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Leidensbrüder unter sich. Die New Orleans Saints (in schwarz) und die Carolina Panthers gehören zur schwächsten Division der NFL.

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Big Four - Die US-Sport-Kolumne: Die schlechteste NFL-Division der Geschichte

Eine Mannschaft mit miserabler Bilanz darf in die Play-offs, nachweislich bessere dagegen nicht: In der NFL entbrennt ein Streit um die Teilnahme-Modalitäten für die K.o.-Runde. Im Zentrum steht eine Division, die NFC South, und ein Team: die New Orleans Saints.

Wenn Millionen und Abermillionen von Truthähnen verdaut sind, beginnt das große Rechnen. Nach dem Feiertag zu Thanksgiving, in den USA traditionell ein Fest der Familie, des Kommerzes und, wie sollte es anders sein: des American Football, kommt die Zeit, um sich Gedanken über etwaige Konstellationen machen zu können. Wie heißen die Favoriten für den Super Bowl? Welches Team schafft tatsächlich noch die Qualifikation für die Play-offs im neuen Jahr? Wer sichert sich den Heimvorteil? Und wer bleibt beim Versuch dabei auf der Strecke? Aus diesen Fragen bezieht die US-amerikanische National Football League (NFL) im Dezember erfahrungsgemäß ihre Spannung.

Unabhängig vom Ausgang der regulären Saison hat eine Erkenntnis bereits jetzt Gültigkeit: Unter den zwölf Teams, die in es die K.o.-Spiele schaffen werden, steht de facto eines mit negativer Bilanz, also mit mehr verlorenen als gewonnen Spielen. Das ist einerseits sehr, sehr selten, kommt aber andererseits durchaus mal vor alle paar Jahre. So what?

"In der NFC South gibt es kein gutes Team"

Dass die Gemengelage im Kampf um die Play-off-Plätze im Kalenderjahr 2014 eine ganz besondere ist, steht trotzdem außer Frage. Schuld daran ist eine der acht Divisionen, auf die sich die 32 NFL-Teams verteilen, konkret: die National Football Conference (NFC) South. In den Staaten überschlagen sich die Berichterstatter schon seit Wochen mit immer neuen Superlativen. Am Anfang war von der schlechtesten Division seit Jahren die Rede, später seit Jahrzehnten. Mittlerweile wird sogar darüber diskutiert, ob es sich womöglich sogar um die schwächste in der langen und glorreichen Geschichte der NFL handelt. Deion Sanders, seines Zeichens Football-Legende und Fernsehkommentator und in dieser Funktion bekannt für steile Thesen, ließ sich sogar zur der Aussage hinreißen, in der NFC South gebe es „kein einziges gutes Team.“

Die Tabellenkonstellation lässt diesen Schluss definitiv zu: Mit einer Bilanz von sechs Siegen und acht Niederlagen führen die New Orleans Saints, Super-Bowl-Sieger von 2010, im Moment die NFC South an. Es folgen: die Carolina Panthers (fünf Siege, acht Niederlagen, ein Remis) sowie die Atlanta Falcons (5-9) und die Tampa Bay Buccaneers (2-12). „Under 500“ nennen die Amerikaner das: alle vier Teams haben weniger als die Hälfte ihrer Spiele siegreich gestalten können. Zum Vergleich: Im Pendant zur NFC, der American Football Conference (AFC) mit ihren 16 Klubs, gibt es überhaupt nur vier Mannschaft mit negativem Rekord. In der NFC North etwa, bestehend aus den Cincinatti Bengals (9-4-1), den Pittsburgh Steelers (9-5), den Baltimore Ravens (9-5) und den Cleveland Browns (7-7), taucht kein Vertreter „under 500“ auf.

Der Sieger der Division genießt in den Play-offs Heimrecht

Um die Empörung der sportinteressierten Öffentlichkeit nachvollziehen zu können, muss man den Modus für die im Januar beginnenden Play-offs verstehen. Demnach ist dem Sieger jeder der acht NFL-Divisionen unabhängig von seinem Rekord ein Startplatz in den Ausscheidungsspielen und damit verbunden das Heimrecht in der ersten K.o.-Runde sicher. Das kann zu seltsamen Konstellation führen, wie wir sie just im Moment erleben. Beispiel Philadelphia: Die Eagles (9-5) haben zwar eine wesentlich bessere Bilanz als New Orleans (6-8), nach aktuellem Stand wären sie allerdings nicht qualifiziert für die Play-offs – weil sie ihre Division eben nicht anführen, sondern die Dallas Cowboys (10-4).

Angesichts dieser Sachlage mehren sich die Stimmen der Kritiker, die mit dem Verweis auf fehlende Gerechtigkeit eine Reform für den Play-off-Modus fordern. Vor allem in Detroit, Dallas und eben Philadelphia formiert sich Widerstand, also in jenen Städten, deren Team von der Regelung betroffen sind respektive sein könnten. Warum, fragen sie, soll ein Team noch dafür bestraft werden, dass es in einer sportlich anspruchsvolleren Division spielt? Beziehungsweise: Warum wird ein Team mit einem Startplatz für die Play-offs belohnt, das in der vermeintlich schlechtesten Division der Geschichte spielt?

Bislang hat es erst ein Team mit negativer Bilanz in die K.o.-Runde geschafft

Zumal die Erfolgsaussichten im K.o.-Modus unter Berücksichtigung der Statistik gar nicht mal so schlecht für die Mannschaften der NFC South sind. In der Geschichte der NFL hat es bislang zwar erst ein Team geschafft, mit einer negativen Bilanz die Play-offs zu erreichen, 2010 gelang dieses Kunststück den Seattle Seahawks (damals 7-9). Damals setzten sie sich aber in der ersten Runde gegen, man ahnt es bereits, die New Orleans Saints durch.

"Big Four - die US-Sport Kolumne": An dieser Stelle werfen wir jeden Donnerstag einen Blick auf das Geschehen in einer der vier großen US-Profiligen NFL, NBA, NHL und MLB. Alle bisher erschienen Texte finden Sie hier.

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