Olympia-Debütanten angegangen.

Der zweifache Junioren-Weltmeister Schempp startete phantastisch, er übergab als Dritter hinter Schweden und Österreich. Der Bayer Birnbacher rückte nach null Fehlern im Liegendschießen sogar auf Platz eins, doch dann schloss er eine katastrophale Serie im Stehendanschlag. Aus 50 Metern ließ er trotz dreier Nachlader zwei der fünf Scheiben stehen. Birnbacher schoss bei Schneefall, der die Sicht sehr störte, teilweise weit daneben. Er schüttelte enttäuscht den Kopf und musste zwei Strafrunden drehen. Die Konkurrenten setzten sich weit ab. Die Hoffnung, mit Bronze einen versöhnlichen Abschluss zu erreichen, war für die Biathlon-Staffel zerstoben. Birnbacher wechelte als Zehnter von 19 Läufern auf Arnd Peiffer.

Peiffer lief nach guter Leistung wieder auf Platz sieben. Ein tolles Rennen lieferte Michael Greis ab, der in beiden Schießen fehlerlos blieb. Er kam hinter Schweden als Fünfter ins Ziel. Der Abstand zu den überlegenen Norwegern betrug aber noch 1:28 Minuten. Das deutsche Team hatte in der Weltcup-Saison nur zweimal, in Hochfilzen und in Oberhof, als Dritter einen Topplatz erreicht. Die Mannschaft steht nun vor einem Umbruch. Nicht nur für Greis war es das letzte Olympia-Rennen, auch Männer-Bundestrainer Frank Ulrich erlebte seinen letzten Wettkampf in dieser Funktion. Trainer Uwe Müßiggang wird künftig für Frauen und Männer zuständig sein.

Gregor Derichs[Whistler]

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