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Biathlon-WM: Auf Nimmerwiedersehen

Die Biathleten verlassen genervt Südkorea – mit WM-Bronze für die Männerstaffel im Gepäck.

Ihren geografischen Vorteil nutzten die Russen auch am letzten WM-Tag wieder aus. Ergebnis: eine klare Flaggenübermacht auf der putzigen Tribüne im Biathlon-Stadion von Pyeongchang. Verglichen mit den führenden Biathlon-Nationen aus Westeuropa hatten es die Menschen aus dem Riesenreich eben einigermaßen nah, um bei den bizarrsten Titelkämpfen der Biathlon-Geschichte dabei zu sein. Magdalena Neuner zeigte vollstes Verständnis für alle Daheimgebliebenen. „Wer fliegt schon extra nach Korea?“, fragte die 22-Jährige und lieferte die Antwort gestern gleich mit: „Ich jedenfalls möchte nicht hierher zurückkommen.“

Gestern durften dann alle ihre Skier und Gewehre endlich wegpacken – wobei die deutsche Männerstaffel im finalen WM-Rennen in der Besetzung Michael Rösch, Christoph Stephan, Arnd Peiffer und Michael Greis immerhin noch einen Satz Bronzemedaillen mit in die Koffer stecken durfte. Hinter Sieger Norwegen, deren Schlussläufer Ole Einar Björndalen sich am Ende mit seiner vierten Goldmedaille in Südkorea für die Schmach vom Vortag revanchierte: Hatten dem großen Norweger beim Massenstart doch die Österreicher Dominik Landertinger und Christoph Sumann sowie der Drittplatzierte Iwan Tscheressow, der Russe mit dem schwer zu bändigenden Hämoglobinwert, die Hacken gezeigt.

„Mit diesem ganz normalen dritten Platz wollen wir mal zufrieden sein“, genoss Bundestrainer Frank Ullrich zum Abschluss die zweite WM-Plakette des deutschen Männerteams und sprach speziell dank der erfreulichen Nachwuchskräfte Stephan (23 Jahre) und Peiffer (21) von einer „WM, die für die Zukunft hoffen lässt“. Grummelnd verabschiedeten sich dagegen die DSV-Frauen: Obwohl mit fünf Startplätzen im 30er-Feld bedacht, schaffte es im sonntäglichen Massenstart nicht eine Athletin aufs Podest. Andrea Henkel („Ich hatte schon bessere und schlechtere Weltmeisterschaften – aber nur schönere“) wurde als beste Deutsche Fünfte – während Kati Wilhelm nach einem Sturz mit vier Minuten Rückstand auf Siegerin Olga Saizewa Letzte wurde.

Die Krone der erfolgreichsten WM-Teilnehmerin konnte Saizewa (Doppel-Gold, Doppel-Bronze) Wilhelm (Doppel-Gold, Doppel-Silber) trotzdem nicht mehr vom Kopf stoßen. Mächtig Theater veranstaltete die Russin vor dem Abmarsch aus Südkorea aber trotzdem. Nach dem Sieg mit der russischen Frauenstaffel (vor Deutschland) am Samstag vermeldete die 30-Jährige nach den internationalen Anfeindungen: „Für uns ist diese Medaille nicht aus Gold, sondern aus Platin.“

Der überdrehte Tonfall nach dem ersten russischen WM-Gold in Pyeongchang passte zu Saizewas Weigerung, auch nur ein negatives Wort zu den positiven Dopingtests der Teamkollegen Jurjewa, Achatowa und Jaroschenko von sich zu geben. Dennoch wehte am Ende wenigstens ein Hauch von Versöhnung über die karge Hügellandschaft der Provinz Gangwon-do. Selbst Schwedens bayerischer Cheftrainer Wolfgang Pichler unterbrach fürs Erste seinen Kreuzzug gegen alle Biathlon-Bösewichter. Sein Athlet Mattias Nilsson hatte nach mehreren Morddrohungen aus Russland nun angeblich eine SMS erhalten – vom russischen Staatspräsidenten Dmitri Medwedew, der versicherte, er wolle sich „im Anti-Doping-Kampf stark engagieren“. Die Schweden glaubten dies tatsächlich – während auf Initiative des US-Teams beim Weltverband IBU nun ein Zehn-Punkte-Katalog mit drastischen Forderungen für den Kampf gegen Doping auf dem Tisch liegt. Unterzeichnet hatten nach letztem Stand 26 der 38 in Pyeongchang gemeldeten Nationen, auch Deutschland. Die Russen dagegen konnten sich zu einer Unterschrift bislang noch nicht durchringen.

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