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In guter Form zur Heim-WM. Magdalena Neuner hat in dieser Saison schon sieben Einzelrennen gewonnen und führt den Gesamt-Weltcup souverän an.

©  Reuters

Biathlon-WM in Ruhpolding: Magdalena Neuners letzter großer Auftritt

Wenn am Donnerstag in Ruhpolding die Biathlon-WM mit der Mixed-Staffel beginnt, steht Magdalena Neuner wieder einmal im Fokus. Doch das Karriereende ist nah.

Die wichtigsten Zuständigkeiten in der WM-Wohngemeinschaft Neuner/Gössner waren bereits vor der Anreise der beiden Oberbayerinnen nach Ruhpolding geklärt. Magdalena Neuner war für die Bereitstellung eines funktionierenden Wasserkochers zuständig, und Zimmerkollegin Miriam Gössner durfte beim Packen auf keinen Fall den Fön vergessen. Logistische Detailfragen, um die sich das ältere der beiden WG-Mitglieder nach den Weltmeisterschaften der Biathleten in den Chiemgauer Alpen nie wieder wird kümmern müssen. Denn nach dem letzten Weltcup-Rennen am 18. März in Chanty- Mansijsk beendet Magdalena Neuner ihre Laufbahn.

Warum, das weiß seit Anfang Dezember, als Neuner ihr nahendes Karriere-Ende öffentlich machte, die ganze Nation. „Ich will endlich mal richtig leben“, sagt die 25-Jährige, die ihr Sportlerinnendasein in Ruhpolding aber noch einmal in vollen Zügen genießen will. Vier Einzel- und zwei Staffel-Wettbewerbe sind für sie bei den Titelkämpfen drin. Und Neuner will nicht nur jedes Mal dabei sein, sondern zudem ihre schon großartige Bilanz von der WM 2011 in Chanty-Mansijsk toppen.

Jenseits des Urals gewann sie vor einem Jahr drei Mal Gold und zwei Mal Silber, nun soll es ein halbes Dutzend Medaillen sein. „Ich möchte mich im Vergleich zur letzten WM steigern. Und das ist schon eine Ansage“, erklärt Neuner – und Gerald Hönig äußert auch keinerlei Bedenken. „Wenn sie gesund bleibt, wird sie bei allen Wettbewerben an den Start gehen“, sagt der Trainer der deutschen Biathletinnen über seine beste Athletin. Am Donnerstag steigt sie mit der Mixed-Staffel in die WM ein, bei Sonnenschein und prognostizierten zwölf Grad über null.

Unter emotionalen Gesichtspunkten hätte sich Magdalena Neuner keinen besseren Ort für ihren Abschied aussuchen können als Ruhpolding. In dieser Rubrik hat sie Nachholbedarf – und schuld daran sind die Olympischen Spiele in Vancouver. Zwei goldene Medaillen und eine silberne holte sie im Februar 2010 in den Wäldern von Whistler. Doch der berühmte olympische Geist blieb ihr trotz des Triumphzugs auf Ski völlig verborgen.

Die Heim-WM als emotionaler Karriere-Abschluss

„Der Spirit hat total gefehlt. Ständig wurde an mir herumgezerrt, wir wurden wie Schafe auf dem Weg zum Schlachthof behandelt“, sagte Neuner, die Olympia als „große Enttäuschung “ bezeichnete. So ein aus ihrer Sicht unwürdiges Gezappel möchte sie kein zweites Mal mitmachen.

„Für mich ist sie eine Legende“, sagte der Norweger Ole Einar Björndalen, selbst ein großer Star der Biathlonszene. Wie viele Fans bedauert der 38-Jährige, dass die Deutsche aufhört. Doch deren Entschluss steht felsenfest. Zudem absolviert Neuner ihre Abschiedstournee bislang mit großem Erfolg: Die zehnmalige Weltmeisterin führt den Gesamt-Weltcup an, siegte in diesem Winter bereits bei sieben Einzelrennen – und geht ihren mutmaßlichen Gefühlshöhepunkt in sechs Jahren an der Weltspitze entsprechend zuversichtlich an.

„Diese Heim-WM ist schon seit Monaten in meinem Kopf“, sagt Neuner. „Dadurch, dass der Saisonhöhepunkt in Ruhpolding stattfindet, ist die Anspannung größer.“ Und die Erwartungen der Zuschauer sind enorm. Durch die langjährige Zusammenarbeit mit ihrem Mentaltrainer, dessen Namen sie wie ein Staatsgeheimnis hütet, ist sie auch beim Schießen inzwischen konstant erfolgreich. Ihre Hauptkonkurrentinnen, die Weißrussin Darja Domratschewa und die Finnin Kaisa Mäkäräinen, witzelten deshalb schon, Neuner demnächst als ihre Schießtrainerin engagieren zu wollen.

Doch nichts liegt der gebürtigen Garmisch-Partenkirchenerin ferner. Die ersten blühenden Krokusse in ihrer oberbayrischen Heimat, das erste frische Gras – solche Dinge haben Neuner stets beglückt, wenn sie Ende März vom letzten Weltcup-Rennen der Saison nach Hause kam. Und so kurz vor dem Ende ihrer Karriere freut sie sich auf die nahende Heimkehr nun ganz besonders.

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