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Biathlon: Neuners Fehlschuss-Blamage kostet deutschen Sieg

Durch vier Strafrunden von Schlussläuferin Magdalena Neuner landet die deutsche Frauenstaffel in Oberhof nur auf Platz vier - nachdem sie klar in Führung lag. So siegt Russland am Ende vor Norwegen.

Acht Schuss, nur ein Treffer und vier Zusatzrunden als Strafe: Ausgerechnet Superstar Magdalena Neuner hat mit einem schier unglaublichen Fehlschuss-Festival der deutschen Biathlon-Staffel den schon sicher geglaubten Sieg beim Auftakt des Heim-Weltcups in Oberhof vermasselt. Klar in Führung liegend, fiel Neuner auf Platz vier zurück. Russland siegte vor Norwegen und Frankreich. Die deutsche Frauenstaffel bleibt seit 2008 am Thüringer Rennsteig sieglos.

„Man kann nur sagen, dass ich es vergeigt habe“, kommentierte Magdalena Neuner ihren selten erlebten Aussetzer. „Ich habe mich immerzu gefragt, warum die Scheiben nicht fallen. Am Ende habe ich resigniert.“ Nachdem sie mit hängenden Armen und fast zwei Minuten Rückstand zu den schon feiernden Russinnen ins Ziel getrudelt war, stürmte Magdalena Neuner mit hochrotem Kopf wütend an allen Kameras vorbei. „Sie ärgert sich maßlos über sich selbst. Das war nicht erklärbar. Die Bedingungen waren beherrschbar. Vielleicht hat sie der erste Fehlschuss durcheinander gebracht“, mutmaßte Cheftrainer Uwe Müssiggang.

Zittern bei Henkels Schießeinlage

Als Startläuferin Andrea Henkel beim Stehendschießen zu ihrer dritten und letzten Nachladepatrone greifen musste, stöhnte ihr Trainer Gerald Hönig, stapfte wütend mit dem Fuß und schimpfte: „Das gibt's doch nicht, immer knapp vorbei“. Da waren die Gedanken an das Vorjahr wieder präsent, als die deutsche Staffel an gleicher Stelle im Schneesturm rekordverdächtige sieben Strafrunden laufen musste und nur Platz sechs belegte. Diesmal aber traf Henkel, befand, dass sie sich „am Ende richtig zusammengerissen“ habe und gab dem Gastgeber-Quartett den Weg Richtung Siegerpodest vor.

Tina Bachmann überholte die zunächst führenden Französinnen, und 19.000 Zuschauer sangen schon bei Halbzeit des Rennens das Lied vom „Tag, so schön wie heute.“ Für Cheftrainer Uwe Müssiggang war an dieser Stelle klar: „Wenn Du bei der Hälfte nicht dabei bist, hast Du keine Chance.“ Seine Mannschaft lag an der Spitze, obwohl Bachmann auf einer Abfahrt kurz vor dem Ziel sogar stürzte. „Eine Schrecksekunde, aber zum Glück nicht schlimm“, sagte Bachmann.

Reservistin Buchholz überzeugt

Dann allerdings musste die im Dezember wegen Formschwäche ausgemusterte und mangels Alternativen begnadigte Lokalmatadorin Sabrina Buchholz dem Nervendruck der heimischen Kulisse standhalten.

Die ehemalige Mixed-Weltmeisterin lief ein für ihre Verhältnisse exzellentes Rennen, ließ nur um knappe 1,5 Sekunden Olympiasiegerin Olga Saizewa passieren und eröffnete Magdalena Neuner damit die Chance zum Sieg. Die deutsche Sportlerin des Jahres baute den Vorsprung gegenüber ihrer russischen Kontrahentin Olga Wiluchina kontinuierlich aus. Bis zum totalen Flop des letzten Stehendschießens.

Beim deutschen Heimspiel am Thüringer Rennsteig steht am Donnerstag (ab 18.20 Uhr) das Staffelrennen der Männer über 7,5 Kilometer auf dem Programm. Dabei feiert Youngster Florian Graf (Eppenschlag) sein Debüt im Quartett der deutschen Mitfavoriten.

Graf ersetzt Routinier Michael Greis, der wegen Trainingsrückstand nicht in Oberhof antritt. Außerdem laufen Simon Schempp (Uhingen), Andreas Birnbacher (Schleching) und Weltmeister Arnd Peiffer (Clausthal-Zellerfeld). (dapd)

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